Vormarsch der E-Books?
Random House CFO Thomas Pichler im Gespräch mit Bloggerin
Caroline Schultz
Schultz: Herr
Pichler, auf dem Random House Stand, hier auf der Frankfurter Buchmesse bieten
sie den Besuchern in Ihrer E-Book-Lounge die Möglichkeit sich mit diesem
modernen Medium auseinanderzusetzen. Welchen Marktanteil haben E-Books
insgesamt und wie hoch ist der Umsatzanteil bei der Verlagsgruppe ungefähr?
Pichler: Im
vorigen Jahr lag der Anteil der E-Books im Markt noch bei ca. 1 %, dieses Jahr
ist dieser mit 2-3% deutlich angestiegen. Der Umsatzanteil bei der
Verlagsgruppe liegt über dem Marktschnitt aktuell bei ca. 7%. In den nächsten
Jahren wird dieser weiter ansteigen, konkrete Prognosen sind aber sehr
schwierig und die weitere Entwicklung hängt von vielen Faktoren ab.
Schultz: Wie sehen die Zahlen im
internationalen Vergleich aus?
Pichler:
International ist der E-Book-Markt schon deutlich stärker entwickelt. In den
USA beispielsweise liegt der Marktanteil bereits über 20%.
Schultz: Wie
stark sind die deutschen Random House Verlage insgesamt im Markt vertreten?
Welchen Anteil an den Publikumsverlagen haben sie?
Pichler: Die
Verlagsgruppe hat einen Marktanteil von ca. 14% im deutschsprachigen Markt.
Schultz: Der
dänische Schriftsteller Jussi Adler-Olsson hatte bei der Veröffentlichung
seines jüngst erschienen Thrillers, zunächst darauf bestanden, dass dieser
nicht als
E-Book veröffentlicht wird. Auf Druck seiner Leser musste er seine Haltung schließlich
ändern und der Titel ist letztendlich im E-Book Format erhältlich. Wie würden sie bei Random House
mit einem solchen Autorenwunsch umgehen?
Pichler: Wir
würden immer alles daran setzen den Autor von den Vorteilen des E-Book-Geschäftes
zu überzeugen, letztendlich will ein Autor ja möglichst viele Leser erreichen
und da wäre es nicht sehr klug auf digitale Ausgabearten zu verzichten.
Schultz: In der
Rubrik Literaturmarkt war in der Süddeutschen Zeitung am vergangenen Wochenende
(6./7.Oktober 2012) zu lesen: Das Buch
bleibt. Der Autor stellte sich in seinem Kommentar der Frage, wie weit wird
das elektronische Buch vordringen? Herr Pichler, wie ist ihre Einschätzung zu
dem Thema, werden E-Books ihrer Meinung nach das gedruckte Buch verdrängen?
Pichler: E-Books
werden das gedruckte Buch niemals ersetzen, aber die digitale Version steht
natürlich im Wettbewerb mit dem gedruckten Buch. Es ist sicherlich weitestgehend ein
Substitutionsgeschäft, da ein Buch in
der Regel ja nur einmal verkauft wird, entweder in digitaler oder in gedruckter
Form. In manchen Segmenten gibt es aber sicherlich auch eine Markterweiterung,
da über die neuen digitalen Medien teilweise neue Zielgruppen angesprochen
werden.
Schultz: Fördert Random House die E-Book Nutzung seiner
Mitarbeiter?
Pichler: Absolut!
In dem wir in unserem hauseigenen Store neben den Printprodukten auch die E-Books mit Mitarbeiterrabatt anbieten.
Schultz: Fürchtet
das Unternehmen keine E-Book Piraterie? Datendiebstahl? Wie wird das vermieden?
Pichler: Das ist
ein sensibles Thema, das gerade in letzter Zeit durch die ACTA-Debatte stark im
Fokus gestanden hat. Wir sind unseren Autoren schuldig dem
entgegenzuwirken, aus diesem Grund haben wir eine Rechtsanwaltskanzlei mit
diesem Thema beauftragt. Von dort aus werden die gängigen Tauschbörsen
überwacht und Rechtsübertretungen mit
Abmahnung und Schadensersatz geahndet. Die Zahl der Delikte ist in letzter Zeit
deutlich zurückgegangen, was die Wirksamkeit unserer Maßnahmen belegt. Wir
verzichten generell auf eine Anzeige, da wir die oft jugendlichen Täter nicht
kriminalisierten wollen und ein Warnschuss in aller Regel ausreichend ist.
Schultz: Sind sie
sicher, dass Ihnen nichts entgeht?
Pichler:
Bedauerlicherweise kann Piraterie nicht zu 100 % unterbunden werden, aber wir sind
überzeugt, dass unser verhältnismäßiges Vorgehen eine gute und notwendige
Abschreckung darstellt.
Schultz: Müssen
die Verlage in Zukunft nicht fürchten, dass sie durch eigenständiges
E-Publishing der Autoren umgangen werden?
Pichler: Wir
nehmen das Thema sehr ernst. Wir setzen alles daran, die Vorzüge eines
klassischen Verlags zu vermitteln, wie es uns auch am Beispiel von Shades of
Grey in beeindruckender Art und Weise gelungen ist. Diese Bücher sind ja bevor sie
von Random House verlegt wurden von der Autorin als E-Book selbst vertrieben
worden. Mit der Vertriebs- und Marketingpower eines Verlags können deutlich
mehr Leser erreicht werden. Und genau darum geht es primär ja einem Autor – dass
sein Buch von möglichst vielen Menschen gelesen wird.
Schultz: Abschließend habe ich noch eine letzte Frage: Was
verspricht sich der Bertelsmann Konzern von seiner Beteiligung an der
Online-Bibliothek Skoobe?
Pichler: Die Verlagsgruppe Random House ist mit einem Viertel an
Skoobe beteiligt, Arvato ebenfalls mit 25 %. Mit der
Plattform Skoobe wollen wir gerade jungen und technikaffinen Lesern eine
Alternative zur Piraterie geben. Erste Umfragen haben ergeben, dass Skoobe nur
zu einem kleinen Anteil Printbücher substituiert. Das Portal ist aber noch im
Versuchsstadium. Die weitere Entwicklung muss sich in der Zukunft zeigen.
Ein interessanter Blog. Die Ebooks sind wirklich starkt im kommen. Das ist ein absolut wichtiger Markt.
AntwortenLöschenDanke sehr. Ich freuen mich über jede Meinung zu dem Thema :)
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