Sonntag, 11. Oktober 2015

Bücherherbst - Was bisher geschah & Die Verwandlung

von CAROLINE SCHULTZ

Noch bevor die Frankfurter Buchmesse überhaupt angefangen hat, erscheint mir der diesjährige Bücherherbst bewegter als jemals zuvor. Zu vieles ist schon passiert.

Wir mussten Abschied nehmen von dem großartigen und wunderbaren Literaturkritiker Hellmuth Karasek, den ich für seine charmante ruhige Art, die stets treffend und oft humorvoll war, sehr bewundert habe.  Eines meiner liebsten und vermutlich eines seiner bekanntesten Zitate ist: "Die Kunst des Erzählens besteht darin, eine Katze mit maximalem Effekt aus dem Sack zu lassen." (Hellmuth Karasek). So einfach und so wahr! Einen schönen Nachruf findet ihr hier.

Kurz nachdem für Hellmuth Karasek zum letzten Mal der Vorhang gefallen war,
erwachte  "Das Literarische Quartett" von den Toten. Das einstige Original-Quartett verhalf Hellmuth Karasek, Marcel Reich-Ranicki und Sigrid Löffler zu erheblichem Ruhm in der Literaturszene und großem Erfolg im deutschen Fernsehen.
Das neue Quartett besteht nun aus Volker Weidermann (Der Spiegel), Maxim Biller (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), Christine Westermann (Moderatorin, Journalistin) und in der ersten Folge der (Juristin, Autorin) Juli Zeh. Das neue Quartett kam zum ersten Mal am 02.10.2015 zusammen.Hier geht's zur Mediathek
Die Sendung löste hohe Einschaltquoten (1,07 Millionen) aber wenig Begeisterung bei Zuschauern und Kritikern aus. Auch die Buchhandlungen konnten kaum Nachfragen zu den besprochenen Titeln verzeichnen. (Kaum Kaufimpulse für den Buchhandel - Umfrage bei Börsenblatt.net am 07.10.15)
Vielleicht brauchen die aktuell berufenen Literaturkritiker noch etwas Zeit um in diesen großen Schuh hineinzuwachsen. Ich bin gespannt auf weitere Sendungen und absolut dafür, dem Quartett wieder eine Chance zu geben. Vielleicht erinnern wir uns derweil an die Worte Marcel Reich-Ranickis: "In der Literatur gibt es nur zwei Themen, die Liebe und den Tod, alles andere ist Mumpitz."


Mit nur 67 Jahren verstarb der schwedische Schriftsteller und Schöpfer der "Kurt Wallander
Thriller-Reihe", Henning Mankell. Am Montag, den 05.10.2015 erlag er seinem Krebsleiden. Er war ein gefeierter Gegenwartsautor, der weltweit von seinen Lesern geschätzt wurde und ein großer Afrikakenner.


Ich habe seine Wallander Krimis mit Spannung aufgesogen, doch viel mehr haben mich andere gesellschaftskritische Bücher aus seiner Feder begeistert: Vor einer satirisch humorvollen Kulisse erzählt Henning Mankell die Geschichte eines Flüchtlingsmädchens, Sie heißt  "Tea-Bag" und flüchtet aus dem Sudan nach Schweden. Ich habe dieses Buch - Tea-Bag - schon vor langer Zeit in mein Herz geschlossen und ich denke, jetzt ist genau der richtige Moment, um wieder daran zu erinnern. 

Weniger leichtfüßig zu lesen, aber von nachhaltiger Eindringlichkeit ist Mankells "Der Chronist der Winde" 
"Man kann fliegen, ohne sichtbare Flügel zu haben." 
Nelio, ein zehnjähriges Straßenkind, erzählt sein Leben, während er mit einer Schusswunde auf dem Dach eines afrikanischen Hauses liegt und weiß, dass er sterben wird. Der Roman verschweigt keine Brutalität und schönt keine Realität, er erzählt vom Verlust, von einem schwierigen Land und den Sehnsüchten und Hoffnungen in einem Leben mit anderen Kindern auf der Straße.

Wir sind umgeben von einer ungeheuren Flüchtlingsproblematik und doch sind wir Europäer von einem umfassenden Verständnis für die Lage in den Ursprungsländern der Geflüchteten viel zu weit entfernt, Literatur, wie Henning Mankells "Der Chronist der Winde" hilft uns zu sehen!


Was sonst noch wichtig war - Via Facebook kam es zu mir: Das Buchmesse-Alphabet vom Verlag Kipenheuer & Witsch. Da kann ich nur empfehlen, selber lesen und mitlachen. 

Und nun, wo die beste aller Messen endlich in Sichtweite ist, da sag ich nur Swetlana Alexijewitsch, die weißrussische Schriftstellerin ist die diesjährige Trägerin des Literaturnobelpreis. Die FAZ hilft uns unsere Wissenslücken bezüglich der Schriftstellerin und ihres Werkes zu schließen, denn leider muss ich hier ehrlicherweise total passen. Ich sage nur "Herzlichen Glückwunsch" nach Weißrussland!

Und nun läuft er mein persönlicher Countdown bis zur Messe. Ab morgen wird gepackt und 
doppelt gefreut, ab Mittwoch bin ich nicht mehr Mutter und Familienmensch, nicht Ehefrau, Tochter oder Angestellte, dann verwandle ich mich in eine Buchverrückte unter Gleichgesinnten!

Die Verwandlung
Als Caroline Schultz-Samsa am Mittwoch Morgen aus unruhigen Träumen erwacht, findet sie sich in ihrem Frankfurter Hotelbett zu einem ungeheuren Messegeziefer verwandelt. Sie liegt auf ihrem harten, panzerartig verspannten Rücken und fühlt sich wie ein Bundesbahn-tauglicher Hartschalenkoffer nur ohne die Rollen. Unter der weggleitenden Decke erkennt sie ein dunkelgraues bogenförmig abgestepptes Etuikleid, schwarze Nylonstrümpfe, dazu passende hochhackige Pumps.
An ihrer linken Hand ist ein Smartphone angewachsen und von der rechten Schulter baumelt eine flache Notebooktasche. Die Weckfunktion des Smartphones hupt unerbittlich. "Was ist mit mir geschehen?" denkt sie. Es ist kein Traum. Sie ist tatsächlich in ihrem Hotelzimmer. Vorsichtig hebt Sie den Kopf, dabei erkennt Sie ihr Namensschild am Kleiderstoff und das bedruckte Schwarze Schlüsselband mit der #FBM15 Blogger-Badge daran. Carolines Blick richtet sich dann zum Fenster, das wechselhafte Wetter und der Anblick des Messeturms macht sie sofort fröhlich. Blitzartig hüpft sie aus dem Bett, verfehlt beim Auftreten nur knapp den E-reader, wirbelt Notizblätter und Leseexemplaare vom Bett und rennt aus dem Zimmer! "Juchu, es ist Messetime ;-)"

Und wenn ich mich abends nicht wie ein zertretenes Insekt fühle, dann dürft ihr bei mir wieder in der ersten Reihe sitzen und meine Messe-News lesen.


Caroline Schultz

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