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Mittwoch, 27. Oktober 2021

Meine Buchstapelei - Etwas Altes, etwas Neues, etwas Blaues ...DER GRUND von Anne von Canal

Heute geht es um ein älteres Buch. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, warum dieser Roman jahrelang in meinem Regal warten musste, um von mir gelesen zu werden? Denn ich kann schon einmal vorweg nehmen, dass es ein ganz wunderbares Werk ist. Auf jeden Fall bestätigt mir meine Wartezeit die absolute Zeitlosigkeit der Geschichte und das dieses Buch zu jeder Zeit lesenswert ist und bleibt. 

Inhalt

(c) mare Verlag
Der Grund - (c) mare Verlag
Der Roman handelt von Laurits der mit einem großen Talent fürs Klavierspielen, in einem wohlhabenden Stockholmer Haushalt der sechziger Jahre aufwächst. Sein Vater ist ein angesehener Mediziner und ein dominanter Patriarch. Seiner Mutter bleibt nur die Rolle der überspannten Hausfrau. Sein bester Freund Pelle ist seine einzige Verbindung zum realen bodenständigen Leben. Doch Pelle mit dem er als Kind schöne Stunden verbringt, reist im Erwachsenenalter durch die Welt und vermag Laurits keinen verlässlichen Halt mehr zu geben. So ist und bleibt das Klavierspielen Laurits einziger Lebensmittelpunkt. Fräulein Andersson, die beflissene Klavierlehrerin fördert sein Talent kontinuierlich bis er mit 18 Jahren für die Aufnahme am Konservatorium vorspielt. Laurits legt all sein Talent und Können in dieses Vorspielen, das seinen Traum von einer Musikkarriere gegen den Willen seines Vaters möglich machen soll. 

Doch am Ende kommt alles anders. Laurits wird ebenfalls Arzt. Er heiratet seine große Liebe, die Estland-Schwedin Silja. Gemeinsam haben sie eine Tochter - Lis. Ihr Glück ist oberflächlich perfekt. Aber Laurits hat seine Klavierkunst aus ihrem Leben verbannt, bis zu jenem denkwürdigen Hochzeitstag, an dem sein Onkel Jon eine Rede hält, die ein Geheimnis zu Tage fördert, welches ungeahnte Konsequenzen nach sich zieht. 

Doch die Leserschaft begegnet Laurits auch in der Gegenwart, wo er sich als Pianist auf einem Kreuzfahrtschiff verdingt und in jeder Hinsicht über Wasser hält. Seine inneren Kämpfe sind Ausdruck des Dramas, dass seiner Familie am Ende des Buches widerfährt. Nach diesem traurigen Höhepunkt bleibt die Frage zurück: "Wie oft kann ein Mensch von vorne beginnen?"

Fazit und persönlicher Eindruck

Anne von Canal ist eine kenntnisreiche und begnadete Erzählerin, die scheinbar mühelos Bilder im Kopf erzeugen kann. Ihr gelingt es, dass man die Klavierstücke im Buch nicht nur lesen, sondern quasi vor einem inneren Ohr auch hören kann. Mit ging das so, obwohl ich musikalisch völlig unbewandert bin. Anne von Canal ist eine genaue Beobachterin, mit ihrem Sprachvermögen schlüsselt sie die Charaktere glaubwürdig auf und nimmt ihre Leserschaft mit, in die tiefen und greifbaren Gefühlswelten ihrer Haupt- und Nebenfiguren. 

Trotz des ernsten und traurigen Hintergrundes der Handlung,  empfand ich die Lektüre keineswegs als schwermütig oder bedrückend. Vielmehr erzeugte ihre Erzählweise eine beständige Spannung in mir herauszufinden, wie sich am Ende alles zusammenfügt. Ich finde dieser Roman ist sehr bereichernd und psychologisch klug geschrieben. Ein zeitloses Buch, das ich hiermit unbedingt empfehle! Vielleicht auch ein gutes Weihnachtsgeschenk für Musikliebhaber*innen. 

Soweit für heute, 

Beste Lesegrüße von mir an euch!




Donnerstag, 7. Mai 2020

Hängepartie - Von Mord zu Mord mit Nicci French


Habe ich gesagt, dass ich das vergangene Jahr nicht so prickelnd fand? Ehrlich? Das möchte ich bitte ausdrücklich zurücknehmen, denn dieses Corona-Jahr schlägt alles bisher da Gewesene. Aber wer will sich schon dauernd mit dieser blöden Pandemie beschäftigen? Jeder Tag ist Lebenszeit, auch in Krisen, darum will ich mich lieber meinem Lieblingsthema, den Büchern zuwenden. 
Eigentlich sollte man meinen, dass ich jetzt 24 Stunden am Tag nicht mehr aus dem Lesesessel herauskomme, aber ganz so ist das dann auch nicht, denn ich hatte in letzter Zeit Mühe die richtigen Bücher für mich zu finden. Mein "wildes“ hin- und her lesen, möchte ich heute mal mit euch bequatschen. Vielleicht ist mein Kopf einfach woanders, oder die Bücher sind dann doch nicht so ganz das Gelbe vom Ei? Helft mir, das herauszufinden
.
Beginnen wir mit der Wochentage Reihe von Nicci French. Ich bin ein Krimifan, auch wenn das Genre hier im Blog nicht ganz so präsent ist. In meiner Jugendzeit las ich mich durch jede Menge Scharfsinn aus der Feder, der wunderbaren Agatha Christie, weshalb ich heute kritisch und streng bei der Beurteilung eines guten Krimis oder Thrillers bin. Wenn er mich nicht packt, nicht überrascht, oder zu krasse logische Schwächen hat, dann wird er schnell gegen ein anderes Buch getauscht. Ich will Bücher nicht auf Biegen und Brechen zu Ende lesen, ich will sie genießen.
Vor einem halben Jahr etwa, häuften sich plötzlich die Hinweise aus dem Freundeskreis, dass die Nicci French Reihe, beginnend mit "blauer Montag", rund um die ermittelnde Psychologin Frieda Klein, eine prima Lektüre sei. Ich probierte es aus. Mir gefielen der "Montag" und der "Dienstag" sehr, und der Mittwoch war auch ok. Jetzt stecke ich allerdings im Donnerstag (Im Donnerstag blieb auch eine gute Freundin von mir stecken) und ich finde die Krimis zunehmend oberflächlich. An vielen Stellen habe ich das Gefühl, das der Text vielleicht schlecht übersetzt worden ist. oder es sind andere Gründe, weshalb die Handlung derart kraftlos daherkommt.
Aber davon abgesehen wirken die Charaktere im Buch und die Beziehungen der Protagonisten flach, konturlos und unvollständig auf mich. Frieda Klein scheint eine immer kältere Person zu werden. Mir fehlen z. B. die emotionalen Fundamente, die sie mit ihren Freunden verbindet. Geht euch das auch so? Oder nehme ich das irgendwie nicht richtig wahr? Habe ich irgendwas verpasst? Trotz meiner Wahrnehmung, hoffe ich, dass es ab dem "mörderischen Freitag" mit der Spannungskurve wieder bergauf geht und die ganze Reihe mit dem letzten Band "Der achte Tag" dann einen übergreifenden Sinn erhält, der zu einem spannenden Ende führt - so wie ich es in den Empfehlungen gehört habe. Soll ich also bis zu Schluss durchhalten und weiterlesen? Vielleicht lohnt es sich? Was meint ihr? Ich freue mich auf euer Feedback.

Liebe Grüße, Eure Caroline

Sonntag, 30. Dezember 2018

Mein Bücherjahr 2018 - Highligts und was so war..



Im Moment sehe ich vielerorts Zusammenfassungen über die persönlich besten Bücher des Jahres 2018. Eine schöne Idee das Bücher-Jahr so abzuschließen. Für mich waren die Weihnachtstage ja leider vor allem durch Mandelentzündung und Erkältungskrankheit geprägt, so dass ich da nur wenig Literarisches von mir geben konnte. Noch eine Grund mehr also, um diesen Trend einer Bücher- Summary 2018 aufzugreifen und ein bis zwei Sätze zu jedem Buch zu sagen








Beim Zusammensuchen meiner Bücher ist mir aufgefallen, dass noch ein paar Exemplare im Freundeskreis verliehen sind, andere habe ich auf dem E-reader (meinem liebsten Tolino) gelesen.
Wundert euch also nicht, wenn das Foto etwas schlanker aussieht, als der nachstehende Text.

Rattatam mein Herz - Franziska Seybold ❤

Humorvoll, aufschlussreich und mutig geschriebene Selbsterfahrungs-Erzählung zum Thema Angststörung.

Zeugin der Toten - Elisabeth Herrmann ❤

Deutsche Vergangenheit, Agenten und eine mit allen Wassern gewaschene Tatort-Cleanerin.

Stimme der Toten - Elisabeth Herrmann ❤

Fortsetzung mit der Cleanerin Judith Kepler. Klärt einen Mord und die Verwicklungen in ihrer Vergangenheit.

Die Geschichte des verlorenen Kindes - Elena Ferrante

Der letzte Band der Saga lässt mich mit Fragezeichen im Bauch zurück. Insgesamt sind die Bücher wunderbare Zeitpanoramen und voller italienischer Momente, die ich sehr genossen habe. Band vier ist jedoch wie Italien selber: Alles bröckelt, voller Mafia und politischer Unordnung. Der Verlust des Kindes lässt Lina fast zerbrechen, ihre Freundin Lena lebt ihr Leben für mein Empfinden eigenartig unempathisch und ich-zentriert weiter.

Die Geschichte der Bienen - Maja Lunde

Ein interessantes Thema: Die Story hat neben ihren Stärken leider viele Schwächen und viel bei mir teilweise und bei meinen Lesekreis-Damen vollständig durch.

Frauen dürfen hier nicht träumen - Rana Ahmad ❤

Ein biographischer Roman über die Flucht aus dem Gottesstaat, der sehr erhellend Einblick in die Welt der Frau in Saudi Arabien gibt. Ein wichtiges Buch, dass nebenbei bemerkt auch sehr spannend war.

Die Physiker - Dürrenmatt

Klassiker über drei Physiker in einer Irrenanstalt. Anregend für eigene Gedankengänge.

Curtis Sittenfeld - Vermählung

Nacherzählung von Jane Austens berühmten ''Stolz und Vorurteil' in ein modernes amerikanisches Setting eingebettet. Unterhaltsam und modern.

Mama Tandoori - Ernest van der Kwast 

Humorvoll, übertrieben ebenso wie still und ernst. Volks- und Kultur-übergreifende Holländisch-Indische Geschichte. Vielleicht nehme ich mir als nächstes mal "Die Eismacher" oder "Vier Viertelstunden bis zum Meer" vor, denn der Autor hat eine schöne Sprache.

Genki Kawamura - Wenn alle Katzen von der Welt verschwänden

Einem todkranken Postboten erscheint der Teufel. Kurzweilige Parabel um die waren Werte im Leben.

Leon und Louise - Alex Capus ❤

Mein Großvater mütterlicherseits hatte beide Weltkriege (als Soldat) miterlebt. Eine Epoche die uns bis heute beeinflusst und in Erinnerung bleiben muss. So griff ich zu diesem Roman, der so schön die Liebe zwischen zwei Kriegen in Frankreich erzählt, aber auch Ängste, Überlebenskampf und die Besatzungszeit vor das innere Auge holt.

Die sieben Schwestern - Lucinda Riley

Ja ich geb zu, manchmal lese ich auch leichte Kost. Für die Urlaubsliege war es die passende Entspannung. Es steht viel drin und ist gut erzählt; trotzdem rauf- und runter muss ich ihre Bücher jetzt nicht lesen. Kann jeder halten wie er will.

Die Ermordung des Commendatore - Haruki Murakami

Ich habe erst drei Bücher von Haruki Murakami gelesen und bin bestimmt keine Kennerin seines Gesamtwerkes, doch ich höre immer wieder Stimmen, dass seine älteren Werke die besseren sind. "Eine Idee erscheint" ist der erste Teil der Reihe "Die Ermordung des Commendatore". Eine vor sich hin plätschernde Geschichte um einen Porträtmaler in den Bergen Japans und einen eigenartigen sehr wohlhabenden Auftraggeber. Ich mag den entspannten Erzählstil und die ruhige Genauigkeit mit der alles beschrieben wird. Für mich war es ein langsames Buch, ich konnte es nicht schnell lesen und teilweise hat mir der mystische, Fantasy-Anteil in dem Roman nicht so gut gefallen. Am Ende spitzt sich jedoch alles zu, so dass ich eigentlich wissen möchte, wie es in Band 2 nun weitergeht!? Ich muss noch eine Weilchen darüber nachdenken ob ich weiterlese..

Der nasse Fisch - Volker Kutscher

Ganz anders als die TV Serie Babylon Berlin. Gereon Rath ist nicht so drastisch traumatisiert und auch wesentlich robuster als in der Serie. Berlin in den Zwanzigern wird lebendig. 

Leere Herzen - Juli Zeh ❤

Visionärer Roman über die nahe Zukunft und desillusionierte Menschen darin. Überraschend und sehr spannend.

Neujahr - Juli Zeh ❤

Roman über einen Mann, seine Familie, sein Rollenbild und seine prägende Vergangenheit.
Kompakt und mitreißend. Spielt auf Lanzarote.

Unterleuten - Juli Zeh ❤

Roman über ein brandenburgisches Dorf, das friedlicher wirkt als es ist. Großartig aus wechselnden Perspektiven erzählt. Enthüllt menschliche Abgründe.

Die Erfindung der Flügel - Sue Monk Kidd

Eine runde Geschichte über den Kampf gegen die Sklaverei und die Unterdrückung der Frauen in Charleston in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Alles beginnt damit, dass die Gutsbesitzer-Tochter Sarah zu ihrem 11. Geburtstag ein Sklavenmädchen als persönliche Dienstmagd geschenkt bekommt. Sarahs Versuche Hetty (Handful) die Freiheit zu schenken, werden von den Eltern verhindert, doch zumindest kann sie ihr heimlich das Lesen beibringen. Gut recherchiert und fundiert erzählt. 

Der Trafikant - Robert Seethaler ❤

Ein Junge vom Attersee lernt bei einem Zeitungsverkäufer im Wien der 1930er Jahre. Dabei begegnet ihm Professor Sigmund Freud und er macht die ersten Erfahrungen in der Liebe. Ein wunderbares Buch über die erste Liebe und eine schwere Zeit, in der ein junger Bursche eine redliche und aufrechte Haltung bewahrt. Traurig aber wunderbar.


Das war sie die Summary für 2018 - danke fürs vorbeikommen und reinlesen! Ich freue mich auf euch im neuen Jahr.

Ich wünsche allen einen guten Rutsch und ein gesundes und glückliches Jahr 2019 !!

Beste Grüße,

Caroline














Mittwoch, 26. Dezember 2018

Juli Zeh - Neujahr und Unterleuten - im Doppelpack

(c) Luchterhand




Ich kann dieses Jahr nicht verstreichen lassen, ohne ein paar Worte über die Bücher von Juli Zeh zu verlieren, denn die Lektüre ihrer Romane ist ein bisschen so, wie eine neue Brille aufzusetzen, mit der man dann endlich alles richtig scharf sehen kann! Und was gibt es zu sehen? Eine Menge, soviel steht fest: Ihre Ideen sind abgedreht, ihre Bücher voller Überraschungen und stichhaltiger Tatsachen, voller echter Menschen und deren Abgründe.
Sie seziert die Dilemma der Gesellschaft und baut daraus Geschichten zusammen, in denen man sich wiederfindet und auch wieder nicht. Ich war sehr erfreut und finde es super verdient, dass sie nun vor ein paar Tagen zur ehrenamtlichen Verfassungsrichterin in Brandenburg berufen wurde. Eine bessere Besetzung, als einen derart klarsichtigen Menschen, wie Juli Zeh kann es für dieses Amt kaum geben. Ihr merkt schon ich bin ein Fan und wiederhole mich da ein bisschen... Weil ich erst kürzlich über 'Leere Herzen' geschrieben habe, sollt ihr nun meine kurzen Zusammenfassungen zu ihrem aktuellen Buch: "Neujahr" und dem etwas länger bekannten "Unterleuten" lesen dürfen. 



Neujahr




Als Henning den Jahreswechsel mit seiner Familie, auf Lanzarote verbringen will, scheint es zunächst ein ganz normaler Familienurlaub zu werden. Die noch sehr kleinen Kinder fordern ihre Eltern aufs Äußerste und Silvester wird dementsprechend verhalten gefeiert. Ein gemeinsames Glas Rotwein kann die Atmosphäre nicht mehr retten, welche durch diverse Kontroversen schon den Bach runter ist. Am nächsten Tag - Neujahr - steigt Henning schon sehr früh aufs Rad, um die Insel zu erkunden. Vielleicht ist der Wunsch der Situation zu entkommen so groß, dass er Wasser und Proviant vergisst, um mit seinem nicht ganz geeigneten Tourenrad eine weite Strecke bis zur Spitze des Berges zu bewältigen. Mit der Rotation der Pedale, rotieren auch Hennings Gedanken. Er denkt an das Arbeitspensum, dass so groß ist, dass er es kaum packen kann, wenn er den Job mit den erwartbaren familiären und persönlichen Anforderungen in Einklang bringen will. Doch mit jedem Meter Steigung und jeder Kurve wird klar, seine Sorgen gehen weit darüber hinaus. Frust und Zorn kommen an die Oberfläche, seltsame Gedankenbilder überfallen ihn unterwegs. Als er oben auf dem Gipfel angelangt ist, erlebt er eine tiefgreifende Überraschung, die so nicht vorherzusehen war. Es ist leider unmöglich mehr von der Geschichte zu verraten, ohne die Lesefreude zu verderben. Der Roman ist sehr kurz, aber auch sehr prägnant und die Geschehnisse sind folgenreich für Henning. Empfehlung!




Unterleuten

(c) btb Verlag

Meine Tante schickte mir diesen Roman zum Geburtstag und in ihrer Grußkarte schrieb sie in nachdrücklichen Worten: "Dieser Roman will unbedingt gelesen werden! Es ist wichtig, dass du dieses Buch auf jeden Fall liest. Falls du es schon kennst, dann gibt das Buch bitte weiter, damit es jemand anderes lesen kann." Was mag sich schon hinter so einem schlichten weißen Buchdeckel mit einer kümmerlichen Vogel-Kreatur darauf verbergen?

Eine vielschichtige und spannende Dorfgeschichte aus dem Dorf Unterleuten. Eine ländliche Idylle vor den Toren Berlins, oder doch ein übler Ort, an dem so manches faul ist?

Das Buch ist bereits 2010 entstanden und betrachtet Wende, Infrastrukturentwicklung, gesellschaftliche Umbrüche einmal aus der Perspektive einer Dorfgemeinschaft. Die Autorin wechselt mit jedem Abschnitt die erzählenden Person und so erlebt der Leser die Geschichte durch viele Augen: Die der Vogelschützter, Automechaniker, Bürgermeister, Neubürgerinnen und Neubürger, Alteingesessenen, Ehefrauen usw. Jeder Blickwinkel ist anders und jeder beharrt auf seiner richtigen Wahrnehmung. Die Antwort darauf was wahr ist und was nicht, das bleibt an vielen Stellen offen. Die Wahrheit liegt oftmals im Auge des Betrachters. Die Geschichte um den Bau eines Windparks und die mutmaßlichen Gewinner dieser Aktion spitzt sich dramatisch zu, bis es zu einem tragischen und perfiden Ende kommt.. 
Das Buch ist mit viel Kenntnisreichtum und Sorgfalt geschrieben und darüber hinaus wirklich spannend. Ein paar kleine characterbezogene Wendungen kaufe ich ihr bei 1-2 Figuren nicht ab, dass ist aber vor allem Geschmackssache. Letztendlich ist die Geschichte genau so grotesk und genau so spannend wie sie sein sollte, um ein geniales Buch zu sein.
Vermutlich steht es bereits bei dem einen oder anderem im Bücherregal, oder liegt noch auf dem einen oder anderen 'Stapel ungelesener Bücher'. Ein kluges und bereicherndes Buch, das ich hiermit unbedingt empfehlen möchte. 

Sonntag, 7. Oktober 2018

NEUZUGANG.... und schon mal reingelesen!! - Timur Vermes - Die Hungrigen und die Satten

Timur Vermes - Die Hungrigen und die Satten (Erster Eindruck)


Vielleicht ist es ein Vorteil, dass ich "Er ist wieder da" niemals gelesen, gehört oder als Film gesehen habe. Ich war mir nie sicher, ob das so meine Art von Humor ist. Vielleicht waren mir andere Bücher auch immer wichtiger. Trotz dieser Unkenntnis erhielt ich vor kurzem ein Rezensionsexemplar des neuen Timur Vermes Romans - Die Hungrigen und die Satten!

Zögerlich steckte ich also meinen Kopf in dieses neue Buch mit dem eigenartigen Titel und dem kühlen Äußeren. Schon nach ein paar Kapiteln bin ich gepackt und überrumpelt von dem "Film", der nun in meinem Kopf abläuft! Ich bin gefesselt von der satten farbigen Sprache und der wahnwitzigen und feingeschliffenen Satire und frage mich wohin das alles führen wird...

Zum Inhalt
Europa hat sich abgeschottet, die Grenzen verlaufen mittlerweile jenseits der Sahara, so dass kein Flüchtling jemals eine Chance hat das Mittelmeer zu erreichen. An dieser Grenze befindet sich das größte Flüchtlingslager der Welt; eine Zeltstadt so ausgedehnt wie eine europäische Hauptstadt! Hier beginnt die Geschichte mit dem Flüchtling der neue Schuhe hat und jede Menge Zeit, so dass er eigentlich nach Europa laufen könnte, wäre die Sahara nicht..

Weiter geht es mit einem in der Sommerpause gelangweilten Staatssekretär, dem sein Privatleben zwischen Küchenplanung und homoxexuellem Beziehungsleben mehr abverlangt, als seine aktuelle Regierungsarbeit. Wobei 'Whats Appen' im Plenarsaal sicher nicht als Regierungsarbeit gilt.
Danach geht es ohne nennenswerte Überleitung zu einer Dame namens Nadesch Hackenbusch, eine Moderatorin bekannt für ihre Fernsehsendungen aus deutschen Flüchtlingsheimen; ein TV-Sternchen, dass die neue Margarete Schreinemakers werden will.
Die naiven TV- und Mode- Menschen wagen mit ihr als Frontfrau ein ausgedehntes Fernseh-Special aus dem größten Flüchtlingslager der Welt. Die Einschaltquoten schießen in die Höhe und Millionen von Menschen nehmen wochenlang am wahrhaftigen Geschehen im Flüchtlingslager teil. Doch kann das Team einfach wieder abreisen, nachdem ein Millionenpublikum den Alltag dort gesehen hat? Welche verrückten Dingen werden, den in Krisenregionen unerfahrenen Produktionsleuten, noch alles einfallen?
Was wird die Frauenzeitschrift 'Evangeline' darüber schreiben? Und wie kann der Staatsschutz das Schlimmste noch verhindern?

Meinung Wie soll man nun diese prall gefüllte Gesellschaftssatire beschreiben? 
Wer das liest, bekommt eine treffende und groteske Satire, bei der jeder Satz sitzt und die böse realistische Stimmung einem von hinten den Nacken hinaufkriecht. Eine Satire, die auch unsere eigene Selbstgefälligkeit unter die Lupe nimmt, dabei aber nicht belehrt, sondern köstlich unterhält!

Ich bin ja keine typische Hörbuch-Konsumentin, aber ich habe bei diesem Buch mal hineingehört und bin gleich total überzeugt!
Das Hörbuch wird von Christoph Maria Herbst gelesen, der einfach ein vielseitiger und genialer Sprecher ist  (der Einzige bei dem mir konstantes Zuhören gelingt) und die Beste Wahl für diese Genre. 

Bitte checkt es also unbedingt mal ab, ob das was für euch ist? Ich empfehle das Buch allen, die Satire und Humor mögen sehr!


Caroline



Samstag, 24. September 2016

Harry Potter und das verwunschene Kind -
Harry Potter and the cursed child [Rezension]

(c) Carlsen Verlag


Im Londoner West End feierte das Theaterstück aus der Feder von J.K. Rowling, bereits am 30. Juli Premiere und sorgte für ein beachtliches Presseecho. Ich musste mich für den Moment leider damit begnügen, die Bühnenzauberei als Skript auf dem E-reader zu lesen, was mich trotzdem fröhlich stimmt, denn es ist in jedem Falle ein Wiedersehen mit der geliebten und einzigartigen Harry Potter Welt.

Um eines vorwegzunehmen, ich fand das Skript (englisches Original) sehr gut, richtig gut sogar und ich kann nicht wirklich nachvollziehen, warum es von manchen Lesern in den sozialen Medien nicht entsprechend bewertet worden ist. Jeder Leser sollte sich schon darüber bewusst sein, dass es einen Unterschied macht, ob man einen Roman oder ein Theaterstück liest. 
Die Leser müssen ihre eigene Phantasie gewiss ein bisschen mehr anstrengen, um aus Bühnenanweisungen und wechselnden Sprechern lebendige, filmische Bilder im Kopf zu erzeugen und die beabsichtigte Atmosphäre zu spüren.
Wenn ich mir jedoch alles zusammenrufe, was in dem Stück passiert, dann muss ich sagen - alle Achtung - Ich finde es sehr anspruchsvoll die beschriebenen Szenen im Theater zu inszenieren und ich vermute, dass wir sie genau dann in vielen Fällen auch erst richtig verstehen.
Dramen und Theaterstücke in Form von gelben Reclam-Heftchen, habe ich zuletzt während der Schulzeit  gelesen, daher war die Textsorte auch für mich etwas ungewohnt. Mit neuen Figuren an vertrauten Schauplätzen gelingt es trotzdem ganz leicht, schnell wieder in die inzwischen so vertraute Harry Potter Welt abzutauchen und die Handlung einfach zu genießen. Ich habe das Buch sehr genossen, ich finde, es hat sich in jedem Fall gelohnt! Eine wahrhaftige, mitreißende Harry Potter Geschichte, voller special effects, einfallsreicher Wendungen und einer üppigen Zaubererwelt.

Worum geht es?
Ich finde es schwierig nicht zu viel zu verraten, daher nur ein paar wenige Sätze zum Inhalt: Die Story spielt 19 Jahre nach Ende des siebten Potter Bandes und dreht sich um Harrys Sohn Albus Severus, der wie alle jungen Zauberer von Gleis neundreiviertel mit dem Hogwarts Express in sein neues Schulleben startet. Doch Harrys Sohn entspricht nicht den Erwartungen. Er wird vom sprechenden Hut nach Slytherin geschickt, seine Leistungen sind mittelmäßig und er ist unbeliebt. Sein einziger und bester Freund ist Scorpius, der Sohn von Harrys Erzrivalen Draco Malfoy. Harry und Albus haben ein schwieriges Vater-Sohn-Verhältnis miteinander. Für Albus ist es schwer auszuhalten einen berühmten Vater zu haben, zu dem die ganze Zaubererwelt aufschaut. Weil diese Verwandtschaft ihm das Gefühl gibt, selber nicht gut genug zu sein, bzw. ihm niemals das Wasser reichen zu können.
Harry hingegen versteht seinen Sohn nicht, alle Annäherungsversuche an den Teenager Albus laufen schief und drohen zu eskalieren. Hier geht es um Gefühle, die wir Muggel-Eltern von Teenagern auch bestens nachvollziehen können. 
Dann begegnet Albus die Nichte eines anderen Zauberers. Ihr Name ist Delphi. Gemeinsam mit ihr und Scorpius stehlen sie einen Zeitumkehrer aus dem Ministerium, um in die Vergangenheit zu reisen und Cederic Diggory vor dem Tod zu bewahren. Die Geschichte nimmt ihren Lauf...

Ich bin ein bekennender "Harry Potter" Fan und ich bin sicher, alle die Lust auf diese kurzweilige Geschichte haben, werden nicht enttäuscht sein und eine gute Zeit beim Lesen haben. Wer allerdings einen fetten Roman erwartet, der die sieben Potter Bände erneuert oder umfassend fortführt, der wird erkennen, dass er falsch liegt. 
Als Sternebewertung gebe ich vier mal den goldenen Schnatz! Ich habe Lust auf das Theaterstück bekommen und ich weiß noch nicht wie ich es anstelle, aber ich will dieses Stück unbedingt auf der Bühne sehen. Unbedingt und am liebsten ganz bald.

Euch noch ein lesefreudiges Wochenende mit viel Herbstsonne!

Eure

Caroline 



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Sonntag, 26. Juni 2016

Kurz und Gut - Carolines Bücher-Quickies

Sunset Park - Paul Auster


(c) Rowohlt
Ich muss gestehen, dass ich keine besondere Paul Auster Kennerin bin, weshalb ich eine Einordnung dieses Romans in Paul Austers übriges Werk schuldig bleibe. Doch der Name Paul Auster war mir immer so geläufig, dass ich schließlich dieses Buch wahllos aus allen rausfischte, auf meinem Tolino begann und nicht mehr loslassen wollte. 
Miles Heller, Sohn eines Bostoner Verlegers ist der zentrale Charakter in dieser Geschichte rund um vier junge Menschen, die während der amerikanischen Wirtschaftskrise ein verlassenes Haus im New Yorker Stadtteil Sunset Park besetzen. "Greifbarkeit" ist das Lieblingswort von Bing Nathan, der in seiner Werkstatt alte und unmoderne Gegenstände repariert und die gemeinsame Hausbesetzung initiiert. Seine Freunde und Mitbewohner sind Studentin und Weltverbesserin Alice Bergström, sowie Malerin Ellen Brice  und der menschlich gescheiterte Miles Heller. Im wesentlichen geht es um die sehr unterschiedlichen Leben dieser vier Freunde und ihrer Angehörigen. Jeder wird einzeln und im Kontext seiner sozialen Beziehungen beleuchtet. Alle haben Sorgen, Schuldgefühle, Defizite, soziale und persönliche Schwierigkeiten. Aber auch Potentiale und Stärken, die sie im Laufe der beschriebenen Periode entdecken, freilegen und entwickeln. Die Wirtschaftskrise hat nicht nur die Protagonisten dieses Romans hart getroffen, somit schlüsselt Paul Auster seinen Lesern auf, dass trotz langen, trostlosen Durststrecken und aller menschlicher Schwäche am Ende eine Lösung für jeden Individualfall möglich ist. Problemlösungen gibt es nicht ohne Mühe und Blessuren, doch es gibt Hoffnung auf Versöhnung und Neubeginn. 
Stilistisch funktioniert dieser Roman ganz anders als die meisten Bücher, denn jeder Charakter ist aus
einer allwissenden inneren Perspektive beschrieben. Jedes Kapitel aus der Wahrnehmung einer anderen Person.
Paul Auster mischt amerikanische Footballphilosophie in die Reflexionen hinein, nimmt Anlehnungen an die klassische amerikanische Literatur vor und schafft ein rundes Gesamtwerk.
Die nuancierte Ausgestaltung der Charaktere, die so erzeugt wurde hat mich im positiven Sinne sehr mitgenommen. Ein tiefsinniger Roman, den ich sehr gerne gelesen habe.



Gefährliche Geliebte - Haruki Murakami

"Südlich der Grenze. Westlich der Sonne" (Originaltitel)


(c) Random House
Der Roman aus dem Jahr 1992 des Weltklasse-Autors ist unzählige Male rezensiert und besprochen worden. Ein Buch, um das bereits im ehrwürdigen Literarischen Quartett mit Eifer gestritten wurde.
Ich könnte auf eine Äußerung verzichten. Doch ein kurzer Abriss muss sein, einen Murakami will ich keinesfalls einfach unter den Teppich kehren.
Der Ich-erzählende 12jährige Hajime beschreibt Erfahrungen seiner Kindheit und wie er dabei der gleichaltrigen Shimamoto begegnet und sich zum ersten Mal auf zurückhaltende Weise verliebt.
Beide sind Einzelkinder, haben ein inneres Verständnis füreinander und gemeinsame Vorlieben.
Durch Schulwechsel verlieren sich die Schulkinder aus den Augen und Hajime fehlen Mut und Impuls den Kontakt wiederherzustellen. Hajime wächst heran: Als junger Mann hat er eine Freundin und als Student macht er weitere sexuelle Erfahrungen. Seine Jugendfreundin vergisst er niemals vollends, sondern der Wunsch sie zu treffen spült immer wieder an die Oberfläche seines Bewusstseins.
Sein Erwachsenen Leben lebt er schließlich finanziell abgesichert mit Frau und Kindern. Er ist erfolgreich und hat sich seinen Traum von einer eigenen Bar verwirklicht. Eines Tages taucht Shimamoto in der Bar auf. Sie ist immer noch wunderschön, begehrenswert und von einer geheimnisvollen Aura umwebt. Sie erneuern ihre Freundschaft, sprechen viel und doch kann Hajime nicht hinter Shimamotos Fassade blicken. Mehr und mehr verkörpert sie die geheimnisvolle Verlockung der er nicht habhaft werden kann. Sie wäre für Hajime nicht nur ein Abenteuer, sondern das personifizierte Unerreichte, das er in seiner immer gleich klingenden, mittlerweile faden Welt sucht. Gefühle von Sehnsucht, Liebe und alter Schuld schütteln den armen Hajime ziemlich durch und die Dinge nehmen ihren Lauf. Die Ereignisse führen aber zu einem sehr reflektierten Ende.
Murakami ist ein sprachlicher Großmeister, der filigran und ausführlich erzählt, Gefühle und Momente verwandelt er wie ein Zauberer in treffende Vergleiche und Metaphern die fließend in die Fantasie des Lesenden hinübergleiten.
Ein grandioses Buch über die zerstörerische Seite der Liebe, die Unfreiwilligkeit von Gefühlen und die Waagschale der Vernunft als Gegenbalance. Dieser Roman gehört auf jeden Fall mit auf meine persönliche Topliste.

Viel Spaß, was immer Du liest!
Deine 


Caroline



TAGS: Hoffnungslos Wirtschaftskrise USA New York Kunst Gegenwart Liebe Verrat Unschuld Sehnsucht Abenteuer Tod Sex Hoffnung Zerstörung

Sonntag, 28. Juni 2015

Caros Quickies: - Drei kurze Buchkritiken [Rezension]

Caroline Schultz


Harlan Coban - Ich finde dich

Spannende Story - geschickt und wendungsreich erzählt!


Jake Fischer hat seine wahrhaftige Liebe - Natalie - gefunden und verbringt eine unbeschreibliche Zeit mit Ihr. Doch von einem Tag auf den anderen verlässt sie Ihn und heiratet einen anderen Mann. Jake ist am Boden zerstört. Doch Natalie erzwingt von Jake ein Versprechen, dass er Sie vergessen und für alle Zeiten in Ruhe lassen muss. Eisern hält sich Jake an seinen Schwur, bis 6 Jahre später etwas völlig Unerwartetes geschieht. Es gibt kein Zurück mehr, trotz lebensbedrohlicher Gefahren macht er sich unaufhaltsam auf die Suche nach der Geliebten.

Die Handlung ist schnell und dynamisch, schreitet kontinuierlich fort, so dass der Leser das Gefühl hat, das Buch liest sich ganz von selbst. Plastische Charaktere und greifbare Namen erleichtern die Übersicht über die beteiligten Personen. Ein Thriller ohne Längen und ohne Zeit zum Verweilen. Absolut frei von langwierigen Beschreibungen, trotzdem szenisch perfekt ausgestaltet. Die Sprache ist punktuell gewollt flapsig, dabei aber immer flüssig wie ein Bergquell und mit direkter Leseransprache. FesselndEine tolle Urlaubslektüre!!

als Taschenbuch bei Goldmann,
oder als Paperback bei Page & Turner


Robert Galbraith - Der Seidenspinner

Eine weitere "Who-dunnit" Kriminalstory, um den liebenswerten und eigentümlichen Privatdetektiv Cormoran Strike und seine Assistentin Robin.

Diese Fortsetzung von "Der Ruf des Kuckucks", der so wunderbar altmodisch und spannend wie ein Sherlock Holmes Roman daherkam, stammt auch wieder aus der Schreibfeder von J.K. Rowling, die sich hinter dem Pseudonym Robert Galbraith verbirgt. Bedauerlicherweise reicht dieser Krimi nicht ganz an seinen Vorgänger heran. Das gewählte Setting ist dieses Mal das Buchverleger Umfeld: Ein zweitklassiger Autor verschwindet von der Bildfläche, und seine unscheinbare und mittellose Ehefrau bittet Strike darum, ihren Gatten wieder aufzuspüren. Niemand der Kollegen aus der Verlagswelt macht sich ernsthaft Sorgen über den Verbleib des Autors, denn alle vermuten, sein Verschwinden sei einen PR Gag, der im Zusammenhang mit seinem soeben fertiggestellten Roman steht. Doch dann findet der Detektiv die grausam zugerichtete Leiche des exzentrischen Autors.
Alles in allem ist die Handlung recht düster und schleppend nur die berufliche Beziehungsgeschichte zwischen Robin und Strike erhellt episodenhaft die eigentliche Handlung des Buches. Aus Liebe zu den beiden originellen Chrakteren Robin und Strike habe ich das Buch gerne gelesen. Zusammenfassend muss ich leider sagen, es war eher mittelmäßig. It's a pity Mrs. Rowling!!

Als Hardcover bei Blanvalet


Joyce Maynard - Der Duft des Sommers


Der Duft des Sommers wurde mir von einer großen Buchliebhaberin, einer echten Lady empfohlen. Es ist kein ganz neues Buch, aber ein zeitloser Roman in dem die einzelnen Familienmitglieder, Mutter und Sohn, mit ihren Wesenszügen im Vordergrund stehen. In einer Zeit mit Festnetztelefonen, ohne Computer und Handys, irgendwo in einer amerikanischen Kleinstadt, spielt die Geschichte der Zwei-Personen-Familie. Der adoleszierende Sohn Henry lebt mit seiner vom Schicksal geprägten Mutter Adele, völlig zurückgezogen in einem kleinem Haus. Die Eltern sind geschieden. Der Vater hat erneut geheiratet und weitere Kinder mit seiner zweiten Frau. Henry ist ein Einzelgänger, so dass seine Mutter seine einzige Bezugsperson, sein Ratgeber und sein Freund ist. Ein enges emotionales Band hält die Beiden zusammen. Instinktiv spürt der Junge, dass er seiner Mutter einfach alles bedeutet. Doch das Leben der Familie verläuft uniform und ereignislos. Die einzige ungeliebte Abwechslung für den Jungen, sind gelegentliche Abendessen mit seinem Vater und dessen neuer Familie. 
Im Kaufhaus geschieht das Außergewöhnliche... Ein verletzter Mann schließt sich der Familie an und bittet Mutter und Sohn um Hilfe. Beide haben Vertrauen zu Frank und nehmen ihn mit nach Hause. Wie sich schnell heraus stellt, ist der überaus höfliche und hilfsbereite Frank ein entflohener Sträfling. Henry ist jedoch in erster Linie froh darüber, dass endlich etwas Aufregendes in ihrem Leben passiert. Er genießt es, Frank als männliche Bezugsperson um sich zu haben und auch seine Mutter kommt dem Fremden auf zärtliche Weise näher. Fünf heiße Spätsommertage lang, leben Sie wie in einer Blase, bis das unvermeidliche Unglück eintritt.
Aus der Perspektive des 13jährigen Jungen schildert die Autorin gefühlvoll und atmosphärisch die Erlebniswelten des Jungen und die traumatisierenden Schicksale von Frank und Adele. Die einfachen Handlungen der Figuren drücken mit großer Symbolkraft die Emotionen in dieser Dreiecksgeschichte aus. Dieses Buch ist ein kleines Juwel, eine mitreißende Geschichte und mein Tipp für alle Liebhaberinnen besonderer Romane!

als Taschenbuch bei Goldmann



Freitag, 10. Januar 2014

Caro's Quickies - Kurze Buchkritik

Liebe Leser,

mein literarischer Speiseplan ist manchmal sehr gemischt und besteht nicht immer nur aus Neuerscheinungen. Den einen oder anderen Buchtitel gibt es schon länger und wurde auch schon viel besprochen. Kein Grund, um nicht doch noch einmal ein paar Worte darüber zu verlieren. Geografisch-literarisch bewegen wir uns diesmal zuerst nach Südafrika, anschließend Deutschland und den Abschluss macht Irland.





Viel Vergnügen.


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Absolution (August 2013)  -  Patrick Flanery


Ein junger Journalist kehrt nach langer Zeit in seine Heimat Südafrika zurück. Er will an der Biografie einer bedeutenden südafrikanischen Schriftstellerin arbeiten. Beide sind sich schon einmal begegnet und Ihre Vergangenheit verbindet sie. Doch die Autorin will das nicht zugeben. Vorsichtig versuchen sich  Sam und Clare gegenseitig Informationen zu entlocken um die Lücken in Ihren eigenen Lebensgeschichten zu schließen.

Südafrika ist ein Thema, dass nach dem Tode Nelson Mandelas wieder stärker in den gesellschaftlichen Fokus gerückt ist. Der Umbau der Gesellschaft ist noch lange nicht abgeschlossen, wie die Leserschaft von Patrick Flanery auch in seinem Roman Absolution erfahren kann. Der Autor spielt mit Gegenwart und Vergangenheit und wagt Rückblicke in die Zeit der Apartheid. Durch die Augen der Hauptfiguren nimmt der Leser dabei einerseits eine distanziert beobachtende Haltung ein, andererseits ist er unmittelbar involviert. 

Ein Werk das auf jeden Fall in die Literatur-Ecke gehört aber dabei wirklich sehr gut lesbar und auch spannend geschrieben ist.
Caroline Schultz




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Tschick (Feb.2011)  -  Wolfgang Herrndorf


Der 14-jährige Maik Klingenberg ist ein totaler Außenseiter und so unauffällig, dass selbst seine Schwärmerei für die Klassenschönheit Tatjana unentdeckt bleibt. Als Einziger wird er nicht zu Ihrer Geburtstagsparty eingeladen. Ebenso wenig wie Tschick, der russische Immigranten-Junge aus der Hochhaussiedlung. Tschick ist neu in der Klasse, ein 'Asi' und Maik kann ihn nicht leiden. Doch irgendwie ist Tschick auch cool und mit Beginn der Sommerferien steht Maik vor einer Entscheidung, soll er den Sommer allein in der elterlichen Villa verbringen? Oder soll er mit Tschick in einem geknackten Lada auf eine abenteuerliche Reise in die Walachei starten? Seine Mutter kuriert sich derweil in einer Entzugsklinik und sein Vater ist auf Geschäftsreise, so kann niemand die Jungs stoppen, als sie das Auto mit dem Nötigsten für Ihren irrwitzigen Roadtrip beladen, um Ihre ganz eigene Idee von Urlaub zu verwirklichen.
Das Buch erschien bereits 2010 und wurde mit zahlreichen Preisen (Jugendliteraturpreis 2011, Brentanopreis, Hans Fallada-Preis, Preis der Leipziger Buchmesse)  überschüttet und von der Presse gefeiert. Der Roman hat in der Tat jedes Lob verdient, die Handlung ist greifbar, megalustig und ein ganz ganz großes Ereignis. Eine absolut liebenswerte Geschichte über zwei sehr unterschiedliche Heranwachsende, die ihre Gemeinsamkeiten und richtige Freundschaft entdecken.
Es mag kaum Menschen geben, die Tschick noch nicht gelesen haben, für den Fall, dass es doch irgendwer versäumt hat, wird es höchste Zeit das nachzuholen! Ein unverzichtbares Buch.
Caroline Schultz

Lebenslauf Wolfgang Herrndorf
Blog Wolfgang Herrndorf

Wolfgang Herrndorf hat sich am Montag, den 26. August 2013 gegen 23.15 Uhr am Ufer des Hohenzollernkanals erschossen.

Herrndorf war 2010 unheilbar an einem Gehirntumor erkrankt.
Sein Tagebuch ist nun unter dem Titel: Arbeit und Struktur beim
Rowohlt Verlag erschienen.



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Nichts für Anfänger (August 2013) - Kevin Maher


Zu Anfang dachte ich, dieses Buch kann ich überhaupt niemandem empfehlen, weil es so gnadenlos "Kein Blatt vor den Mund" nimmt. 

Kevin Maher erzählt erbarmungslos und ungeschönt, die Geschichte des adoleszierenden Jim Finnegan, in einem total rückständigen Irland der 80er Jahre. Jim hat fünf Schwestern und auch sonst ist sein Leben voller Schwierigkeiten und Katastrophen. Ein pädophiler Priester macht ihm das Leben zur Hölle, sein Vater erkrankt schwer, seine erste große Liebe gerät in eine aussichtslose Krise. Aber dies ist die Geschichte von Jim Finnegan, der sich nicht unterkriegen lässt. Egal wie unbarmherzig ihn das Schicksal erwischt, es gibt immer eine Wendung die es möglich macht, dem Leben die wahrhaftigen und schönen Seiten abzuringen.

Kevin Maher erzählt das alles auf eine tragikomische Weise welche den Leser anrührt und noch lange nachhallt. Ein wirklich schönes Buch für alle Leser, die sich gerne auf wendige, skurrile Romane einlassen und vor klaren Ausdrucksweisen nicht zurückschrecken.
Caroline Schultz