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Mittwoch, 27. Oktober 2021

Meine Buchstapelei - Etwas Altes, etwas Neues, etwas Blaues ...DER GRUND von Anne von Canal

Heute geht es um ein älteres Buch. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, warum dieser Roman jahrelang in meinem Regal warten musste, um von mir gelesen zu werden? Denn ich kann schon einmal vorweg nehmen, dass es ein ganz wunderbares Werk ist. Auf jeden Fall bestätigt mir meine Wartezeit die absolute Zeitlosigkeit der Geschichte und das dieses Buch zu jeder Zeit lesenswert ist und bleibt. 

Inhalt

(c) mare Verlag
Der Grund - (c) mare Verlag
Der Roman handelt von Laurits der mit einem großen Talent fürs Klavierspielen, in einem wohlhabenden Stockholmer Haushalt der sechziger Jahre aufwächst. Sein Vater ist ein angesehener Mediziner und ein dominanter Patriarch. Seiner Mutter bleibt nur die Rolle der überspannten Hausfrau. Sein bester Freund Pelle ist seine einzige Verbindung zum realen bodenständigen Leben. Doch Pelle mit dem er als Kind schöne Stunden verbringt, reist im Erwachsenenalter durch die Welt und vermag Laurits keinen verlässlichen Halt mehr zu geben. So ist und bleibt das Klavierspielen Laurits einziger Lebensmittelpunkt. Fräulein Andersson, die beflissene Klavierlehrerin fördert sein Talent kontinuierlich bis er mit 18 Jahren für die Aufnahme am Konservatorium vorspielt. Laurits legt all sein Talent und Können in dieses Vorspielen, das seinen Traum von einer Musikkarriere gegen den Willen seines Vaters möglich machen soll. 

Doch am Ende kommt alles anders. Laurits wird ebenfalls Arzt. Er heiratet seine große Liebe, die Estland-Schwedin Silja. Gemeinsam haben sie eine Tochter - Lis. Ihr Glück ist oberflächlich perfekt. Aber Laurits hat seine Klavierkunst aus ihrem Leben verbannt, bis zu jenem denkwürdigen Hochzeitstag, an dem sein Onkel Jon eine Rede hält, die ein Geheimnis zu Tage fördert, welches ungeahnte Konsequenzen nach sich zieht. 

Doch die Leserschaft begegnet Laurits auch in der Gegenwart, wo er sich als Pianist auf einem Kreuzfahrtschiff verdingt und in jeder Hinsicht über Wasser hält. Seine inneren Kämpfe sind Ausdruck des Dramas, dass seiner Familie am Ende des Buches widerfährt. Nach diesem traurigen Höhepunkt bleibt die Frage zurück: "Wie oft kann ein Mensch von vorne beginnen?"

Fazit und persönlicher Eindruck

Anne von Canal ist eine kenntnisreiche und begnadete Erzählerin, die scheinbar mühelos Bilder im Kopf erzeugen kann. Ihr gelingt es, dass man die Klavierstücke im Buch nicht nur lesen, sondern quasi vor einem inneren Ohr auch hören kann. Mit ging das so, obwohl ich musikalisch völlig unbewandert bin. Anne von Canal ist eine genaue Beobachterin, mit ihrem Sprachvermögen schlüsselt sie die Charaktere glaubwürdig auf und nimmt ihre Leserschaft mit, in die tiefen und greifbaren Gefühlswelten ihrer Haupt- und Nebenfiguren. 

Trotz des ernsten und traurigen Hintergrundes der Handlung,  empfand ich die Lektüre keineswegs als schwermütig oder bedrückend. Vielmehr erzeugte ihre Erzählweise eine beständige Spannung in mir herauszufinden, wie sich am Ende alles zusammenfügt. Ich finde dieser Roman ist sehr bereichernd und psychologisch klug geschrieben. Ein zeitloses Buch, das ich hiermit unbedingt empfehle! Vielleicht auch ein gutes Weihnachtsgeschenk für Musikliebhaber*innen. 

Soweit für heute, 

Beste Lesegrüße von mir an euch!