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Dienstag, 22. August 2023

Lieblingsbuch - 22 Bahnen (von Caroline Wahl)


Ich bin sehr glücklich, dass dieser Roman es auf die Erfolgswelle geschafft hat. 22 Bahnen war mein


Urlaubsbuch und ich hatte es ruckzuck durchgelesen - oder sollte ich besser sagen durchgeschwommen? Für mich hat sich jede Zeile, jeder Absatz, quasi jeder Schwimmzug durch diese Erzählung mehr als gelohnt und einfach richtig angefühlt.

In der Schwesterngeschichte geht es um die erwachsene Tilda, Studentin und gleichzeitig Angestellte im Supermarkt sowie, um ihre zehnjährige Halbschwester Ida. Tilda muss sich um Ida kümmern, denn auf die unverbesserlich alkoholkranke Mutter ist kein Verlass. Im Gegenteil, an schlechten Tagen schlägt die im Suff gewalttätige Mutter Ida, wenn Tilda nicht daheim ist, um ihre Schwester zu beschützen. Tilda ist gezwungen den Spagat zwischen Mathestudium, Geldverdienen und Ida-Zeit zu meistern. Solange alles gut läuft, schwimmt sie ihre täglichen 22 Bahnen zum Ausgleich.

Den Anschluss an ihre Freunde und ein eigenes Leben mit Gleichaltrigen stellt sie wegen Ida jedoch ganz hinten an. Ida im Vergleich - ist eine ruhige Zehnjährige, malt sehr viel, ist eine kleine Künstlerin. Nur bei Regenwetter begleitet sie ihre Schwester ins Schwimmbad, wo sie es liebt zu tauchen. 

Ohne schwermütig zu sein, erzählt die Autorin nachfühlbar den Alltag dieser besonderen und schwierigen Familiensituation, mit allen Höhen und Tiefen und macht ihn für alle Menschen, auch die Ahnungslosen unter uns (wie ich) sehr greifbar. Ihr Leben ist so ganz anders, als das Leben der meisten "Abendbrottischfamilien". Ich bin sicher, dass in dem Roman enorm viel Identifikationsfläche für alle diejenigen, die auf ähnliche Erfahrungen zurückblicken müssen, steckt, aber noch mehr Horizont-erweiterung für alle anderen. Als Kraft gebend und Mut machend empfand ich vor allem die pragmatischen Strategien, mit denen die Geschwister ihr Leben in die Hand nehmen. Ganz konkret stellt Tilda einen Plan auf, der Ida selbstbewusster und widerstandsfähiger machen soll, der u.a. Hobbys für ihren Alltag und die Annahme von Hilfe vorsieht.

Bei allem Empowerment für ihre Schwester, geht es auch darum, dass Tilda ihre Wünsche und Lebensentwürfe nicht aus den Augen verlieren darf. Ich will nicht zu viel spoilern, aber die Zukunft eröffnet ihr Möglichkeiten und in der Vergangenheit lauern ihre persönlichen Schatten, die wieder lebendig werden, als sie im Schwimmbad diesen ernsten Typ trifft, der wie Ivan aussieht, obwohl er gar nicht Ivan ist. 

Caroline Wahl hat mit diesem Roman ein wunderbares Werk geschaffen, die Klarheit ihrer Sprache, die Wahrhaftigkeit ihrer Figuren und die Nachvollziehbarkeit des Geschehens, haben mit in die Geschichte hineingezogen und mit den Schwestern mitfiebern lassen. Das Schönste ist, dass die Handlung trotz aller Krisen einen denkbar positiven Verlauf nimmt und sich alle Leser*innen über ein hoffnungsvolles und glaubwürdiges Happy End freuen dürfen. 

Ich vermisse Tilda und Ida jetzt schon - die große und die kleine Schwester, das sind zwei,die so toll zusammenhalten, dass sie mir im Kopf bleiben und ich sie eigentlich im echten Leben kennen möchte. 

Absolute und vollumfängliche Leseempfehlung!

Liebe schwülwarme bis regenkalte, aber sommerliche Lesegrüße! 

Eure Caroline