Samstag, 22. April 2017

[Rezension] Duft nach Weiss - Stefanie Gregg

(Mit freundlicher Genehmigung von Pendragon)

Danke für die Empfehlung

Der kleine aber feine Bielefelder Verlag Pendragon, liegt in der Nachbarschaft zu meinem Heimatort Gütersloh und das ist einer der Gründe, warum ich gerne ein Buch aus dem Verlagsprogramm besprechen und vorstellen wollte. Auf der Frankfurter Buchmesse empfahl mir eine Mitarbeiterin diesen Titel und ich erhielt das gedruckte Werk als Leseexemplar. Für mich war und ist der Tipp ein Volltreffer. Warum, dass könnt ihr hier genauer erfahren.

Inhalt

In der Hauptgeschichte geht es um das fünfjährige Mädchen Anelija, die sich im Jahr 1975 von ihrer Majka verabschieden muss, denn die junge Mutter "flieht" aus 'Liebesgründen' von Bulgarien nach Westdeutschland und lässt ihre kleine Tochter bei der Oma und der Urgroßmutter zurück. Diese Trennung war endgültig, Besuche nicht möglich, denn die Volksrepublik Bulgarien duldete, während der Ära Schiwkow keine Landesflucht und betrachtete jeden der Ausreiste als Staatsfeind.

Für Anelija ist der Abschied von ihrer Mutter ihre schwerste Kindheitserfahrung, denn auch ihr Vater ist unbekannt. Glücklicherweise bleiben ihr ihre Babas (Großmütter), bei denen sie sehr viel Liebe und Geborgenheit erfährt und so führen sie gemeinsam ein bescheidenes und äußerlich unantastbares, regimegetreues Landleben in der Gegend von Radilovo.

Anlelija geht hier in die Dorfschule und wird häufig von ihren Mitschülern für ihre Mutterlosigkeit gehänselt. Auch Behörden und Funktionäre beäugen ihre familiäre Situation immer wieder kritisch, besonders wenn das Mädchen die Lehrerin fragt warum der Kommunismus der kleinen familiären Landwirtschaft nur Nachteile bringt? Den einzigen Kontakt, den das Kind immer noch zu ihrer Mutter hat, sind die Briefe, die immer mal wieder per LKW-Transport nach Bulgarien geschmuggelt werden. Die Briefe sind auf schneeweißem Papier, heller als Anelija es jemals gesehen hat. Zu Ostern und Weihnachten kommen auch meist üppige Schokoladenpakete von der Mutter.

Das Mädchen beantwortet die Briefe der Mutter meist mit spärlichen Zeilen, denn die Post aus Deutschland ist ihr einerseits heilig, andererseits lösen die Briefe sehr gemischte Gefühle in ihr aus.
Stefanie Gregg erzählt sehr greifbar und gefühlvoll aus diesem einfachen Leben, von Gerüchen und Emotionen, Dingen die nicht ausgesprochen werden, dem Ehrgeiz, mit dem  Anelija durchs Leben geht und von den vielen kleinen Verletzungen und Leiden, die sie erfährt, weil ihre abtrünnige Mutter offenbar ein unsichtbares Makel auf ihr hinterlassen hat, eines dass sie gesellschaftlich stigmatisiert. 
In der Schule lernt sie sehr schnell lesen und ist immer eine der besten Schülerinnen.
Doch es gibt auch Hindernisse: Die sozialistischen Arbeitsdienste sind oft alles andere als Zuckerschlecken und kaum erfüllbar, trotzdem zählen sie in das schulische Bewertungssystem hinein. Anelija muss diese Aufgaben bewältigen, daran führt keine Weg vorbei und ihr Ziel ist es, dass sie nach der Grundschule auch noch das Gymnasium besuchen darf. Die Babas sind eigentlich zu arm, um den Besuch der höheren Schule zu finanzieren, doch schließlich findet sich eine tragbare Lösung, die diesen Wunsch in greifbare Nähe bringt.
Immer wieder begegnet sie Menschen denen sie vertraut und die sie ermutigen ihren eigenen Weg zu finden. Mit Eifer interessiert Anelija sich für alles Deutsche, sie findet Unterstützer und Gegner und lernt leider mit jedem weiteren Jahr in Bulgarien die Grenzen der Meinungs- und Entwicklungsfreiheit in der Volksrepublik Bulgarien kennen. Verzwickte Lebensmomente steigern die Spannung und als Leserin habe ich immer mit der Heldin mitgefiebert. Den Rest lassen ich hier getrost offen. Bitte selber lesen!


Stil und Wirkung

Die Handlung beginnt in einer noch nahen Vergangenheit - für mich also praktisch Gegenwart - im Jahr 1995 und wird in Rückblicken erzählt. Anhand dieser Verankerung im hier und heute wird die Sichtbarkeit der gegenwärtigen Relevanz dieser Einzelgeschichte für unsere europäische Gesamtidentität für den Leser erfahrbar. Außerdem ist die Rahmenhandlung eine zauberhafte romantische Liebesgeschichte, die das Gesamtpaket zusätzlich bereichert. 
Neben dem Verlauf der Haupthandlung wird eine weitere Geschichte vorangetrieben, die sich im zeitlichen Spektrum von 1968 bis 1992 bewegt und die Biografie des regimekritischen Exil-Schriftstellers Georgi Markow nachempfindet. Georgi Markow, der 1978 Opfer des perfiden Regenschirm-Attentats in London wurde. Im Spionagemuseum in Berlin sind hierzu Exponate zu sehen.
Die Erzähl-Ströme, die durchgängig eine angedeutete Verbindung haben und auch zeitgeschichtlich zusammengehören, stehen inhaltlich nebeneinander und die angedeutete Verbindung wird erst ganz am Ende des Buches bestätigt. Diese historische Nebenhandlung ist einer bereichernde Vervollständigung die den Roman aus meiner Perspektive besonders informativ und komplett macht.


Fazit

Die Autorin erzählt mit Leichtigkeit von einem Leben, das alles andere als Leicht war. Gelungen hält sie eine optimistische und zuversichtliche Balance und vermag doch die Realität im ländlichen Bulgarien sehr vorstellbar zu skizzieren. Ich habe jede Seite mit Genuss gelesen, immer in dem Empfinden das dieses Buch tatsächlich ein federleichtes Stück wichtige Literatur ist und mich darüber hinaus sehr sehr spannend unterhält. In Anelijas Leidensmomenten habe ich mit ihr gelitten und gehofft. Oft gerätselt und gebangt wie sie aus den vertrakten Lebensituationen wieder herauskommen kann. Der Roman wirkt sehr authentisch und ich möchte ihn Euch von Herzen empfehlen!
Ein literarisches, kompaktes und sehr gut lesbares Werk, dass man einer großen Leserschaft getrost ans Herz legen kann. Ein Buch zum Reisen und verschenken, für die Handtasche oder eine sonnige Mittagspause.


An den Verlag

Lieben Dank Pendragon Verlag für das wunderbare Leseexemplaar von "Duft nach Weiß" von Stefanie Gregg. Ich habe das Buch aufgesogen und sehr genossen. Die Geschichte ist so zart und leicht erzählt und so wunderbar zu lesen. Stefanie Gregg ist auf jeden Fall eine Autorin, die ich im Auge behalten werde.


Eure Caroline

Freitag, 24. März 2017

Meisterwerke der Sience Fiction - 1984 - George Orwell

NINETEEN-EIGHTY-FOUR

Auf der Suche nach der passenden Lektüre, da findet das Buch manchmal mich und nicht umgekehrt. Irgendwo schnappte ich auf, dass der Sience Fiction Klassiker "1984" von George Orwell zur Zeit wieder Renaissance hat, was bei der gegenwärtigen weltpolitischen Lage auch nicht verwunderlich ist.

In Deutschland und den Niederlanden bestimmen Konflikte mit dem türkischen Präsident Erdogan unsere Nachrichten. Es bleibt unverständlich wieso Erdogan noch Rückhalt bei seinen Landsleuten findet? Ein Präsident, der Pressefreiheit mit Füßen tritt, Journalisten mit Todestrafe bedroht und in diktatorischer Manier nach immer mehr Macht greift. In den USA regiert indessen ein unberechenbares Staatsoberhaupt - Donald Trump, der lieber "alternative Fakten" anstelle der Wahrheit verbreitet, gegen die Medien hetzt und beim Erlass absurder Einreise-Beschränkungen glücklicherweise an der amerikanischen Gesetzgebung scheitert. Man könnte die Liste fortführen.

'1984' blitzte mich also aus meinem Buchregal an und flüsterte: "jetzt ist es Zeit für mich."

Wir schreiben das Jahr 1984. Der Staat ist alles und der einzelne Bürger nichts.
An einem kalten Apriltag, trifft Winston Smith die brisante und folgenschwere Entscheidung. seinen eigenen Gedanken nachzugehen. Ein schweres Verbrechen im totalitären Staat Ozeanien, wo der große Bruder über alle Menschen wacht, Hüter der einzig gültigen Wahrheit ist, und die Gedankenpolizei jede Übertretung aufdeckt. Winstons Wohnung in der Victory Mietskaserne wird, so wie alle Wohnungen, mittels eines ständig laufenden Teleschirms überwacht, doch es gibt einen toten Winkel, in den er sich zurückzieht, um seine eigenen unangepassten Gedanken in ein Tagebuch einzutragen. Die Welt im Jahr 1984 ist aufgeteilt in drei Superstaaten. Ozeanien ist im Dauerkrieg gegen Eurasien. Ein Krieg, der an fernen Grenzen stattfindet und nur manchmal gibt es Einschläge einzelner Raketen in der Hauptstadt London. Von Zeit zu Zeit ist Ozeanien auch im Krieg gegen Ostasien, doch sobald sich die Bündnisse ändern, wird die Geschichte einfach umgeschrieben und das Ministerium propagiert, dass es niemals anders war, sondern immer schon Krieg gegen Ostasien geführt hat und Eurasien der verbündete Staat war. 
Überall hängen Plakate vom "Großen Bruder", der eine imaginäre Figur ist und es gelten drei Hauptparolen.


Krieg ist Frieden
Freiheit ist Sklaverei
Unwissenheit ist Stärke

Regiert wird der Staat von der Partei, die mittels der vier Ministerien agiert. Im Ministerium für Wahrheit werden alle Nachrichten kontrolliert. Alles Wissen, alle Meldungen, Schulbücher, jegliche Form der Information steuert und manipuliert der Staat. Auch Winston arbeitet im Ministerium für Wahrheit, wo er mittels eines 'Sprechschreibers' Zeitungsmeldungen für eine täglich neu definierte Wahrheit umschreibt und somit die Wirklichkeit Tag für Tag unkenntlicher wird. Auch sprachlich soll den Menschen das Denken abgewöhnt werden.
Kommunniziert wird auf "Neusprech" einer versachlichten und vereinfachten Sprache, die alles überflüssige vermeidet und kontinuierlich die Zahl ihres Wortschatz verkleinert. "Neusprech" soll zur Alltagssprache werden, um differenziertes und detailliertes Denken zu erschweren. 
Winston kann sich an einzelne Momente seiner Kindheit im Krieg erinnern, doch weiß er selbst nicht mehr zu sagen, wann das eigentlich alles angefangen hat und wie es vorher war. Er versucht mit einem alten Mann zu sprechen, der die frühere Zeit noch selbst erlebt hat. Leider ist dieser zu verwirrt, um Winstons Fragen zufriedenstellend zu beantworten.
Auferlegter Volksglaube ist, dass das Leben in der Welt vorher unvorstellbar schlimm düster war und es den Menschen unter der Herrschaft der Partei und der Fürsorge des großen Bruders endlich besser geht. Diese erzwungene Ansicht steht im krassen Gegensatz zu der Wirklichkeit, in der das Essen schlecht, teilweise synthetisch, rationiert und die Lebensbedingungen dürftig sind. Häuser sind baufällig, Flure schmutzig und abgewetzt. Man kann niemanden trauen, nicht dem Freund oder dem Nachbarn. Nicht mal den eigenen Kindern. Das Leben ist durchreguliert wie in bekannten kommunistisch-totalitären Systemen, wobei Orwell in seinem Roman nur einen winzigen Schritt weiter geht. Oder vielleicht ist und war die Wirklichkeit manchmal doch krasser? Die Geschichte und auch die gegenwärtige Welt kennt ihre Beispiele. 

Orwell beschreibt eingehend die beständige Selbstkontrolle der sich Winston unterzieht, um nicht durch einen falschen Gesichtsausdruck aufzufallen und als Gedankenverbrecher enttarnt zu werden.
Oft streift er durch London und macht unbegründete Spaziergänge, sucht nach Antworten auf seine Fragen. Eines Tages nimmt eine junge Frau - Julia - Kontakt mit ihm auf. Das Undenkbare geschieht, die beiden umgehen die Regeln des Systems und werden ein Liebespaar. Doch der große Bruder ist überall und sieht alles. Ich habe jetzt noch vieles weggelassen über das man in Bezug auf den Roman sprechen könnte, doch ich möchte für alle diejenigen, deren Interesse geweckt ist auch nicht zu viel vorweg nehmen.

Orwell hat ohne Zweifel einen sehr bedrückendes, teilweise beängstigendes Sience Fiction Meisterwerk erschaffen, das auch heute noch genau vor Augen führt, wie viel wir zu verlieren haben. Wir leben in Europa und in der westlichen Welt in Frieden, Wohlstand und geistiger Freiheit seit nunmehr 72 Jahren. Das ist das ist gesellschaflich das kostbarste Gut auf dieser Welt - das wir unbedingt erhalten müssen.
Staatliche Gewaltenteilung, sowie Meinungs- und Pressefreiheit sind das existenzielle Fundament für einen Fortbestand dieses Friedens und der persönlichen Freiheit. Wir alle müssen daran mitwirken, das das so bleibt und auch andere Staaten in ihrer Entwicklung zu freiheitlichen Gesellschaften gefördert werden. 

Der Roman "1984" ist ein wichtiger Klassiker, der vieles aufzeigt, der lange und plastisch im Kopf bleibt, die Gedanken anregt und in jedem Fall sehr lohnenswert ist. 

 Caroline Schultz




Montag, 16. Januar 2017

Meine geniale Freundin - Ein Buch wie ein Silvesterfeuerwerk! Elena Ferrante


Der Hauptgrund aus dem ich angefangen habe über Bücher zu bloggen ist wahrscheinlich, weil mich beim Lesen immer wieder Geschichten erwischen, die so faszinierend sind, dass ich dieses grandiose Gefühl mit einem Glücksvirus infiziert zu sein - diesen Umstand unbedingt festhalten will! Ich will ihn festhalten und ich will mich darüber austauschen. Ganz direkt und unmittelbar. 
Leider sind die Menschen in meiner direketen Umgebung meist gar nicht auf eine solche Unterhaltung eingestimmt, geschweige dass sie just eben das Gleiche lesen wie ich. Es gibt also keinen Weg, wie der beste Ehemann von allen, die Tochter, oder die liebste Freundin etwas Konstruktives beisteuern oder mit mir schwärmen könnten.
Ich hoffe sehr, dass ihr gemeinsam mit mir schwärmen mögt. Den ersten Band der neapolitanischen Familiensaga habe ich nun ausgelesen und bin ziemlich froh, dass die Fortsetzung "Die Geschichte eines neuen Namens" bereits in der Buchhandlung zu haben war.
"Meine geniale Freundin" ist ein Roman, der mich durch und durch überrascht hat. Zu Anfang konnte ich mir nicht richtig vorstellen, in welche Richtung das Buch tendieren würde, welchen Verlauf es nimmt. Und ich muss gestehen, es tendiert in gar keine Richtung - in keine die ich hätte vorhersehen können! Die Geschichte, das Setting, die Erzählkraft und Sprache der Autorin, die Charaktere und die Besonderheiten des Milieus sind in dieser Zusammensetzung unvergleichlich und was mein Universum betrifft - noch nie da gewesen.

Zum Inhalt:
Lila und Elena spielen noch mit Puppen, als sie sich anfreunden. Die beiden Mädchen wachsen zu Beginn der 1950er Jahre in einem schlichten Viertel Neapels auf - ihrem Rione. Die Familien in den umliegenden Wohnungen sind allesamt einfache Arbeiter, Hilfskräfte oder kleine Händler. Raue Sitten sind an der Tagesordnung, schnell erhitzte Gemüter schlagen auch schnell zu. Eine maskuline Gesellschaft in der sich die Frauen unterordnen und die Väter und Ehemänner, die unangefochtenen Herrscher über ihre Familien sind. Lilas Vater ist Schuster und Elenas Vater verdient das Familieneinkommen als Pförtner bei der Stadtverwaltung. Gemeinsam besuchen die Mädchen die Grundschule im Rione.
Lila, die zielstrebige und unerschrockene in dem Gespann, erweist sich sehr schnell als überdurchschnittlich Intelligent. Im Mathematikwettbewerb rechnet sie die besten Schüler aus allen Klassen an die Wand. Elena hingegen ist nur die Zweitbeste in der Klasse, was sie auch ihrer Klugheit, aber vor allem ihrem Fleiß zu verdanken hat. In ihren Augen wird niemand jemals besser sein als ihre Freundin Lila. Trotzdem darf diese nach der Grundschulzeit nicht weiter zur Schule gehen, sondern muss in der Schusterwerkstatt und im Haushalt helfen. Zum ersten Mal fühlt Elena sich etwas überlegen und prahlt damit, dass sie in der Mittelschule Latein lernt. Lila besorgt sich Bücher aus der Bibliothek und bringt sich das Lateinische selber bei. Die Freundschaft zwischen den Mädchen basiert auf einer ständig in Bewegung befindlichen Mischung aus Konkurrenz und Abhängigkeit. Sie sind unzertrennlich und brauchen einander als ebenbürtige Sparringspartner und messen sich andererseits beständig in einer Art Lebens-Wettbewerb. Das erste Buch führt bis in die frühen Jugendjahre der Mädchen und endet mit Lilas Hochzeit.

Dieser Roman macht neugierig, eröffnet neue Ausblicke und übt einen unberechenbaren Sog beim Lesen aus. Es ist schwer auszuhalten nicht zu lesen. Ein wirklich besonderes und lohnenswertes Buch, das die Literaturszene längst in Aufruhr versetzt hat. Zu recht!


Für den Fall das jemand unbedingt eine Sterne-Bewertung
wünscht: Dieser Roman verdient 5 Sterne und ein dickes Pluszeichen!


Die Fortsetzung knüpft direkt daran an. Ich bin mittendrin und freue mich bald davon zu erzählen.

Eure Caroline 

Sonntag, 8. Januar 2017

Thriller Melange:
'Anonym' von Ursula Poznanski und Arno Strobel
'Die Falle' von Melanie Raabe

(c) Wunderlich
Es ist bereits das zweite gemeinsame Werk der Autoren, doch mit ihrem Thriller 'Anonym' erwecken Ursula Poznanski und Arno Strobel erstmals das Ermittlerduo Daniel Bucholz und Nina Salomon zum Leben.

Unmittelbar an ihrem ersten Arbeitstag in Hamburg wird Nina in aller Frühe zu einem Leichenfund auf einem verlassenen Fabrikgelände gerufen. Hier begegnet sie ihren Kollegen zum ersten Mal und lernt auch ihren neuen, etwas schnöseligen Partner Daniel kennen. Sie empfindet ihn als herablassend, während er sie wiederum als nachlässig einstuft. Unangepasste Beamtin trifft auf Prinzipienreiter - eine schwierige Konstellation für die Aufklärung des Mordes - Doch das ist ab sofort die Aufgabe der beiden Ermittler, denn ein Mann wurde auf sehr ungewöhnliche Weise ermordet.

Die Bluttat führt die Ermittler ins Darknet zu einem geheimnisvollen Forum namens Morituri, wo ein psychopathischer Cyperfreak seine Spielchen spielt. Bei jeder neuen Spielrunde kann die Netzgemeinde verschiedene Mordopfer nominieren, über welche die Forumsmitglieder dann abstimmen. Dem
Gewinner winkt der Tod. Ein Wettlauf gegen die Zeit und gegen eine unaufhaltsame Tötungsmaschinerie beginnt. Buchholz und Salomon kämpfen mit allen Mitteln, doch das Todesspiel rückt auch ihnen auf die Pelle.

Das erzählerische Wagnis der Autoren ist gelungen, jedes Kapitel aus einer anderen Feder und einer anderen Sicht! Einmal die einer weiblichen Beamtin oder dann wieder die eines männlichen Kriminalkommissares. Der Leser schlüpft in den jeweils anderen Character, verschmilzt mit ihm und partizipiert an der sich kontinuierlich wandelnden Perspektive. Der Informationsfluss zum Leser wird maximiert und die Story zieht immer tiefer in ihren Bann. Hamburg ist ein würdiger Hintergrund für diese Szenario. Ich will hier auf keinen Fall zu viel ausplaudern. Ein grandios spannendes Buch, ein starker wendungsreicher Thriller.
Wie immer bei derart spannenden Büchern konnte ich das Ende kaum erwarten und war dann doch ein bisschen traurig als ich es ausgelesen hatte. Mit den Charakteren hatte ich mich angefreundet, sie lieb gewonnen und wollte sie ungern loslassen. Ich hoffe, davon gibt es bald bitte gerne mehr!!!
Dieses Buch ist in der Kategorie Thriller ein tolles, solides und gleichzeitig überraschendes Werk, das ich vollständig empfehlen möchte. Bewertung: Viereinhalb Sternchen, denn nach oben muss noch etwas Luft bleiben!

Das Buch ist bei Wunderlich (Rowohlt) erschienen und kostet als Hardcover
19, 95 €. Es hat einen sehr schönen Schutzumschlag mit leichter Struktur und einem
silbrig metallischen Schimmer darin.

                                                                 -.-.-.-.-



Ich bin eigentlich ein Hörbuchmuffel, doch aus irgendeinem Grund, an den ich mich jetzt gar nicht erinnern kann, habe ich mir "Die Falle" von Melanie Rabe gleich zweimal gekauft. Einmal als Hörbuch und einmal zum selber lesen für meinen Tolino. 

Auf dem Weg zur Arbeit hörte ich dann die Story, die ja im vergangenen Jahr im Thrilleruniversum schon ein voller Erfolg war. Was soll ich sagen? Ich kann mich den allgemeinen Stimmen nur anschließen. Ein sehr raffiniert gesponnener und ausgestalteter Plot. Und es war ein Gewinn die packende Story als Hörbuch zu hören, so bekam ich schnell ein Gespür für den Ton, den die erzählte Geschichte in ihren Kapiteln jeweils haben sollte. 

Im Nachhinein muss ich sagen, dass war ein guter Deal für mein Zeitmanagement. Auf dem Weg zur Arbeit habe ich mein Hörbuch genossen und in meiner übrigen Freizeit habe ich etwas anderes gelesen. Weil die Hörbuchstory dann immer spannender wurde, musste ich mir Nachmittags noch jede Menge Gründe einfallen lassen, um mit dem Auto herumzufahren und weiter zu hören. (Lach und Zwinker) Das ein Hörbuch so packend sein kann, hatte ich bisher noch gar nicht auf dem Schirm. Auch diesen Thriller kann ich Euch auf jeden Fall sehr empfehlen.
Wer gerne Sternebewertungen mag, dem sei gesagt, dass ich vier Sterne vergebe.

 9,99 [D]* inkl. MwSt. 
€ 11,20 [A]* | CHF 14,90* (* empf. VK-Preis) Hörbuch MP3-CDISBN: 978-3-8445-2127-6

Erschienen: 11.04.2016 
bei Der Hörverlag

Beste Lesegrüße,

Eure Caroline

Samstag, 31. Dezember 2016

Das wars dann wohl mit 2016. Aber nicht genug für hier..ich komm wieder keine Frage!

Hallo ihr liebes Büchervölkchen, Lesesüchtigen und Herzmenschen,

hier kommt mein ganz knapper Jahresrückblick auf den allerletzten Drücker für Euch. Das
zurückliegende Jahr wahr wirklich nicht das beste Jahr für diesen Blog. Insgesamt war ich wohl sehr abgelenkt als ich zu Jahresbeginn mein Studium als Journalistin abgeschlossen habe. Ich war dann auch immer noch abgelenkt durch die vielen To Do's, die meine Arbeit als IT-Sekretärin so mit sich brachte und durch die Aufzucht der beiden lieben kleinen Kohlenstoffeinheiten, die mein Leben erst so richtig reich und manchmal auch kompliziert machen. Im Sommer kam dann noch die ersehnte Freischreiberei für die hiesige Lokalzeitung hinzu und ich hoffe ihr verzeiht mir einfach, dass dabei so manches Blogprojekt in der der Pipeline stecken blieb. Doch in der Welt der Bücher passiert immer soviel spannendes, dass ich auch 2017 interessante Beiträge für Euch ins Netz bringen werde. 
Und auch wenn jedes Jahr ca. 70.000 Neuerscheinungen auf den deutschen Buchmarkt strömen, hat ein gutes Buch einen langen Atem und ist keine Eintagsfliege. So dass wir uns bald wieder über viele neue und ältere Titel austauschen werden.

Als Basic für ein optimales Lesejahr 2017, wünsche ich Euch eine eiserne Gesundheit, Glück
und Freude und einen reichen Nachschub an gutem Lesestoff im Neuen Jahr!

**** Happy New Year!!!*****

                                                      ***** Guten Rutsch!!!****


Eure Caroline

Montag, 24. Oktober 2016

Kritischer Exil-Redakteur Can Dündar im ARD Talk
auf der Frankfurter Buchmesse 2016 #FBM16

Nach der Untersuchungshaft: Redakteur will gefangenen Journalisten in der Türkei eine Stimme geben.
Buchvorstellung


Can Dündar auf der ARD Bühne Frankfurt 2016 (c) Caroline Schultz
Mit seinem Buch "Lebenslang für die Wahrheit" ist der türkische Buchautor und Journalist Can Dündar vielerorts in den Medien vertreten. Auch auf der Frankfurter Buchmesse 2016 sprach er auf der ARD Bühne über seine Aufzeichnungen im Gefängnis und die politische Lage in der Türkei.
Ein Übersetzer übermittelt Fragen und Antworten des Buchautors
 (c) Caroline Schultz.
Can Dündar ist ein türkischer Journalist und ehemaliger Chefredakteur der türkischen Zeitung Cumhuriyet. Dündar und die Cumhuriyet berichteten über geheime, mutmaßliche illegale Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an islamische Milizen in Syrien im Jahr 2014. In Folge dieser Berichterstattung begannen türkische Staatsanwälte Ermittlungen gegen den Chefredakteur und klagen ihn wegen Spionage und Verrat von Staatsgeheimnissen an. Staatspräsident Erdogan stellte persönlich Strafanzeige und fordert lebenslange Haft für den 55-jährigen. Nach drei Monaten kommen Dündar und weitere Journalisten vorläufig frei, doch er wird schuldig gesprochen und zu annähernd sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Dündar geht jedoch in die Berufung, dann bei einer Gerichtsverhandlung wird auf den Enthüllungsjournalist geschossen. Der Täter ist ein AKP-Mitglied. Erdogan selbst hat die Freilassung Can Dündars durch die Verfassungsrichter nie akzeptiert. Während seiner Zeit im Gefängnis verfasste Can Dündar handschriftlich sein Buch "Lebenslang für die Freiheit", dass den Zustand in der Türkei beschreibt. Nun versteckt sich Can Dündar im Exil vor weiteren Übergriffen und spricht über seine Haft und die Lage in der Türkei. 


Zitate aus dem ARD Gespräch:

"Mit dem Buch möchte ich meinen inhaftierten Kollegen in der Türkei eine Stimme geben."

"Schreiben ist Rettung, Schreiben bedeutet außerhalb der Gefängnismauern leben, aber auch das Traurige der Öffentlichkeit mitzuteilen"


"Ich habe mich im Gefängnis als Teil einer großen Schriftstellerfamile gefühlt, das hat mir geholfen, denn unser Wille sollte durch die Isolation gebrochen werden."


"Ich wollte eigentlich nicht ins Ausland gehen, und ich bin Anfangs geblieben, weil es die Wahrheit ist, was ich geschrieben habe."


Der ARD Moderator fragt nach, warum Erdogan so persönlich gegen ihn vorgeht? Dündar gibt hierauf eine zweiteilige Antwort:

"Erdogan möchte, das ihm die türkische Bevölkerung hundertprozentig gehorcht, wer sich nicht daran hält, wird mundtot gemacht, damit andere Menschen nicht ebenfalls zum Ungehorsam ermuntert werden."
 Außerdem spricht er davon, dass der Journalist eine Korruptionsakte des türkischen Staatoberhauptes habe. "Erdogan hat Angst davor vor Gericht gestellt zu werden."

Dündar erklärt weiter: "Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei sind jetzt Erdogans Berater zu Richtern erklärt worden. Und die wirklichen Richter sitzen nun im Gefängnis. In der Türkei herrscht der Ausnahmezustand, mehr als 100.000 Menschen wurden inhaftiert, 100 Sender und Zeitungen wurden verboten. Die ganze Nation befindet sich in AKP-Haft und das Land wird per Regierungsdekreten regiert."
Dündar beschreibt die Situation so, dass alle Menschen in der Türkei um ihr Leben kämpfen müssen: 

  • Sie müssen um ihre Berufe kämpfen
  • Sie müssen um Gleichstellung von Mann und Frau kämpfen
  • Sie müssen dafür kämpfen in einem säkularen Staat zu leben und nicht in einem religiösen.
Can Dündar drückt auch seine Enttäuschung darüber aus, dass Angela Merkel bei ihrem Staatsbesuch in der Türkei keine klaren Worte gegen die Unterdrückung der Meinungsfreiheit und für die Freilassung der inhaftierten Journalisten gefunden hat. Er stellt fest, dass sich Regierungen unter dem Druck der Flüchtlingswelle keine Kritik zutrauen. Aus diesem Grund bittet er um Unterstützung aus der Zivilgesellschaft und stellt auch konkrete Forderungen, wie z. B., dass westliche Journalisten die Arbeit der 130 gefangenen Journalisten und dutzender Schriftsteller fortsetzen sollen. Deutsche Verlage sollen die inhaftierten türkischen Schriftsteller drucken.

"Lebenslang für die Freiheit" ist bei Hoffmann & Campe erschienen. 
Seine Vita findet ihr hier.

nachdenkliche Lesegrüße von Eurer Caroline Schultz

Mit freundlicher Genehmigung von Hoffmann & Campe

Montag, 17. Oktober 2016

Caroline goes Messe - Frankfurter Buchmesse 2016
#fbm16


Hallo ihr Lieben,

viele von meinen Bloggerkollegen posten ja schon fleißig ihre Aktivitäten und Messekalender, ich habe kurz überlegt, ob ich das auch machen soll, habe mich aber dann ganz schnell dagegen entschieden. Ich lasse es lieber offen, denn ich kann noch nicht absehen, von welchen Geschichten aus der Messewelt ich diesmal überrascht werde. Was mir erzählenswert erscheint, dass sollt ihr hier dann auch in Kürze lesen dürfen.

Doch ganz ohne Appetizer sollt ihr auch nicht sein: Am Donnerstag treffe ich Katharina Hagena (Der Geschmack von Apfelkernen) zu ihrem neuen Buch "Das Geräusch des Lichts". Darauf bin ich sehr gespannt und von dem Interview gibt es sicher eine Menge zu berichten.

Meine Messezeit dauert von Mittwoch bis Samstag (Abreisetag) und ich freue mich auf viele Begegnungen mit anderen Bloggern und Buchmenschen. Wir sehen uns sicher, oder lesen uns hier!

Bis dahin Eure Caroline




Montag, 10. Oktober 2016

Nervenkitzel Pur auf der Leseung mit Arno Strobel und Ursula Poznanski
Krimireihe: Mord am Hellweg

Krimifestival Mord am Hellweg
Es ist bereits dunkel und die Straßen sind leer. Als wir mit dem Auto die Stadt verlassen und der Landstraße folgen, wird die Gegend immer einsamer und ländlicher. Stoppelige Felder, leere Weiden mit schiefen Zäunen, schmale Straßen und kleinere Waldstücke. Sonst gibt es hier nichts zu sehen. In meinen warmen Herbstmantel gemummelt wundere ich mich ein bisschen über mich selbst. Was treibt uns an diesem herbstlichen Freitagabend aufs Land? Wie wird das nur werden, so eine Thrillerlesung an einem derart abgelegenen Ort?
Doch als wir wenig später, vor einem stattlichen, angeleuchteten Anwesen, dem "Kulturgut Haus Nottbeck" stehen, da weiß ich wieder, dass wir hier goldrichtig sind.
Die warme Atmosphäre des Klinkergebäudes wirkt durch das Lichtspiel noch einladender. Schnell zeigen wir unsere Tickets, versorgen uns mit Getränken und nehmen in einem großen Saal gemeinsam mit einem erwartungsvollen Publikum Platz.

Die üblichen Worte von den üblichen Organisatoren des Abends rauschen an mir vorbei, stattdessen frage ich mich, ob es überhaupt Sinn macht auf eine Lesung von Autoren zu gehen, deren Bücher ich nicht gelesen habe? Bitte versteht mich nicht falsch, ich habe ihre Bücher viele Male in der Hand gehabt, interessiert angeschaut und dann doch nicht zugegriffen. Vielleicht hatte ich zuviel Respekt vor dem Nervenkitzel? vielleicht galt meine Aufmerksamkeit einfach jeweils anderen Buchtiteln? Also gut, dann lasse ich mich einfach unterhalten und lerne etwas Neues kennen, dafür sind wir schließlich hier, entscheide ich für mich.

Mit Applaus kommen jetzt Ursula Poznanski und Arno Strobel auf die Bühne. An einem schwarzen Lesepult nehmen beide Autoren vor einem eigenen Mikrophon Platz.

Arno Strobel wirkt auf den ersten Blick seriös, entpuppt sich aber umgehend als lockerer Entertainer, mittelgroß, 54 Jahre alt. Seine Sprech- und Lesestimme wirkt gewinnend und warm. Sein Counterpart Ursula Poznanski ist eine charismatische Wienerin mit einer wahrhaftigen Löwenmähne und einem ansteckenden Lachen, so dass man ihr diese üblen, ekeligen, blutigen Psychothriller gar nicht so wirklich zutrauen mag.
Mit wenigen, leichten und humorvollen Sätzen stellt das Autorenduo eine Brücke zum Publikum her. Die Stimmung ist zunächst locker und dann wieder hochkonzentriert als Arno Strobel mit einem Auszug aus seinem Thriller Die Flut den Anfang macht. Das Buch spielt auf der Nordseeinsel Amrum, wo ein männliches Superhirn einen perfiden Mord an einem jungen Pärchen plant. Gebannt lauschen die Anwesenden den bedrückenden Ausführungen des Autors und fühlen, wie der Amrumer Nordseewind die kalte Angst der Opfer noch eisiger macht.
Natürlich ist ausgerechnet dann Schluss mit der Kostprobe, wenn es gerade am spannendsten ist.

Das Wort hat jetzt Ursula Poznanski (Bekannt für Jugendbücher z.B. Erebos u.a.) Durch Nachfrage stellt sie fest, dass auch zwei jüngere Gäste (unter 16) im Publikum anwesend sind und warnt diese vor, sich bitte bei den ganz "deutlichen" und nicht "jugendfreien" Stellen die Ohren zuzuhalten. Ganz im Gegenteil - Jung und alt spitzen jetzt um so mehr die Ohren, die Aufmerksamkeit der horchenden Menge für ihr Buch ist geschärft und ein bisschen bibbert das Sektglas vor Spannung in meiner Hand, während sie aus dem ersten Kapitel liest.
In der psychiatrischen Abteilung des Klinikums Salzburg-Nord wurde ein Arzt ermordet und von einem Patienten in einem Untersuchungszimmer aufgefunden. In dieser unwirklichen Welt, in der alle wie in einer Blase mit ihren Seelenkrankheiten leben, muss die Ermittlerin der Polizei, Beatrice Kaspary,  harte Aufklärungsarbeit leisten.

Nach einer Pause für Erfrischungen und hautnahe Gespräche mit den beiden Autoren ging es dann mit dem Gemeinschaftsprojekt "Anonym" weiter.
Ich war bis zu diesem Abend immer der Meinung, dass ich nichts von Gemeinschaftsbüchern halte - in der Schule wurden wir mal zu einem sehr langweilligen Exemplar gezwungen (Einzige gute Ausnahme: Asterix). Doch Poznanski und Strobel haben die passende Mischung aus Gemeinsamkeiten und Unterschieden und dazu eine wechselseitige Schreibmethode, die ihre Figuren witzig, bissig und lebendig macht. Es geht um den ersten gemeinsamen Fall von Kommissar Daniel Buchholz und seiner Kollegin Nina Salomon. Die Spuren eines Mordes führen die Ermittler ins Darknet in ein Forum namens Morituri. Hier können offenbar Menschen für den Tod nominiert werden. Nach dem zweiten Kapitel war ich hundertprozentig überzeugt, dass ich den Thriller lesen will. Trotz aller guten Vorsätze habe ich mir das Buch schnell gekauft, damit ich es auch noch signieren lassen konnte.

Der tolle Abend war ein super Auftakt ins Wochenende und ich war ganz happy, das es überhaupt geklappt hat.
Ich hatte die Eintrittskarten schon vor längerer Zeit gekauft, fast vergessen und am frühen Morgen erst wiedergefunden, weil ich dem Mädchen einen Zettel für die Schule schreiben wollte.

Packende Lesestunden mit viel Gänsehaut wünscht Euch 
Eure 


Caroline


Samstag, 24. September 2016

Harry Potter und das verwunschene Kind -
Harry Potter and the cursed child [Rezension]

(c) Carlsen Verlag


Im Londoner West End feierte das Theaterstück aus der Feder von J.K. Rowling, bereits am 30. Juli Premiere und sorgte für ein beachtliches Presseecho. Ich musste mich für den Moment leider damit begnügen, die Bühnenzauberei als Skript auf dem E-reader zu lesen, was mich trotzdem fröhlich stimmt, denn es ist in jedem Falle ein Wiedersehen mit der geliebten und einzigartigen Harry Potter Welt.

Um eines vorwegzunehmen, ich fand das Skript (englisches Original) sehr gut, richtig gut sogar und ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum es von manchen Lesern in den sozialen Medien nicht entsprechend bewertet worden ist. Jeder Leser sollte sich schon darüber bewusst sein, dass es einen Unterschied macht, ob man einen Roman oder ein Theaterstück liest. 
Die Leser müssen ihre eigene Phantasie gewiss ein bisschen mehr anstrengen, um aus Bühnenanweisungen und wechselnden Sprechern lebendige, filmische Bilder im Kopf zu erzeugen und die beabsichtigte Atmosphäre zu spüren.
Wenn ich mir jedoch alles zusammenrufe, was in dem Stück passiert, dann muss ich sagen - alle Achtung - Ich finde es sehr anspruchsvoll die beschriebenen Szenen im Theater zu inszenieren und ich vermute, dass wir sie genau dann in vielen Fällen auch erst richtig verstehen.
Dramen und Theaterstücke in Form von gelben Reclam-Heftchen, habe ich zuletzt während der Schulzeit  gelesen, daher war die Textsorte auch für mich etwas ungewohnt. Mit neuen Figuren an vertrauten Schauplätzen gelingt es trotzdem ganz leicht, schnell wieder in die inzwischen so vertraute Harry Potter Welt abzutauchen und die Handlung einfach zu genießen. Ich habe das Buch sehr genossen, ich finde, es hat sich in jedem Fall gelohnt! Eine wahrhaftige, mitreißende Harry Potter Geschichte, voller special effects, einfallsreicher Wendungen und einer üppigen Zaubererwelt.

Worum geht es?
Ich finde es schwierig nicht zu viel zu verraten, daher nur ein paar wenige Sätze zum Inhalt: Die Story spielt 19 Jahre nach Ende des siebten Potter Bandes und dreht sich um Harrys Sohn Albus Severus, der wie alle jungen Zauberer von Gleis neundreiviertel mit dem Hogwarts Express in sein neues Schulleben startet. Doch Harrys Sohn entspricht nicht den Erwartungen. Er wird vom sprechenden Hut nach Slytherin geschickt, seine Leistungen sind mittelmäßig und er ist unbeliebt. Sein einziger und bester Freund ist Scorpius, der Sohn von Harrys Erzrivalen Draco Malfoy. Harry und Albus haben ein schwieriges Vater-Sohn-Verhältnis miteinander. Für Albus ist es schwer auszuhalten einen berühmten Vater zu haben, zu dem die ganze Zaubererwelt aufschaut. Weil diese Verwandtschaft ihm das Gefühl gibt, selber nicht gut genug zu sein, bzw. ihm niemals das Wasser reichen zu können.
Harry hingegen versteht seinen Sohn nicht, alle Annäherungsversuche an den Teenager Albus laufen schief und drohen zu eskalieren. Hier geht es um Gefühle, die wir Muggel-Eltern von Teenagern auch bestens nachvollziehen können. 
Dann begegnet Albus die Nichte eines anderen Zauberers. Ihr Name ist Delphi. Gemeinsam mit ihr und Scorpius stehlen sie einen Zeitumkehrer aus dem Ministerium, um in die Vergangenheit zu reisen und Cederic Diggory vor dem Tod zu bewahren. Die Geschichte nimmt ihren Lauf...

Ich bin ein bekennender "Harry Potter" Fan und ich bin sicher, alle die Lust auf diese kurzweilige Geschichte haben, werden nicht enttäuscht sein und eine gute Zeit beim Lesen haben. Wer allerdings einen fetten Roman erwartet, der die sieben Potter Bände erneuert oder umfassend fortführt, der wird erkennen, dass er falsch liegt. 
Als Sternebewertung gebe ich vier mal den goldenen Schnatz! Ich habe Lust auf das Theaterstück bekommen und ich weiß noch nicht wie ich es anstelle, aber ich will dieses Stück unbedingt auf der Bühne sehen. Unbedingt und am liebsten ganz bald.

Euch noch ein lesefreudiges Wochenende mit viel Herbstsonne!

Eure

Caroline 



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Freitag, 19. August 2016

Lesesommer 2016
[Rezension] Totengebet
von Elisabeth Herrmann

Auf die Liege geschaut..
Mein Mallorca-Urlaub ist eine schöne Erinnerung, doch der Sommer ist noch nicht vorbei und viele von Euch haben ihre Ferien gewiss noch vor sich. Vielleicht reist ihr ja auch mit einem Buch in der Hand, daheim auf dem Sofa um die Welt?
Ich selbst lese im Urlaub wirklich am liebsten, denn dann habe ich die innere Ruhe mich tief in die Geschichten zu versenken und vielfältige Schauplätze zu erleben.

"Lesen" ist das liebste Urlaubs-Hobby der Deutschen, gleich nach gutem Essen, da bin ich mir sicher. Mindestens jeder Zweite liest hier auf seiner Sonnenliege, am Strand ebenso wie am Pool.
Und schon bin ich neugierig..
Was lesen denn die anderen so? Auf einer imaginären Topliste rangieren die Thriller und Krimis auf jeden Fall ganz oben. Nebenan liest eine Frau "Bittere Wunden" von Karen Slaughter, ein Stück weiter sehe ich "Die Betrogene" von Charlotte Link oder "Mr. Mercedes" von Stephen King, 'Todesfrist' von Andreas Gruber ist auch dabei. Zur Spannungsliteratur gehören auch "Krähenmädchen" von Axel Erik Sund und "Die 52" von Mario Reading. Bei den gefühlvollen Romanen führt Jojo Moyes ( Ein ganzes halbes Jahr // Über uns der Himmel, unter uns das Meer) das Feld gleich mit mehreren ihrer Buchtitel an. Einmal sah ich auch ein Exemplar von "Das Café am Rande der Welt"
(Eine Erzählung über den Sinn des Lebens) von John Strelecky und einen Leser der die letzten Seiten von Michelle Houllebegues "Unterwerfung" bewältigte. Ich kann unmöglich alle aufzählen - Tatsächlich lasen fast alle nur Taschenbücher, kaum Hardcover und nur verschwindend wenige hatten einen E-Reader bei sich.

Meine eigene Entspannungslektüre sollte somit auch ein Krimi sein, und natürlich will ich im Urlaub einen richtig guten Krimi lesen!!! Da bin ich auf Nummer sicher und habe mir TOTENGEBET von meiner Lieblingsautorin Elisabeth Herrmann eingepackt!
Weil ihr es seid, erzähle ich auch wie es mir gefallen hat...


Inhalt
Der Berliner Anwalt Joachim Vernau wacht verletzt und mit partiellem Gedächtnisverlust in einem Berliner Krankenhaus auf. Soeben wollte er noch mit einer israelischen Mandantin 
einen jüdischen Bekannten besuchen, da gerät er in eine unerwartete Schlägerei mit Rechtsextremisten. Er kann sich an die Geschehnisse kaum mehr erinnern, so übel haben die Schläger ihm zugesetzt. Trotz medizinischer Bedenken entlässt er sich selbst aus dem Krankenhaus. Rachel, die Frau die er eigentlich begleitet und beschützt hat, ist nur noch eine vages Gedankenbild und plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Es fehlt jede Spur von ihr und die Neonazis behaupten auch noch frech, Vernau hätte zuerst zugeschlagen.

Um die Ereignisse zu rekonstruieren und um einen Entlastungszeugen zu gewinnen, sucht er ein weiteres mal den jüdischen Antiquar Rudolf Scholl auf. Scholl scheint jedoch etwas zu verbergen und lässt sich nur mühsam zur Zusammenarbeit bewegen. Die Ereignisse überschlagen sich und entwickeln sich zudem ungünstig für Joachim Vernau. Was verbindet Vernau und Scholl miteinander? Wer ist die junge Frau aus Tel Aviv und was wollte sie?
Es gibt nur eine Gemeinsamkeit zwischen den Männern: Beide waren Teil einer Gruppe, die in den 80er Jahren als Volunteers (freiwillige Helfer) in einem landwirtschaftlichen Kibbuz in Israel arbeitete. 
Anwalts-Kollegin Marie-Louise gibt Vernau Rückendeckung in Deutschland, so dass er kurzerhand nach Isarael fliegt, um in der Vergangenheit zu forschen und die Schlüssel zu den Fragen der Gegenwart zu finden. Doch auch in Deutschland tauchen neuen Zeugen aus dem politischen Umfeld auf. Kurzerhand sind brennende Fragen und Verdachtsmomente in der Luft. Alte Erinnerungen Vernaus mischen sich mit den aktuellen Erlebnissen während seiner Ermittlungen im modernen Tel Aviv, in Haifa der Hafenstadt, oder der heiligen Stadt Jerusalem. 

Meinung
Braungebrannte Gesichter, Menschen beim Heu abladen, heißes Israel. All das entsteht mühelos vor meinem inneren Auge, schon nach wenigen Seiten bin ich vollkommen im Buch angekommen und lasse mich nicht mehr ablenken. Der Kriminalroman entführt an entfernte Orte und in eine andere Zeit und ist dabei wirklich perfekt ausgedacht. Die Spannung steigt fortlaufend an und ich war bis zum Schluss vollkommen gefesselt von der Handlung. Es erübrigt sich eigentlich zu sagen, dass die Figuren in der Geschichte akribisch ausgestaltet, lebendig und so glaubwürdig sind, als wären sie vollkommen real und wohnten tatsächlich an den beschriebenen Schauplätzen. Geschickt und humorvoll nutzt die Autorin ihre Figuren auch, um politisch fehlgeleitetes Denken und gegenwärtige Gesellschafts-probleme aufs Korn zu nehmen. Elisabeth Herrmann verbindet ihre eigenen Erfahrungen, die sie als junge Frau in einem Kibbuz gesammelt hat, mit gründlicher Israel-Recherche und kombiniert ihre kulturelle Kompetenz gewinnbringend mit ihrer meisterhaften Erzählkraft. Das Ergebnis kann sich bestens sehen lassen. Ich habe das Buch sehr genossen und die Nacht durchgelesen. Meine Urlaubsempfehlung!

Totengebet ist der vierte Krimiband, in welchem der Berliner Anwalt Joachim Vernau im Zentrum des Geschehens steht. Die Figur ist inzwischen auch aus diversen ZDF Produktionen mit Jan-Josef Liefers in dieser Rolle bekannt. Ich kann hier keinen Vergleich ziehen, weil ich die TV-Adaptionen der Romane überhaupt nicht kenne. Ich behaupte einfach mal die Bücher sind in jedem Falle noch besser. Elisabeth Herrmann hat mich noch nie enttäuscht.

Bis bald,
Eure Caroline


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