Dienstag, 5. April 2016

NEUSTART - Ein Herzinfarkt kann das Ende sein -
oder der Anfang (Oliver Gaw)

Krankheit, Tod und Herzinfarkt, dass sind Themen, bei denen wir schnell vorspulen möchten oder uns direkt abwenden. Wir sind doch jung und lassen uns die Stimmung nicht verderben! Abkehr ist fast immer der erste Impuls. So auch bei mir selbst, als mir Oliver vor ein paar Jahren bei unserer ersten Begegnung direkt von seinem Infarkt erzählte. Damals wollte ich keine Details hören. Seine Geschichte interessierte mich nicht. Wie dumm ich doch war! Heute weiß ich, dass seine berührende Erzählung ein großes Geschenk ist. Für mich und alle, die es annehmen möchten. 

Vom Klappentext

"Bis zu einer Viertelmillion Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Herzinfarkt.
 Etwa 30 Prozent der Betroffenen überleben dieses Ereignis nicht. Ich erlitt zwei Herzinfarkte." 
(Oliver Gaw)

Inhalt

Mit freundlicher Genehmigung von Adeo
Oliver Gaw 46 Jahre, Familienvater und Außendienstmitarbeiter im süddeutschen Raum. Er ist ein Typ wie jeder von uns, mit Schwächen und Sturheit ausgestattet, wie wir schon in den Einstiegskapiteln erfahren.
Sein Schicksalstag ist der 28. Juli, der Tag an dem sich alles umkehrt und der eine neue Zeitrechnung notwendig macht. Nach einem ganz normalen Arbeitstag macht sich Oliver wieder auf den Heimweg. Rauf auf die Autobahn 96 Richtung Lindau. Er telefoniert noch mit seiner Chefin, dann wird ihm plötzlich schlecht...

Chronologisch erzählt Oliver die Geschichte seines Herzinfarktes, seines Überlebenskampfes, seiner Zeit im Krankenhaus und vor allem über die Achterbahn der damit verbundenen Gefühle. 
Er verschweigt nichts, bewegend offen und ehrlich lässt er den Leser an seinen Erlebnissen und Gedanken teilhaben. Die dabei entstehende Nähe ist so berührend, dass sich Tränen beim Lesen nicht vermeiden lassen.

Trotzdem bleibt das Buch zu jeder Zeit positiv und motivierend. Olivers bayrische Art, sein Blick für Lustiges und Absurdes lenkt die Handlung immer wieder auf die hellen Seiten des Lebens und sorgt auch für heitere Momente. Olivers Beschreibungen der Reha-Erfahrungen geben wieder, wie der Todkranke schließlich in den Alltag zurückgefunden hat. Immer wieder profitiert der Leser von der Offenheit des Autors, dem es tatsächlich gelingt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen...

...mehr kann ich leider nicht verraten...Nur soviel: Das Buch liest sich großartig! Weil man es gar nicht aus der Hand legen kann, hat man die 221 Seiten in kürzester Zeit durchgelesen.

Fazit

Das Buch ist packend wie ein Thriller und unterhaltsam wie ein Roman. Olivers Erzählung ist voller Witz und Anschaulichkeit, aber auch angefüllt mit tiefsinnigen Gedanken, die er dem Leser klar entfaltet und die absolut erhellend und motivierend sind. Weil er uns so offen und ehrlich in seine Gefühlswelt hineinblicken lässt, sind die erlebten Emotionen immer nachvollziehbar und man fiebert von Seite zu Seite, wie es nun weitergeht. Wie ein Phönix aus der Asche erfindet er sich neu und wird zu Oliver 2.0, der mich mit seiner lebensbejahenden Kraft einfach nur mitgerissen hat. Ich habe ein Lieblingskapitel und viele Lieblingsstellen in dem Buch und ich mag besonders, dass jedes Kapitel mit einer Weisheit, einem Spruch oder Zitat eingeleitet wird. Ich finde das in diesem Kontext sehr gelungen.
Oliver Gaw    (Foto: Kienle & Bühler)
Ich bin sicher, dass die Wiedergabe dieser Erlebnisse vor allem die Menschen bereichert, die mit vergleichbaren Erlebnissen zu kämpfen haben, aber auch die Angehörigen der Menschen, die mit einem Herzinfarkt oder einer Herzkrankheit umgehen müssen. Ich bin überzeugt, auch alle anderen Leser werden am Ende den Buchdeckel mit vollem Herzen zuklappen und sich durch den Anteil an diesen Erfahrungen beschenkt fühlen.

5 Sterne! Wenn es nicht aus dem echten Leben wäre, dann würde ich sagen "ganz großes Kino!".


Mein Nachwort

Als ich Oliver 2014 wieder sehr zufällig auf der Leipziger Buchmesse begegnete, war das irgendwie Schicksal.
Da stand ich etwas verdattert vor ihm und erklärte, dass der baumelnde Kassettenrecorder vor meinem Bauch in Wirklichkeit ein tragbarer Defibrillator ist, der mir im Notfall das Leben retten soll. Der Defi war ein wichtiger Schutz, denn im Herbst hatte auch ich ein unerwartetes und einschneidendes Herz-Erlebnis, das ich durch viele kleine Wunder unbeschadet überlebte.
Oliver sagte dazu: "Das wird dich nie wieder los lassen!" Ich habe sofort gefühlt, dass erecht hat. Das ich seine Geschichte dann in seinem Blog lesen konnte, hat mir in dieser Zeit sehr weitergeholfen. Ich war nicht mehr allein und konnte mich in vielen Teilen seiner Erlebnisse wiederentdecken. Die Menschen, die seinen Blog kommentierten, fühlten ähnlich wie ich und äußerten immer wieder den Wunsch Oliver sollte sein Schreibtalent nutzen und seine Geschichte in einem Buch veröffentlichen. Ich habe nichts dazu beigetragen, aber ich fühle mich wie eine wichtige Zeitzeugin und bin stolz auf Oliver und aufgeregt. Das er dieses Ziel verwirklicht hat ist einfach nur grandios und irgendwie auch gerecht.


Eure Caroline










3 Kommentare:

  1. Oliver hat ein aufrütteldes Buch geschrieben, das jeder, der in seiner Famlie bereits einen Herzinfarkt erlebt hat, unbedingt lesen sollte. Ich bewundere ihn sehr, daß er so offen schreibt. LG Maja

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  2. Ja, da kann ich Dir nur zustimmen!!
    LG zurück
    Caroline

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  3. Ich habe viele darüber gelesen, ich kann kaum erwarten bis ich es gründsätzlich lese :D
    LG
    Franz

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