Mittwoch, 25. Juli 2018

Vermählung - die kleine Schwester
von Janes Austens "Stolz und Vorurteil"

"Stolz und Vorurteil" in Zeiten des Bachelors


Es gibt immer wieder Bücher, die sich an das wunderbare Werk von Jane Austen aus dem Jahre 1813 anlehnen. Die gesellschaftliche Relevanz der Themen mag sich zwar verändert haben, aber der Findungsprozess der Heldin ist für Frauen auf der ganzen Welt bis heute bedeutsam. So kommt es, dass auch das jüngste Adaptivwerk "Vermählung" zu (Pride and Prejudice/Stolz und Vorurteil), bereits erfolgreich und international Leserinnen gewinnen konnte.

(c) HarperCollins
In dem Roman "Vermählung" traut sich die Autorin Curtis Sittenfeld etwas, dass ich bis dahin für unfassbar gehalten hätte. Ich meine nicht die Tatsache, dass sie Romanfiguren und Handlung in die Neuzeit transferiert und zudem auf einen anderen Kontinent verfrachtet. Gravierender ist aus meiner Perspektive die Tatsache, dass sie ein literarisch ehrwürdiges Werk, in ein seichtes, verkitschtes Setting umgesiedelt hat und daraus eine so beachtliche runde Sache geworden ist.

Jane Austens "Stolz und Vorurteil" in Zeiten des "Bachelors" neu zu erzählen, hat auf jeden Fall einen Reiz, der vielleicht gerade darin liegt, dass unsere heutige Zeit ein sehr schwieriges Pflaster für all diejenigen ist, die sich eine verbindliche Beziehung wünschen und wahre Liebe suchen. Denn hinter jedem Dating-Portal könnte ja noch eine bessere Partie zu finden sein, so dass fast eine ganze Generation scheinbar nur noch aus herum tindernden Singles besteht.

Gewiss ist es antiquiert, dass Glucken-Mutter (Mrs Bennet) ihren Haufen Töchter gut verheiratet wissen möchte, beinah exotisch..., doch ich wäre unehrlich, würde ich sagen, dass ich mir beim Lesen nicht auch ein Happy End wünsche. Über einzelne Szenen und Inhalte der Autorin lässt sich vielleicht streiten, doch insgesamt ist "Vermählung" ein gelungener Roman, der vor allem von authentischen und greifbaren Charakteren lebt, die der bekannten "großen Schwester" sehr gerecht werden. Trotz der weltberühmten Vorlage, schafft die Autorin einen eigenen, völlig neuartigen Roman, ganz nah an den Themen der heutigen Gesellschaft und berührt dabei Herz- und Seele, ebenso wie einst Lady Austen.

Erwähnenswert finde ich an dieser Stelle auch den Roman "Im Hause Longborn" von Jo Baker. Dieser ist ebenfalls eine "Stolz- und Vorurteil" Geschichte, die sich allerdings in das Hauspersonal versetzt und aus der Perspektive der Dienstmagd Sarah erzählt.

Viel Spass beim Lesen und noch schöne Sommertage

Caroline

Mittwoch, 11. Juli 2018

Buchvorstellung: "Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden"
Genki Kawamura


Inspirierendes Gedankenspiel um die wahrhaftigen Werte im Leben
Der junge Postbote hatte soeben erfahren, dass er nur noch wenige Tage zu leben hat, als ihm der Teufel erscheint und einen kuriosen Tauschhandel anbietet. Für jeden Tag den er weiterleben möchte, soll eine bestimmte Sache von der Welt verschwinden. Mangels besserer Aussichten lässt sich der sterbenskranke Briefträger auf den Pakt ein. Am ersten Tag verschwinden alle Telefone, am zweiten die Filme usw. „Um etwas zu bekommen, muss man auf etwas anderes verzichten“, war das Prinzip, das ihm schon seine Mutter erklärt hatte. Die gewonnene Zeit und die Auslöschung der Dinge, machen den jungen Mann nachdenklich und er beginnt sich an die bedeutungsvollen Momente in seinem Leben zu erinnern. Mit Hilfe der Freundin und seiner Katze ergründet er, worauf es im Leben wirklich ankommt. An dem Tag als der Teufel alle Katzen verschwinden lassen will, trifft der Briefträger eine überraschende Entscheidung. Der parabolische und anregende Roman des Japaners Genki Kawamura erzählt unterhaltsam, auf weniger als zweihundert Seiten „was im Leben wirklich zählt“. Seine moderne Geschichte ist, trotz des ernsten Themas voller subtilem Humor und thematisiert zeit- und kulturübergreifende Werte und Bilder.

Titel: „Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden“ (Roman)
Autor: Genki Kawamura
Verlag: C.Bertelsmann (23. April 2018)
Übersetzt: Aus dem japanischen von Ursula Gräfe
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten




Montag, 21. Mai 2018

DSGVO - Einige Änderungen

Hallo liebe Blogfreunde und -Freundinnen,

leider tritt am 25.05.2018 die DGSVO in Kraft. Diese neue einheitliche EU Regelung für den Datenschutz bereitet mir Kopfschmerzen und hat leider zur Folge, dass ich manches ändern muss, weil es mit rechtlicher Unsicherheit einhergeht oder in der bisherigen Form nicht DSGVO konform ist.

Allen Nutzern die mir per E-Mail folgen, sei gesagt dass ich diese Funktion in Kürze löschen muss, da es sich hier um eine Newsletterfunktion handelt, die rechtlich nur mit bestimmten Verträgen machbar ist. Ich verstehe zu wenig über die Dienste, die im Hintergrund ablaufen, daher lösche ich diese Möglichkeit mir zu folgen komplett.

Das Gleiche gilt für meine Abonennten via Bloglovin. Die Vernetzung dort ist natürlich möglich, aber das Standard Plug in von Google werde ich zunächst entfernen. 

Der Blog wird in den nächsten Tagen zur Baustelle, das bitte ich hier schon mal zu entschuldigen.

LG

Caroline


Sonntag, 6. Mai 2018

Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde

"Die Geschichte der Bienen" ist ein lesenswerter und lehrreicher Roman über die Wichtigkeit von Bienenvölkern für die globalen Ökosysteme und über die fatalen Auswirkungen eines fortschreitenden Bienensterbens.
(c) Random House 

Die ökologische Bedeutung der Bienen ist beträchtlich, sie tragen zum Erhalt von Wild- und Kulturpflanzen und deren Erträgen bei. Sie zählen weltweit zu den wichtigsten Bestäubern. Nach der Umweltschutzorganisation Greenpeace liegt die jährliche Bestäubungsleistung weltweit bei rund 265 Milliarden Dollar. Leider wird seit einigen Jahren wird ein zunehmendes Bienensterben beobachtet. (Quelle: Wikipedia)

Wie kam ich zu dem Buch:

Wenn ich mich jetzt frage, warum ich zu diesem Roman gegriffen habe, dann ist die Antwort vermutlich, weil ich mich gefragt habe, warum soll ich mich für Bienen interessieren und was steht da eigentlich drin in diesem Buch über Bienen??

Ich glaube die meisten von uns essen gerne ein leckeres Honigbrot, mögen ein bisschen Honig im Salatdressing oder lutschen bei Halsschmerz ein Honig-Bonbon. Aber die Wenigsten interessiert so eine "Nebensache" ob es den Bienen gut geht oder hinterfragen in ihrem Alltag wie lange es noch Bienen geben wird?

Wenn wir Blaubeeren, Kirschen oder anderes Obst essen, denken wir nicht darüber nach, dass Bienen erst die Blüten bestäuben mussten, damit die Früchte überhaupt wachsen konnten. Tatsächlich wird, von vielen Menschen,  bei der Pflanzenauswahl für den eigenen Garten, vorrangig darauf geachtet, dass niemand der potenziell allergisch ist von einer Biene gestochen werden könnte und dass es am besten auch nicht zu viel unruhiges "Gesumme und Gebrumme" im eigenen Garten gibt.

Unser ökologisches Bewusstsein, ich nehme mich davon nicht aus, ist leider nicht sehr ausgeprägt.

Inhalt

Der Roman erzählt die "Geschichte der Bienen" in drei Handlungssträngen. Die norwegische Autorin verfrachtet ihre Leser zunächst in das Leben der Chinesin Tao, die im Jahr 2098 lebt und arbeitet. Taos Leben ist einseitig, sie arbeitet als Bestäuberin auf einer weitläufigen Birnenplantage, wo sie in den Bäumen vorsichtig von Ast zu Ast klettern muss und mit einem Wedel die Blüten mit mitgebrachten Pollen bestäubt. Taos einzige Abwechslung in der Gemeinschaft im Bezirk 242 sind ihr Ehemann und ihr kleiner Sohn Wei-Wen.

Im nächsten Kapitel geht es in Maryville, Hertfordshire, England 1852 weiter. William ist Familienvater von zahlreichen Töchtern und eines Sohnes. Er ist eigentlich Forscher mit einem Faible für Bienen, sichert das Einkommen seiner Familie aber durch ein eigenes Geschäft für Saatgut und Sämereien. Unterstützt von der seiner Tochter Charlotte nimmt er eines Tages jedoch sein Studium der Bienen wieder auf. 

Aus der Perspektive von Geroge in Ohio im Jahr 2007 erzählt Maja Lunde alles Wichtige über das große und kleine Imker-Business. Alles über die Arbeit, Angst und Leidenschaft, die unmittelbar mit den Bienen verbunden sind. 

Mit dem Schicksal dieser Menschen verwoben ist die "Geschichte der Bienen" und

am Ende haben alle drei Handlungsstränge eine Verbindung, die sie sinnvoll miteinander verknüpft und zu einer Einheit zusammenfügt.

Fazit

Die norwegische Schriftstellerin Maja Lunde meistert den Wechsel zwischen den Schauplätzen und Epochen mit Hilfe von herausragender erzählerischer Fähigkeit. Ihre Szenen sind plastisch und lebendig und laufen wie ein gut geschnittener Kinofilm vor dem inneren Auge ab. Zugegeben ich bin kein Freund von ständigem Szenenwechsel und ich musste mich relativ lange einlesen, um mich daran zu gewöhnen. Außerdem hadere ich etwas mit den Figuren, die mir quer durch das Buch oftmals sehr ich-bezogen und begriffstutzig bei einem relativ vorhersehbaren Handlungsverlauf vorkommen.

Insgesamt ist der Roman unterhaltsam und informierend in gleichem Maße, ein Buch das kurzweilig genug ist, um es so weglesen zu können, doch irgendwie bleibt die Geschichte stellenweise etwas zu oberflächlich und es fehlen die unglaublichen und überraschenden Momente in dem Buch oder sie haben nicht die Wirkung auf mich. 

Auf der anderen Seite wiederum schafft der Roman ein Thema interessant zu machen, dass nicht häufig zur Sprache kommt, obwohl es von großer Wichtigkeit ist. Ein schönes Buch um sich dem Themas Bienen zu nähern, doch wer genauer Bescheid wissen findet in Fach büchern sicnherlich weiterreichende und detailreichere Ausführungen. 

Abgesehen von ein paar kleinen persönlichen Vorbehalten ist "Die Geschichte der Bienen" ein Muss für alle Naturliebhaber- und Liebhaberinnen unter uns.

Montag, 23. April 2018

Happy Welttag des Buches im Jahr 2018

Liebe Bücherfreunde, Leseverrückten, Büchersüchtigen und Literaturgenießer,

jede Reise beginnt ja bekanntlich mit dem berühmten ersten Schritt und jedes Buch mit den ersten Zeilen auf der ersten Seite. Der erste Schritt und die erste Buchseite haben gemeinsam, dass sie beide auf eine abenteuerliche Reise führen und zu neuen bislang unbekannten Erfahrungen und Erkenntnissen verhelfen.
Seit Johannes Gutenberg im 15. Jahrhundert den Buchdruck erfunden hat, gab es bis zu Beginn des Computerzeitalters und der Ausbildung des Internets sicher kein wichtigeres Medium zur Speicherung und Weiterverbreitung von Wissen und Information, als das Buch.
Ohne Bücher wäre unsere heutige Zivilisation keinesfalls die Gleiche. Ich will das an dieser Stelle aber nicht weiter ausführen, denn das Bücher etwas Wunderbares sind, darüber sind wir uns einig. Zum Welttag des Buches möchte ich daher laut herausrufen:

Habt alle einen tollen Welttag des Buches 2018 und feiert das Leben mit Büchern an jedem einzelnen Tag!!!

Zum Welttag des Buches möchte ich eine schöne Bloggertradition beibehalten und meinen Lesern anlässlich des Feiertages Lesefreude schenken. Zu diesem Zweck stelle ich euch vier Geschichten in Taschenbuchform vor, die ihr hier gewinnen könnt!!


Klappentext: Moskau 1953. Auf Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden. Aber in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienstoffizier Leo Demidow jedoch kann die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als der nächste Mord passiert, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln.....











Klappentext: Als er erfährt, dass sein ehemaliger Professor Morrie Schwartz schwer erkrankt ist und bald sterben wird, beginnt der Journalist Mitch Albom seinen Lehrer regelmäßig jede Woche zu besuchen. Und er, der meinte, dem Sterbenden Kraft und Trost spenden zu müssen, lernt stattdessen dienstags bei Morrie das Leben neu zu betrachten und zu verstehen.




Klappentext: Wie kann sich ein Mann retten vor einer international gesuchten Mörderin, deren Gesicht niemand kennt? Denn jetzt hat Lisa es auf ihn abgesehen. In seiner Angst wendet er sich per Internet-Radio an ein anonymes Publikum.



Klappentext: Verlangen und Verlust, Freundschaft und Liebe, miteinander reden und aneinander vorbei - das sind die Themen, denen Julian Barnes mit gewohnt scharfter Beobachtungsgabe und unverwechselbarem Witz auf den Grund geht. 










Wenn ihr eines dieser Taschenbücher bekommen möchtet (Es sind gestempelte ungelesene Mängelexemplare), hier sind die RAHMENBEDINGUNGEN für das Gewinnspiel.

Die Verlosung richtet sich an meine Stammleser. Gewinnen kann jeder ab 16 Jahren der meinem Blog folgt. Das Gewinnspiel gilt nur innerhalb Deutschlands und die Preise werden auch nur innerhalb Deutschlands verschickt.
Gewinner werden mit Nickname (Spitzname) auf dem Blog genannt/veröffentlicht.

VERLOSUNG / GEWINNSPIEL
Einfacher geht es kaum: Hinterlasst auf dieser Seite einen Kommentar, schreibt auf welche Art ihr dem Blog folgt (Google/Facebook etc.) und mit dem Stichwort "Welttag des Buches" und dem von euch gewünschten Buch, dass ihr gewinnen möchtet. 

Das Spiel beginnt am 23.04.2018 und endet am 01.05.2018 um 24.00 Uhr!!
Auslosung & Veröffentlichung ca. 1 Woche später.

Die Gewinner werden nach Ablauf der Teilnahmefrist ausgelost.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Ich wünsche Euch viel Spaß und macht tüchtig mit!!

Liebe Grüße und einen tollen Welttag des Buches

Eure Caroline




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Mittwoch, 21. März 2018

Mein Ausbruch aus Saudi-Arabien, mein Weg in die Freiheit
- Frauen dürfen hier nicht träumen [Rezension] Rana Ahmad

Caroline Schultz

Mit freundlicher Genehmigung von Random House
Vor ein paar Jahren las ich ein Buch mit dem Titel "Die Girls von Riad" einen Roman von Rajaa Al-Sanea. Der Plot ist einfach: Eine junge Frau aus Saudi-Arabien erzählt die Lebensläufe von vier Freundinnen, alle unterschiedlich, aber alle auf der Suche nach Glück und Liebe und der Erfüllung ihrer Wünsche. Doch die saudisch-islamische Gesellschaft ist nicht darauf ausgerichtet junge Frauen glücklich zu machen, so enden die vier persönlichen Geschichten alle in Tragödien für die man ausschließlich die dominante saudische Männerwelt verantwortlich machen muss. Die Unfreiheit der jungen Frauen und die mittelalterlichen Moralvorstellungen haben mich damals schon fassungslos gemacht, obwohl ich lediglich einen Roman vor mir hatte, in dem sicher vieles noch geschönt erzählt wurde. 


Nur noch 2nd Hand
 von Goldmann oder Pendo
Die Erinnerung an "Die Girls von Riad" war sofort wieder da, als ich den Buchtitel "Frauen dürfen hier nicht träumen" von Rana Ahmad vor mir sah.
Die Autorin erzählt aus ihrem Leben in der strengen islamischen Männergesellschaft, wie es dazu kam, dass sie sich von Gott abwendete und wie ihr schließlich die riskante Flucht aus Saudi-Arabien gelang. 



Ranas Geschichte ist kein Roman, ihr Erfahrungsbericht zeigt die bittere Realität. Eine Realität, in der Frauen stets unterlegen sind und ganz nach der Laune der Männer missbraucht und gequält werden. "Frauen dürfen hier nicht träumen" ist der sehr passende Titel dieser Lebensgeschichte, die unbestreitbar aufzeigt wie rechtlos und unterdrückt Frauen in diesem abgeschirmten islamischen Land sind.

Bis zu ihrem zehnten Lebensjahr wächst Rana als glückliches und verwöhntes Kind syrischer Einwanderer in Riad, der Hauptstadt Saudi Arabiens auf. Dann kommt der Tag der alles verändert, sie darf plötzlich nicht mehr mit ihrem geliebten Fahrrad fahren oder allein irgendwo hingehen. Ein Onkel bekommt das Fahrrad stattdessen und sie versteht nicht warum er damit fahren darf und sie nicht? Zum ersten Mal in ihrem Leben ist sie verunsichert, sie fragt sich ob sie vielleicht etwas falsch gemacht hat? Von nun an, muss Rana auch ein Hijab - ein Kopftuch tragen - ein schlechter Tausch!


Ein paar Jahre später als sie 14 Jahre alt ist, bekommen die Mädchen in der Schule einen Zettel, auf dem steht, wie sie sich zu kleiden haben, denn aus Sicht der islamischen Geistlichen sind sie eine potentielle Versuchung für alle Männer. 
Wenn der Vater von der Arbeit kommt, dann muss er mit Mutter und Tochter zum Einkaufszentrum fahren und sie kaufen alles was die Tochter nun braucht. Tarhas(Kopftücher), Abayas (weite Gewänder) und Niqabs (Schleier, der nur die Augen frei lässt), gibt es in einem speziellen Einkaufszentrum wo nichts anderes verkauft wird.
Rana hat ein sehr inniges und liebevolles Verhältnis zu ihrem Vater, er ist ihr Verbündeter und versteht sie oft besser als ihre sehr religiöse und strenge Mutter. Doch insgesamt gesehen ist die ganze Familie durch und durch religiös, kein Gebet wird jemals ausgelassen und keine Regel missachtet. Wenn Rana ihre Mutter nach dem "Warum" fragt, ist die Antwort stets, weil Allah dich dann noch mehr liebt - oder weil Gott es so will!

In der Schule hat Rana eine Freundin mit der sie ihre Gedanken teilen kann, die jungen Mädchen lieben Popmusik und Musikvideos, Süßigkeiten und träumen fast die gleichen Träume wie Teenager überall auf der Welt. Doch sie dürfen sich nicht in ihrer Freizeit besuchen. Zuhause kann Rana nur mit Frauen aus ihrer Familie befreundet sein. 
Ihr Zuhause in Saudi Arabien und ihr Zuhause in Syrien bei den Großeltern erscheinen ihr während ihrer Kindheit noch als Orte der Geborgenheit, doch mit siebzehn muss sie eine andere Erfahrung machen und in diesem Sommer geht etwas in ihr für immer kaputt.

"..Drei Jahre, nachdem ich mich zum Schutz vor den Blicken fremder Männer zu verhüllen begann, zwingt mich Bark, ein Mann, von dem ich glaube nichts fürchten zu müssen, einen Softporno mit ihm zu schauen und fasst dabei meine Brüste an."


Rana berichtet in ihrem Buch von weiteren Beispielen sexuellem Missbrauchs. Sie beschreibt Taten, die ihr teilweise selbst widerfuhren, oder die Freundinnen und Verwandte erleiden mussten. Eine Frau in Saudi Arabien darf sich einem Mann nicht widersetzen, wenn er sie also zu "unreinen" sexuellen Handlungen zwingt, dann ist das was er ihr antut "haram", also eine Sünde. So fühlt die jugendliche Rana sich für das Unrecht, das ihr geschieht auch noch verantwortlich, schmutzig und schlecht und kann sich niemandem anvertrauen, weil sie für die sexuellen Übergriffe auf jeden Fall die Schuld bekäme!


Rana erzählt vom Alltagsleben, von Hochzeiten, schönen Kleidern, von den Ritualen die immer beachten, dass Frauen und Männern getrennt sind und davon, dass die Männerwelt stets alles entscheidet. Rana ist eine Zeit lang verheiratet, darf aber nur Hausfrau sein und für die Schwiegermutter schuften, obwohl sie gerne nach der Schule noch studiert hätte. 

Später nachdem die Ehe geschieden war und Rana wieder in der elterlichen Wohnung lebt, da braucht sie die Erlaubnis des Vaters, um einen Englischkurs zu machen und nur mit seiner Zustimmung kann sie in einem Krankenhaus arbeiten. Ihr Vater muss sie täglich zur Arbeit fahren und wieder abholen, das Gleiche gilt auch für die anderen saudi-arabischen Frauen. Entweder ein männliches Familienmitglied fährt sie, oder sie müssen zu Hause bleiben. Reiche Frauen haben einen Fahrer, wodurch die Frauen ein kleines bisschen mehr Unabhängigkeit haben.

Rana durchlebt alles Schlechte, was einer jungen Frau in diesem Land geschehen kann und verbringt als erwachsene Frau ein trübseliges Dasein in ihrem Zimmer, in der Wohnung ihrer Eltern. Sie surft viel im Internet und entdeckt den Nachrichtendienst Twitter für sich, wo sie gerne mitliest und dann zaghaft erste eigene Posts schreibt. Dieses Medium eröffnet ihr eine neue Welt, als sie dort einen arabischen Atheisten entdeckt.

Rana weiß zunächst nicht mal was Atheismus ist und googelt alles was damit zu tun hat. Fassungslos steht ihre Welt Kopf, als ihr klar wird, dass es Menschen gibt die sich vom Islam abgewendet haben und nicht mehr an Gott glauben. Ein Umstand der für sie noch lange Zeit unfassbar bleibt. Nach und nach zweifelt sie den Koran und die Existenz Gottes immer mehr an, denn sie kann keine logische Erklärung oder Beweise dafür finden, dass es Allah wirklich gibt. Mit der eigenen Abkehr vom Glauben, wächst auch der Wunsch nach Flucht und dem Leben in einem freien Land.

Rana Ahmad hat ein sehr mutiges und wichtiges Buch geschrieben, denn in Saudi-Arabien bedeutet es für eine Frau ihr Leben zu riskieren, wenn sie sich gegen den Islam oder die geltenden Regeln zu stellt. Was viele Millionen Frauen in Riad und im ganzen Land in ihrem Umfeld erleiden müssen, hat Rana Ahmad in ihrem Buch Beispielhaft ans Tageslicht gehoben. Sehr klar formt sie Gedanken und Erlebnisse zu ihrer bewegenden Geschichte, die anschaulich das wahrhaftige Gesicht Saudi-Arabiens mit seiner mittelalterlichen Moralvorstellung, eingerahmt von modernen Wolkenkratzern, aufzeigt.

"Frauen dürfen hier nicht träumen" ist ein Buch, dass keinen Menschen mit westlicher Erziehung und Bildung kalt lassen kann. Sprachlich ist es sehr spannend, absolut mitreißend in einem flüssigen Stil geschrieben, der der Handlung gerecht wird. 

Der sehr passenden Buchtitel lässt sich unbegrenzt auf alle Lebensbereiche der arabischen Frau ausdehnen. Das traurige und erschütternde Resumé für die weibliche Welt ist, dass es Frauen in Saudi-Arabien nicht gut geht:

Frauen dürfen sich hier nicht frei bewegen,
Frauen dürfen hier nicht über ihr Leben bestimmen,
Frauen dürfen hier nicht frei atmen, sie müssen sich verschleiern.

Frauen dürfen hier keine Freundinnen oder Freunde treffen, die nicht zur Familie gehören. Frauen dürfen hier ausschließlich das tun, was ihre Väter, Ehemänner und Brüder ihnen gestatten. Nur das.
Frauen sind schuldig, wenn sie geschlagen, missbraucht oder sexuell belästigt werden.

Die Tatsache, das es eine derartige Welt heute noch gibt, ist für mich als eigenständige westliche Frauen in einer aufgeklärten Welt schier unfassbar. Es ist mutig das Rana ihre Geschichte erzählt, für das was sie getan hat muss sie immer noch um ihr Leben fürchten. 

Erfreulich ist, dass der Kronprinz Mohammed bin Salman die Regeln für Frauen nun etwas lockern will, wie z.B. bei der Süddeutschen Zeitung zu lesen war. Doch bis diese kleinen Änderungen in den Köpfen der überwiegend zu dominanten oder den strenggläubigen Männer ankommen und weitere Maßnahmen folgen werden, müssen noch viel zu viele Frauen ihre persönliche Hölle durchleben. 


Sonntag, 11. Februar 2018

Buchtipp: Zeugin der Toten - Elisabeth Herrmann

Elisabeth Herrmann ist eine meiner unangefochtenen Lieblings-Autorinnen, denn die deutsche Journalisten hat ein großes Gespür und Talent dafür, Gesellschaftsthemen mit spannender Unterhaltung zu verbinden. Zugegeben, was aus ihrer Feder kommt, ist kein Geheimtipp, denn ein Großteil ihres Stoffes wurde bereits fürs Fernsehen verfilmt. Ich möchte mich da aber gerne einreihen und betonen, dass ich alle ihre Bücher bisher sehr genossen habe!
Hier werde ich mal meine Freude über ihren Krimi "Zeugin der Toten" rauslassen. Das Buch ist schon seit 2011 ein Renner und erhielt im Jahr 2012 bereits den Deutschen Krimi Preis. Im August 2017 kam nun eine Fortsetzung dieser Reihe mit dem Titel: "Stimme der Toten" auf den Markt. Für mich Grund genug,  mir beide Bücher nacheinander einzuverleiben.
Doch heute geht es zunächst einmal um den ersten Teil dieser packenden Reihe.

Handlung 
Judith Kepler ist cleaner. Genauer gesagt ein death scene cleaner. Sie beherrscht zwar das übliche Putzrepertoire rauf und runter, aber sobald die Spurensicherung ihre Arbeit an einem Tatort abgeschlossen hat, wird Judith Kepler als Spezialistin für die schnelle und professionelle Reinigung von Blut- und Leichenspuren gerufen. Ein undankbarer Knochenjob, der nicht leicht zu erledigen ist, besonders wenn die Verwesung des toten Körpers schon eingesetzt hatte. Nicht jede Reinigungskraft ist dieser Belastung gewachsen, viele die es versuchen, stoßen schnell an ihre mentalen und physischen Grenzen.
Aber Judith kann diesen Job, denn als ehemalige Drogen-Kriminelle muss Judith in ihrem Leben auf Schlimmeres zurückblicken. Zehn demütigende Jahre ihrer Kindheit verbrachte sie zunächst in einem DDR-Kinderheim. Nach der Wende, als mittlerweile fünfzehnjährige, haute sie ab. Drogenentzug, Rückfall und Gefängnisstrafen bestimmten ihr Dasein, bevor ihr Boss, Inhaber der Reinigungsfirma Dombrowski sie schließlich von der Straße holte. 
Mit einer gesunden Distanz und angemessener Würde reinigt sie nun die Orte an denen Menschen ihre Leben aushauchten. Wenig verwunderlich ist, dass sie privat eine überzeugte Einzelgängerin ist. Mit ihrer raubeinigen Art hält sie jede freundschaftliche Annäherung auf sicherem Abstand. 

Ein Notfall -  Mord an einer schwedischen Frau in einer  Berliner Hochaus-Wohnung -  vermasselt Judith Kepler das Wochenende. Eigentlich freute sie sich bereits auf ein kaltes Glas Wein auf ihrem sommerlichen Balkon, als Dombrowski sie zu diesem Auftrag schickt. Mit dem Transporter macht sie sich auf den Weg Richtung Berlin-Marzahn und glaubt zunächst an einen Zufall, als sie feststellt, dass der Tatort in der Nähe ihrer eigenen Adresse liegt.
Ausgerechnet an diesem Tatort kommt Judith in den Besitz ihrer alten Waisenhausakte aus ihrer Zeit im Kinderheim Juri Gargarin in Sassnitz. "Was hat das alles mit mir zu tun?" fragt sich die Putzfrau verwirrt und nimmt die Wohnung der Toten, um so gründlicher in Augenschein. Eine Spur führt von der Ermordeten zu einem ehemaligen BND Agenten, der nun als Enthüllungsjournalist im Politfernsehen erscheint und auf der Suche nach einer legendären Stasi Datei ist. Eine Frage wirft schnell die Nächste auf und so macht Judith sich auf die Suche, um die Spuren in ihre eigene Vergangenheit zu verfolgen.
Die Jagd nach ihrer Identität führt sie zurück nach Sassnitz und immer weiter..
Stück für Stück enthüllt sie dabei immer mehr Details aus ihrer tatsächlichen Vergangenheit
und eine ungeheuerliche persönliche und politische Geschichte. 

Fazit
Elisabeth Herrmann schreibt wie immer unfassbar authentisch. Ihre Figuren sind mehr als glaubwürdig, sie scheinen wie tatsächliche Persönlichkeiten. Ihre Inhalte sind unfassbar vielfältig und gut recherchiert. Ihr fundiertes Wissen über Politik, Gesellschaft, Geschichte und fachliche Details macht die Lektüre dieses politischen Krimis zu einer unbestreitbaren Bereicherung. 
Darüber hinaus erzählt Elisabeth Herrmann absolut spannend und fesselnd und hält den Spannungsbogen aufrecht, wie es nur wenige können. Finale und Auflösung sind schlüssig und nachvollziehbar. Kurzum macht sie alles richtig was man als gute Autorin richtig machen muss. Eine Top-Empfehlung an alle Krimifreunde!

Der Titel ist als Taschenbuchausgabe des Ullstein-Verlages (9,99 €) erhältlich. Oder Wahlweise als E-Book Format (List 8,99 €).
Verschiedene Cover, aber gleicher Inhalt.

Wer möchte kommt in Kürze mal wieder hier vorbei, denn dann gibt es meine Erfahrungen zur Fortsetzung der Geschichte, welche sechs Jahre später fast übergangslos anknüpft.

Macht es euch kuschelig - beste Lesegrüße,

Caroline 











Donnerstag, 11. Januar 2018

Blog-Geburtstag !! Happy Birthday - 6 Jahre bloggen für schönes Lesen!


Hallo zusammen,

Buch und Literatur wird heute 6 Jahre alt. Ein Grund sich zu freuen und ein Danke an euch alle die gemeinsam mit mir Spaß an Buchblogs haben!
Wer wissen möchte, wie alles begann, schaut sich gerne meine ersten Blogeintrag Die gelben Augen der Krokodile noch mal an. Welche Bilanz kann ich also aus den letzten 6 Jahren ziehen?


Das Fazit als Liste:

Viele, viele Tassen Tee
Noch mehr Tassen Kaffee
2 Notebooks
2 Smartphones
1 Kamera
5 Reisen zur Frankfurter Buchmesse
2 Reisen zur Leipziger Buchmesse
Bloggertreffen
Gespräche und Interviews
Ein paar Gewinnspiele 
Blogger schenken Lesefreude
Sehr viele Stunden Riesenspass!

Danke!

Eure Caroline






Dienstag, 9. Januar 2018

[Rezension]

Rattatam, mein Herz - vom Leben mit der Angst

Franziska Seyboldt

Mit freundlicher Genehmigung von KiWi
Caroline Schultz

Jeder kennt Angst, denn sie ist genau genommen eine sinnvolle Einrichtung, die den Menschen davor bewahrt in Gefahren zu geraten. Doch wenn die Angst überhand nimmt, sich zu einer Angststörung entwickelt hat, kann das Leben mit ihr ganz schön schwer werden. 

Franziska Seyboldt hat sich entschieden darüber zu schreiben, über ihr Leben mit der Angst. Ganz offen und ehrlich, ohne Decknamen und Anonymität, denn die Krankheit zu verstecken, bedeutet Energie zu vergeuden für den Erhalt eines falschen Selbstbildes.
Auf sehr farbige und leichte Weise nimmt Franziska ihre Leserinnen und Leser mit in ihr Leben, bei dem die Angst Schrecken verbreitet und immer mit am Tisch sitzt.

"An schlechten Tagen wache ich auf und bin ein Sieb. Geräusche, Gerüche, Farben plätschern durch mich hindurch wie Nudelwasser, ihre Stärke bleibt an mir kleben und hinterlässt einen Film, der auch unter der Dusche nicht abgeht. Ich taumle durch den Tag, immer auf der Suche nach etwas, woran ich mich festhalten kann."

Nach dem ich das Buch gelesen hatte, habe ich sofort noch einmal von vorn angefangen und es ein zweites Mal gelesen. Das mache ich normalerweise nie, aber der bewegende, offene und ehrliche Bericht der Autorin ließ und lässt mich einfach noch nicht los. Ihre bemerkenswerten Gedanken und ihre anschauliche Sprache absorbieren mich, bündeln meine Aufmerksamkeit für ihre persönliche Geschichte und die größere Bedeutsamkeit, die sie für unsere Gesellschaft hat und haben sollte. 

Das Buch ist ganz anders als das, was man erwarten würde. Also bitte Vorurteile bei Seite geräumt und hineingestürzt in diese Lektüre, die fasziniert, da sie viel Exemplarisches enthält. Inhalte aus denen jeder Leser etwas über sich selbst lernen kann, gepaart mit dem Gefühl, stets ganz nah bei der der Erzählerin zu sein und manchmal in den gleichen Schuhen zu stecken.
Angstgefühle beim Fliegen, Autofahren, oder beim Sprechen in der Öffentlichkeit kennen viele Menschen. Eine Angststörung kann auch diejenigen plagen, die nach Außen gar nicht ängstlich oder schüchtern wirken, sondern dem Anschein nach ganz tough und lebensfroh rüberkommen.

Franziska Seyboldt gelingt was nur wenige können, völlig unbeschwert, geistreich und nachvollziehbar schreibt sie über das ernste Thema ihrer Angststörung. Sie macht eine gute Geschichte daraus und zeigt dabei ihr Gesicht, ihre Persönlichkeit. Der Ton des Buches ist leicht und zugewandt, während in allerlei Anekdoten und Erlebnisse verpackt das Dilemma der Angststörung, mit allen Einzelheiten aus der Tabuzone gehoben wird. Franziska Seyboldt gesteht ihre Schwäche und geht gestärkt daraus hervor, sie gibt die Kontrolle auf und wird so Herrin der Lage.

"Allein in Deutschland hat jeder Sechste im Laufe seines Lebens einmal eine Angststörung, das kommt gleich nach Depressionen und Alkoholismus." 

Mit Recht fordert die Autorin, dass wir endlich mehr über psychische Leiden reden müssen. Nur so kann mit Klischees und Vorurteilen aufgeräumt werden. Sie ist der Überzeugung, dass man nur Macht über psychische Krankheiten gewinnen kann, wenn man sie so konkret wie möglich benennt, denn eine nicht korrekte Diagnose zu verwenden macht die Krankheit größer als sie ist.

"Rattatatam, mein Herz" ist eine überaus bereichernde Lektüre für alle, die aufgeschlossen und interessiert sind an den relevanten Themen unserer Zeit. Empfehlen möchte ich dieses Buch auch allen Lesern, die sich generell für psychologische Inhalte interessieren. Sie sollten diese berührende Geschichte unter keinen Umständen verpassen!! Es ist sehr kurzweilig und angenehm zu lesen und auf jeden Fall absolut bereichernd!

Höchste Bewertung - Fünf Smileys: JJJJJ

Ich möchte mich an dieser Stelle bei dem Verlag Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar bedanken. Ich bin sehr froh, dass mich die Lektorin Mona Lang mit einem leidenschaftlichen Brief darauf aufmerksam gemacht hat.  

Erhältlich ist das Buch in eurer Buchhandlung, wo ihr sonst auch eure Bücher kauft!
Erscheinungstag ist der 11.01.2018 J&

Gebundenes Buch im Pappeinband : 18,00 Euro
E-Book: 16,99 Euro
ISBN: 978-3-462-05047-9 




Samstag, 30. Dezember 2017

Good bye 2017

So ganz kurz vor Toresschluss, bevor das alte Jahr vorübergeht, möchte ich mich bei euch entschuldigen, dass ich diesen Blog so vernachlässigt habe. Seit Monaten habe ich hier nichts mehr veröffentlicht, doch die lange Liste der Begründungen möchte ich euch ersparen, denn natürlich gibt es Gründe und es gibt immer Gründe, warum das eine geht und das andere gerade nicht.

Im Oktober schrieb ich an einem Post, der euch eigentlich die Online-Version der Frankfurter Buchmesse 2017 nach Hause bringen sollte, weil ich doch selber diesmal nicht dabei war.
Warum ich den Post dann am Ende nicht fertiggestellt habe? Ich kann es nicht sagen, es war auch wieder das übliche Beschäftigtsein. Alles was im Leben so passiert, wenn man eigentlich ganz andere Dinge vor hat.
Ich schreibe das hier jetzt aber nicht nur um mich aus dem Jahr 2017 zu verabschieden, ich schreibe mit dem festen Plan meinem Blog "Buch und Literatur " in 2018 wieder frisches Leben einzuhauchen und neue Projekte in Angriff zu nehmen. Es fehlt weder an Ideen, noch an Erfahrung, mit etwas Zeitmanagement und eurem Feedback wird hier viel "Neues" entstehen.

Weil das hier ein Jahresende Beitrag für 2017 ist komme ich nicht umhin zu sagen; Vieles in unserer Gesellschaft liegt mir quer im Magen, weil unsere Politik nicht in die Puschen kommt, um sich dieser dringenden Probleme anzunehmen. Das reicht über Bildungspolitik, Wohnungsnot in den Großstädten, Überstunden bei Polizeikräften, Garzweiler II, bis ich weiß nicht wohin!! Man hat das Gefühl, als würden wir alle in einem Vakuum stecken, insbesondere da wir zum ersten Mal zum Jahreswechsel ohne Bundesregierung dastehen. Ich werde darum auch in 2018 nicht zur politischen Aktivistin werden, aber ich will eine wache Bürgerin sein und bin überzeugt gute Bücher, Literatur, Kunst und Kultur haben viel mit "wach sein" zu tun und leiten uns und unser Werte-Gerüst im aktuellen Diskurs und bei unserer "Stimme" in den sozialen Medien.


Wir lesen uns in 2018

Bis dahin wünsche ich euch einen wunderbares Silvester, sowie Glück, Gesundheit und die Erfüllung eurer Träume für das NEUE JAHR!

Herzlichst,

Caroline


Sonntag, 6. August 2017

Der Schnee, Das Feuer, Die Schuld und der Tod - Gerhard Jäger

BUCHEMPFEHLUNG


Der Fremde im Dorf

Zu Beginn der fünfziger Jahre reist der junge Historiker Max Schreiber aus Wien in die Tiroler Berge, weil er die genauen Umstände einer Hexenverbrennung im 19. Jahrhundert recherchieren und hierüber ein Buch verfassen will. Seine Ankunft ist Gesprächsthema in der kleinen verschlossenen Dorfgemeinschaft, von der er argwöhnisch und distanziert beäugt wird. Die Wochen in den Bergen vergehen einsam und konfrontieren ihn mit dem harten Leben in dieser Gegend. Trotz des anhaltenden Misstrauens gegenüber dem fremden Städter, hört der Gelehrte irgendwann die ersten Geschichten und Legenden aus dem Region, die vor allem der alte und blinde Seiler meisterlich zu erzählen weiß. Als Außenseiter treibt es Schreiber täglich auf ausgedehnte Wanderungen und Spaziergänge, bei denen ihm die raue Natur der Bergwelt, mehr als einmal, auch ihre harte Hand zeigt. Schriftstellerisch tritt er allerdings auf der Stelle, denn bei der Suche nach Informationen zur "Hexenverbrennung", verschließen sich die Dorfbewohner und reagieren teilweise sogar feindselig auf seine Fragen und Bemerkungen. Schreibers Privatleben in Wien war nicht glücklich, weshalb er die jüngsten Lebensumstände gerne vergessen möchte und trotz aller Schwierigkeiten nicht in die Stadt zurückfährt.

Schwarzes Blut im Schnee

Der Roman beginnt mit der zerknitterten Schwarz-Weiß-Fotografie eines Tatortes und mit der Weissagung einer alten Indianerin am 40. Geburtstag John Millers. Genau vierzig Jahre später, erfüllt sich die Prophezeiung, als ein alter Mann aus den USA nach Österreich fliegt, um aufzuklären was seinem Cousin in dem Tiroler Bergdorf im Januar des Lawinenwinters 1951 wirklich geschah. Sein Weg führt in zunächst nach Innsbruck ins Archiv, wo er das Manuskript des Schriftstellers studieren kann:

Schreiber erzählt, wie er auf ausgedehnten Pfaden durch die Tiroler Bergwelt wandert, dabei sagenumwobene Felsformationen erkundet und den alten Geschichten nachsinntEine Einladung ins Pfarrhaus und ein aufklärendes Gespräch, sowie einige Abende in der Gastwirtschaft, stellen dann doch noch eine Verbindung zwischen Schreiber und den Dorfbewohnern her. Der Gelehrte schreibt nun seine eigene Geschichte und hält seine Erfahrungen in einem ledergebundenen Buch fest. Vieles geschieht: Ein Bauer kommt ums Leben; Schreiber verliebt sich in eine geheimnisvolle junge Frau, um die auch ein anderer Mann im Dorf wirbt; eine Scheune brennt und mit heftigem Schneefall bricht plötzlich der Winter über das Dorf herein.

Jede Hand wird gebraucht und Schreiber schaufelt Schnee, Unmengen von Schnee, Seite an Seite mit den Einheimischen. Tag für Tag wird die Lage schwieriger, nach Weihnachten ist das Dorf schließlich durch die Wetterverhältnisse komplett von der übrigen Welt abgeschnitten. 
Die Situation spitzt sich dramatisch zu, als die ersten Lawinen auf die Höfe und Häuser des Dorfes herunterdonnern. Menschen sterben und der Winter wird für alle zu einem Überlebenskampf, in dessen Wirren auch noch ein Mord geschieht.

Betrachtung

Dieser Roman hat einiges zu bieten, neben der sehr nervenaufreibenden und spannenden Haupthandlung enthält er Mythen und Gleichnisse aus unterschiedlichen Kulturen und eine Rahmenhandlung, welche nicht nur die Spannung anheizt, sondern auch einige Überraschungseffekte in petto hat.

Gerhard Jäger verfügt über eine akkurate und wunderschöne Sprache, die man sich als schreibender Mensch nur zu gern für sich selber wünscht. Wie ein Künstler mit Pinsel und Farbe malt er Bilder mit vielfältigen Worten in den Köpfen seiner Leser. Vor dem inneren Auge wird jede Szene poetisch ausgestaltet und greifbar.

"Aber da war nichts als das Heulen des Sturmes, das Ächzen und Vibrieren der Tanne, wenn ein heftiger Windstoß in die Krone fuhr, da war nichts als die wild um sich schlagenden Äste und ein undurchdringlicher Vorhang aus Regen, der als ein gleichmäßiges Rauschen durch das Aufschreien der Windböen drang." (S.42)

Die leicht fließende, beinah lyrische Sprache mit ihren Ausschmückungen, macht allein schon den Roman lesenswert. Doch der Autor vermag noch viel mehr, er komponiert die fortschreitende Handlung szenisch in der Weise mit seinem Sprachvermögen, das er jeweils Stimmungen erzeugt, denen der Leser sich nicht entziehen kann. Perspektivisch verschmilzt der Leser mit Max Schreiber und spürt hautnah die beklemmende, drückende Angst der Menschen, die in der Dorfkirche Zuflucht vor den lebensbedrohenden Lawinen sucht.

Meinung und Dank

Mir persönlich hat der Roman sehr gefallen, ich habe Stil und Sprache absolut genossen. Ich habe mit der Hauptperson mitgefiebert und mitgelitten. Manchmal habe ich mit Max Schreiber auch gehadert, aber ich habe die beklemmende Angst der Dorfbewohner gefühlt und die gewollte Überraschung am Ende des Buches.
Die Geschichte ist absolut rund und war ein bereicherndes Leseerlebnis. Für die Empfehlung möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bei M. bedanken. 

An Euch viele Grüße und viel Spaß beim "Nachlesen"!

Eure Caroline