Dienstag, 26. Mai 2015

"Sag nicht, dass Du Angst hast"

Liebe Leser,
(c) Random House - Knaus Verlag

es ist nur wenige Wochen her, als ein Aufschrei durch die Medien ging. Ein heftiger Aufschrei und großes Entsetzen über eine weitere unfassbare Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer. Am 19. April ertranken 800 Menschen, als Sie mit einem überladenem Schlepperschiff im Mittelmeer kenterten. Dieses Unglück, das Ende vieler Menschenleben, erschüttert uns alle zutiefst. Wir trauern über den Tod der Flüchtlinge, doch wir ahnen nicht im Entferntesten, welche Hoffnungen und Potentiale mit jedem dieser Leben ebenfalls unter der Meeresoberfläche versanken. Wir ahnen auch nicht, welche unfassbaren Leiden, jeder Einzelne von Ihnen, auf dem Weg bis zur Küste, unter der Knechtschaft der Schlepperbanden ertragen musste.
Von Libyen nach Italien waren die Flüchtlinge vom '19.4.2015' unterwegs. Ihr Ziel war es in Europa einen Asylantrag zu stellen und ein neues Leben zu beginnen. Egal in welchem afrikanischen Land ihre Flucht begann, keiner von Ihnen hatte auch nur die blasseste Vorstellung darüber, welche Leiden und Grenzerfahrungen auf sie warten würden. Der Wunsch nach einem Leben in Frieden und Unversehrtheit, nach einer glücklichen Zukunft ohne Bürgerkriege, zwang sie Ihre Heimat zu verlassen und sich auf den Weg nach Europa zu machen.

Ähnlich wie diesen Flüchtlingen, erging es der jungen Somali Samia. Der Roman "Sag nicht, dass Du Angst hast" erzählt Ihre Geschichte: Es ist die Geschichte einer zierlichen Läuferin mit einem großen Talent und eine Geschichte von der Hoffnung was sein könnte.
Der italienischen Journalist Guiseppe Catozella, war so berührt von Samias Geschichte, dass er nachforschte und detailgenau recherchierte. Viele Gespräche mit Samias Schwester führten zu dem genannten Roman, in dem Catozella eingängig und authentisch Samias Leben nacherzählt.

Mit Ihrer Familie lebte Samia in Mogadischu, wo sie aufwuchs und zur Schule ging. Schon als Kind war sie eine gute Läuferin die eisern trainierte. Jahr für Jahr wurde Sie besser und fand bald keine ernst zu nehmenden Gegner mehr in der Stadt. Sie trainierte unermüdlich unter schwersten Bedingungen, wobei verfeindete somalische Volksgruppen, sowie die Machtausdehnung der muslimischen Al Shabab ihre Trainingsläufe zu einem riskanten Abenteuer machten. Lange Zeit besaß Samia nicht einmal Laufschuhe und auch keine Stoppuhr. Trotzdem qualifizierte sie sich für die Olympischen Spiele in Peking und nahm daran teil. 
Das Buch liest sich ausgesprochen gut und eingängig, doch der Inhalt geht unter die Haut und zerrt an den Nerven. Ganz allmählich voller harmonischer Erinnerungen fängt die Geschichte in Samias Kindheit an. Mit zunehmenden Lebensjahren, entwickelt sich die Handlung vor dem Hintergrund der schwierigen politischen Lage. Ihre fröhliche Kindheit, das Verhältnis von Geschwistern und Freunden, alles wird mehr und mehr durch Gewaltausübung und Verbote seitens Al Shabab bestimmt. Ausgangssperren und Burkapflicht hindern Samia am Laufen, Ihre Lebensumstände werden immer auswegloser. Parallel zu den drastischen Einschränkungen, wächst Ihre Traumvorstellung, es in Europa als Athletin weit zu bringen. Der Weg ins Ausland und die Flucht sind schließlich Ihre letzte Option.

Ich möchte Euch diesen schlanken Roman mit Nachdruck ans Herz legen, er sensibilisiert uns alle für die Lage in Afrika und die Situation der Flüchtlinge. Je mehr Menschen besser verstehen, um so mehr können wir alle mit Zivilcourage für Flüchtlinge eintreten.

Herzlich, Eure Caroline Schultz





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