Montag, 1. Oktober 2012

Blackout

Blackout – Morgen ist es zu spät
Autor: Marc Elsberg

Fasziniert blicke ich dem Wasser meiner Toilettenspülung hinterher. Bewusst knipse ich den Schalter meiner Leselampe an. Ich lausche der Stille im Haus und kann das kaum hörbare, leise Summen unseres Kühlschrankes vernehmen. Ich sitze im geheizten Wohnzimmer und war mir über die Bedeutsamkeit von elektrischer Energie in unserem zivilisierten Leben nie klarer als in diesem Moment, da ich meine Lektüre – den Katastrophenthriller Blackout von Marc Elsberg - beendet habe.

In Mailand erlöschen plötzlich die Ampellichter, Autos prallen aufeinander, Blech- und Personenschäden entstehen durch einen simplen Stromausfall. Mittendrin steckt der Italiener Piero Manzano, auch ihm bleibt eine üble Platzwunde am Kopf nicht erspart. Mit Dynamik werden die ersten Sekunden und Minuten des aufkeimenden, europaweiten Blackouts erzählt. Noch ahnt die Bevölkerung nicht, dass es sich um einen der größten Terroranschläge aller Zeiten handelt, noch denkt jeder, dass die Vorkommnisse von kurzer vorübergehender Dauer sein werden.

Marc Elsberg erzählt wie mit jeder Stunde, jedem Tag, jeder Woche die gesamte und die persönliche Katastrophe für die einzelnen Menschen immer weiter voranschreitet. Am Anfang sind es nur die alltäglichen Kleinigkeiten, die nicht mehr vorhanden sind. Kartenzahlung wird unmöglich, Geldautomaten arbeiten nicht mehr. Tankstellen können keinen Kraftstoff pumpen und verkaufen. Der Weg in den Skiurlaub wird zum Abenteuer. 

Er beschreibt wie technisches Personal in Kraftwerken verzweifelt gegen rätselhafte Ereignisse kämpft und die Stromversorgung Netzweit zusammenbricht. Er blickt in die politischen Entscheidungszentralen, die träge und unfähig im Angesicht der unkalkulierbaren unüberschaubaren Katastrophe, zögerliche Hilfsmaßnahmen einleiten. Dazwischen ermittelt der ehemalige Hacker und sympathisch gradlinig beschriebene Italiener Piero Manzano. Er ist der Held, der die ersten Anzeichen für einen Terrorangriff entdeckt. Er ist der Held, der die Information an die richtigen Stellen bringt. Auf Grund seiner Hackervergangenheit aber selbst in Verdacht und ins Kreuzfeuer gerät. An seiner Seite eine ehrgeizige und toughe amerikanische Journalistin, die loyal zu ihm hält und erkennt, dass der Italiener der einzige Hoffnungsträger im Kampf gegen die terroristischen Machenschaften ist.
Mal kämpft Europol mit Manzano, mal kämpft Europol gegen ihn. Raumgreifend erzählt Marc Elsberg von unsicheren Atomkraftwerken, gescheiterten Dieseltransporten, Notunterkünften, dem Kampf um Lebensmittel und Wasser in allen Teilen der Bevölkerung. Wo am Anfang noch gegenseitige Hilfsbereitschaft steht, entwickelt sich Überlebenskampf und Kriminalität.

Dem Buch liegt eine derart meisterhafte Recherchearbeit zugrunde, dass es Marc Elsberg mühelos gelingt ein absolut realistisches und vollständiges Katastrophenbild in den Köpfen der Leser zu platzieren. Doch Elsberg kann viel mehr, mit Spannung treibt er die Jagd auf die Attentäter voran und auf einer irrwitzigen Reise, voller prägender Erlebnisse kämpfen die beiden Helden sich Schrittchen weise vorwärts.

Die Geschichte strotzt vor Informationen und Schauplätzen und erfordert, trotz Spannung und brillant entfaltetem Szenario vom Leser eine gewisse Beharrlichkeit. Ich habe ein Weilchen dafür gebraucht, aber die Zeit war gut investiert.


Ich bin sicher Roland Emmerich steht schon in den Startlöchern um dieses Buch auf die ganz große Kinoleinwand zu bringen. Es wäre der perfekte Stoff für ihn.
Caroline Schultz


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