Einen Vorteil hat selbst ein verregneter Sommer – es ist nie zu heiß zum Lesen, man kann sich vor der Gartenarbeit drücken und im Sessel, ohne Sonnenbrandgefahr, einem guten Buch zuwenden. Wenn es dann noch eines ist, das die Gedanken an die wunderbare Côte d’Azur entführt, dann verliert sich auch das Gefühl, diesen Sommer versäumt zu haben.
Anika Landsteiner hat einen solchen Roman geschrieben. Man hört die beinahe unerträglich lauten Zikaden zirpen, das Geräusch der Wellen, wenn sie an den Fels klatschen, atmet den Duft der Kiefern und sieht Wassertropfen auf der Haut entlang rinnen, spürt die Wärme der Sonne und die Kühle beim Eintauchen in den Pool.
In diese mediterrane Umgebung ist Léa vor ihrem Kummer und ihren Beziehungsproblemen geflohen. Ob sie Ruhe und Abstand findet, bleibt fraglich: Gleich in der ersten Nacht begegnet sie durch Zufall einer jungen Frau und unterhält sich mit ihr. Aber schon am nächsten Tag erfährt Léa, dass diese Frau in derselben Nacht ums Leben kam und sie die letzte Person war, die Kontakt mit ihr hatte.
Kurze Zeit später steht der Bruder der jungen Frau, Émile, vor Léas Tür und hat drängende Fragen. Von ihm erfährt Léa, dass seine Schwester schwanger war. Nacht für Nacht erzählen sie sich von ihren komplizierten Familien. Während Léa versucht, zurück in ihr Leben zu finden, will Émile die Umstände, die zum Tod seiner Schwester geführt haben, genau ergründen.
Fazit: Ein schöner sommerlicher Roman über Familie und das Recht auf Selbstbestimmung, den ich sehr gerne gelesen habe und ebenso gerne empfehle.
Eure Caroline