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Freitag, 30. Oktober 2020

Viel mehr als ein indischer Kalle Blomquist - Die Detektive vom Bhoot-Basar (Deepa Anappara)

Die besten Bücher begegnen mir immer per Zufall! So war es auch mit diesem. Wegen seiner kräftigen pinken Farbe stach es einfach auf dem Büchertisch mit den Neuheiten hervor, obwohl nur drei Exemplare darauf lagen. Das Cover, der Klappentext und dann noch das Meinungsprädikat von Ian McEwan waren mehr als genug Gründe, dass ich es kaufte und mich schnell auf den Heimweg zu meinem Lesesessel aufmachte. 
(Mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlages)


Das Buch hatte mich gefunden und jetzt fand ich mich mühelos in die Geschichte vom neunjährigen Jai, seiner klugen Freundin Pari und dem loyalen Freund Faiz, die gemeinsam ihr kindliches "Fernsehwisssen" nutzen, um als Detektive auf die Suche nach einem vermissten Mitschüler zu gehen.

Wie ihr schon ahnt, hat mich der Lesestoff vollständig überzeugt und jetzt sitze ich hier vor meiner Tastatur und möchte mich zur leidenschaftlichen 'Empfehlerin' und Verfechterin dieses Buches machen, denn ich erlebe auf den Bestsellerlisten immer die gleichen, teils lahmen, teils mehr oder minder spannenden Autoren.

Mit "Die Detektive vom Bhoot-Basar" hingegen halte ich ein Werk in der Hand, dass ich beim Lesen als außergewöhnlich, erzählerisch herausragend und vor Kreativität strotzend empfand. Meinem Empfinden nach gehört so ein Buch auf alle Büchertische und in die Hände aller Leser*innen weltweit.
Demzufolge auch unbedingt auf die bekannten Bestsellerlisten. 
An der Relevanz des Themas gibt es keinen Zweifel, da der Roman auf einer wahren Begebenheit beruht und seine kulturvermittelnde Kraft uns allen viel zu geben vermag. 

Die Autorin erzählt bunt und nimmt die Leser dabei mit in den Alltag der Kinder und Familien. Gemeinsam steht man in den Schlangen vor dem Toilettenhaus, sitzt in der Schulklasse, sieht den Dreck auf der Schuluniform, kämpft sich durch undurchdringlichen Smog, erlebt Düfte und Geräusche des Bhoot-Basars, isst Rotis und Dal in engen 1-Zimmer Häusern und hört die Meinung der Erwachsenen auf der Straße.

In dieser Welt, einem Armenviertel, dem Basti, am nördlichen Stadtrand, versuchen sich drei Kinder als Detektive, da die Welt der Erwachsenen keinen Halt und Verlass mehr bietet. Immer mehr ihrer Mitschüler verschwinden spurlos, doch die korrupte Polizei kassiert ohne Skrupel Bestechungsgelder, unternimmt jedoch nichts gegen die anwachsenden Vermisstenfälle. Stattdessen sprechen sie Drohungen aus und verhaften voller Vorurteile die unschuldigen Familienmitglieder der Bewohner. 

Deepa Anappara täuscht nicht über die sozialen Spannungen und den Ernst der Lage hinweg, doch sie ist eine Kennerin der Lebensumstände und schafft es mit einer positiven, leichten Sprache aus einer jungen Perspektive, den Lesern das harte und auch teilweise aussichtslose Leben der Menschen im Basti näherzubringen und den Kriminalfall aufzuklären.

Ungeachtet der realen Hintergründe hat dieser Roman die Fähigkeit zu unterhalten, ist spannend und ermöglicht der Leserschaft, problemlos in eine andere, exotische Welt abzutauchen. Dabei können aktuelle Pandemieprobleme gerne mal vergessen werden.

Generell bin ich geizig mit Sternebewertungen und meistens lasse ich dann etwas Luft nach oben, aber diesem Werk möchte ich, ohne zu zögern, die höchste Bewertung  - also 5 Sterne - geben.

Euch allen viel Spaß beim Lesen!

Eure 

Caroline





 

Donnerstag, 7. Mai 2020

Hängepartie - Von Mord zu Mord mit Nicci French


Habe ich gesagt, dass ich das vergangene Jahr nicht so prickelnd fand? Ehrlich? Das möchte ich bitte ausdrücklich zurücknehmen, denn dieses Corona-Jahr schlägt alles bisher da Gewesene. Aber wer will sich schon dauernd mit dieser blöden Pandemie beschäftigen? Jeder Tag ist Lebenszeit, auch in Krisen, darum will ich mich lieber meinem Lieblingsthema, den Büchern zuwenden. 
Eigentlich sollte man meinen, dass ich jetzt 24 Stunden am Tag nicht mehr aus dem Lesesessel herauskomme, aber ganz so ist das dann auch nicht, denn ich hatte in letzter Zeit Mühe die richtigen Bücher für mich zu finden. Mein "wildes“ hin- und her lesen, möchte ich heute mal mit euch bequatschen. Vielleicht ist mein Kopf einfach woanders, oder die Bücher sind dann doch nicht so ganz das Gelbe vom Ei? Helft mir, das herauszufinden
.
Beginnen wir mit der Wochentage Reihe von Nicci French. Ich bin ein Krimifan, auch wenn das Genre hier im Blog nicht ganz so präsent ist. In meiner Jugendzeit las ich mich durch jede Menge Scharfsinn aus der Feder, der wunderbaren Agatha Christie, weshalb ich heute kritisch und streng bei der Beurteilung eines guten Krimis oder Thrillers bin. Wenn er mich nicht packt, nicht überrascht, oder zu krasse logische Schwächen hat, dann wird er schnell gegen ein anderes Buch getauscht. Ich will Bücher nicht auf Biegen und Brechen zu Ende lesen, ich will sie genießen.
Vor einem halben Jahr etwa, häuften sich plötzlich die Hinweise aus dem Freundeskreis, dass die Nicci French Reihe, beginnend mit "blauer Montag", rund um die ermittelnde Psychologin Frieda Klein, eine prima Lektüre sei. Ich probierte es aus. Mir gefielen der "Montag" und der "Dienstag" sehr, und der Mittwoch war auch ok. Jetzt stecke ich allerdings im Donnerstag (Im Donnerstag blieb auch eine gute Freundin von mir stecken) und ich finde die Krimis zunehmend oberflächlich. An vielen Stellen habe ich das Gefühl, das der Text vielleicht schlecht übersetzt worden ist. oder es sind andere Gründe, weshalb die Handlung derart kraftlos daherkommt.
Aber davon abgesehen wirken die Charaktere im Buch und die Beziehungen der Protagonisten flach, konturlos und unvollständig auf mich. Frieda Klein scheint eine immer kältere Person zu werden. Mir fehlen z. B. die emotionalen Fundamente, die sie mit ihren Freunden verbindet. Geht euch das auch so? Oder nehme ich das irgendwie nicht richtig wahr? Habe ich irgendwas verpasst? Trotz meiner Wahrnehmung, hoffe ich, dass es ab dem "mörderischen Freitag" mit der Spannungskurve wieder bergauf geht und die ganze Reihe mit dem letzten Band "Der achte Tag" dann einen übergreifenden Sinn erhält, der zu einem spannenden Ende führt - so wie ich es in den Empfehlungen gehört habe. Soll ich also bis zu Schluss durchhalten und weiterlesen? Vielleicht lohnt es sich? Was meint ihr? Ich freue mich auf euer Feedback.

Liebe Grüße, Eure Caroline

Sonntag, 11. Februar 2018

Buchtipp: Zeugin der Toten - Elisabeth Herrmann

Elisabeth Herrmann ist eine meiner unangefochtenen Lieblings-Autorinnen, denn die deutsche Journalisten hat ein großes Gespür und Talent dafür, Gesellschaftsthemen mit spannender Unterhaltung zu verbinden. Zugegeben, was aus ihrer Feder kommt, ist kein Geheimtipp, denn ein Großteil ihres Stoffes wurde bereits fürs Fernsehen verfilmt. Ich möchte mich da aber gerne einreihen und betonen, dass ich alle ihre Bücher bisher sehr genossen habe!
Hier werde ich mal meine Freude über ihren Krimi "Zeugin der Toten" rauslassen. Das Buch ist schon seit 2011 ein Renner und erhielt im Jahr 2012 bereits den Deutschen Krimi Preis. Im August 2017 kam nun eine Fortsetzung dieser Reihe mit dem Titel: "Stimme der Toten" auf den Markt. Für mich Grund genug,  mir beide Bücher nacheinander einzuverleiben.
Doch heute geht es zunächst einmal um den ersten Teil dieser packenden Reihe.

Handlung 
Judith Kepler ist cleaner. Genauer gesagt ein death scene cleaner. Sie beherrscht zwar das übliche Putzrepertoire rauf und runter, aber sobald die Spurensicherung ihre Arbeit an einem Tatort abgeschlossen hat, wird Judith Kepler als Spezialistin für die schnelle und professionelle Reinigung von Blut- und Leichenspuren gerufen. Ein undankbarer Knochenjob, der nicht leicht zu erledigen ist, besonders wenn die Verwesung des toten Körpers schon eingesetzt hatte. Nicht jede Reinigungskraft ist dieser Belastung gewachsen, viele die es versuchen, stoßen schnell an ihre mentalen und physischen Grenzen.
Aber Judith kann diesen Job, denn als ehemalige Drogen-Kriminelle muss Judith in ihrem Leben auf Schlimmeres zurückblicken. Zehn demütigende Jahre ihrer Kindheit verbrachte sie zunächst in einem DDR-Kinderheim. Nach der Wende, als mittlerweile fünfzehnjährige, haute sie ab. Drogenentzug, Rückfall und Gefängnisstrafen bestimmten ihr Dasein, bevor ihr Boss, Inhaber der Reinigungsfirma Dombrowski sie schließlich von der Straße holte. 
Mit einer gesunden Distanz und angemessener Würde reinigt sie nun die Orte an denen Menschen ihre Leben aushauchten. Wenig verwunderlich ist, dass sie privat eine überzeugte Einzelgängerin ist. Mit ihrer raubeinigen Art hält sie jede freundschaftliche Annäherung auf sicherem Abstand. 

Ein Notfall -  Mord an einer schwedischen Frau in einer  Berliner Hochaus-Wohnung -  vermasselt Judith Kepler das Wochenende. Eigentlich freute sie sich bereits auf ein kaltes Glas Wein auf ihrem sommerlichen Balkon, als Dombrowski sie zu diesem Auftrag schickt. Mit dem Transporter macht sie sich auf den Weg Richtung Berlin-Marzahn und glaubt zunächst an einen Zufall, als sie feststellt, dass der Tatort in der Nähe ihrer eigenen Adresse liegt.
Ausgerechnet an diesem Tatort kommt Judith in den Besitz ihrer alten Waisenhausakte aus ihrer Zeit im Kinderheim Juri Gargarin in Sassnitz. "Was hat das alles mit mir zu tun?" fragt sich die Putzfrau verwirrt und nimmt die Wohnung der Toten, um so gründlicher in Augenschein. Eine Spur führt von der Ermordeten zu einem ehemaligen BND Agenten, der nun als Enthüllungsjournalist im Politfernsehen erscheint und auf der Suche nach einer legendären Stasi Datei ist. Eine Frage wirft schnell die Nächste auf und so macht Judith sich auf die Suche, um die Spuren in ihre eigene Vergangenheit zu verfolgen.
Die Jagd nach ihrer Identität führt sie zurück nach Sassnitz und immer weiter..
Stück für Stück enthüllt sie dabei immer mehr Details aus ihrer tatsächlichen Vergangenheit
und eine ungeheuerliche persönliche und politische Geschichte. 

Fazit
Elisabeth Herrmann schreibt wie immer unfassbar authentisch. Ihre Figuren sind mehr als glaubwürdig, sie scheinen wie tatsächliche Persönlichkeiten. Ihre Inhalte sind unfassbar vielfältig und gut recherchiert. Ihr fundiertes Wissen über Politik, Gesellschaft, Geschichte und fachliche Details macht die Lektüre dieses politischen Krimis zu einer unbestreitbaren Bereicherung. 
Darüber hinaus erzählt Elisabeth Herrmann absolut spannend und fesselnd und hält den Spannungsbogen aufrecht, wie es nur wenige können. Finale und Auflösung sind schlüssig und nachvollziehbar. Kurzum macht sie alles richtig was man als gute Autorin richtig machen muss. Eine Top-Empfehlung an alle Krimifreunde!

Der Titel ist als Taschenbuchausgabe des Ullstein-Verlages (9,99 €) erhältlich. Oder Wahlweise als E-Book Format (List 8,99 €).
Verschiedene Cover, aber gleicher Inhalt.

Wer möchte kommt in Kürze mal wieder hier vorbei, denn dann gibt es meine Erfahrungen zur Fortsetzung der Geschichte, welche sechs Jahre später fast übergangslos anknüpft.

Macht es euch kuschelig - beste Lesegrüße,

Caroline 











Sonntag, 8. Januar 2017

Thriller Melange:
'Anonym' von Ursula Poznanski und Arno Strobel
'Die Falle' von Melanie Raabe

(c) Wunderlich
Es ist bereits das zweite gemeinsame Werk der Autoren, doch mit ihrem Thriller 'Anonym' erwecken Ursula Poznanski und Arno Strobel erstmals das Ermittlerduo Daniel Bucholz und Nina Salomon zum Leben.

Unmittelbar an ihrem ersten Arbeitstag in Hamburg wird Nina in aller Frühe zu einem Leichenfund auf einem verlassenen Fabrikgelände gerufen. Hier begegnet sie ihren Kollegen zum ersten Mal und lernt auch ihren neuen, etwas schnöseligen Partner Daniel kennen. Sie empfindet ihn als herablassend, während er sie wiederum als nachlässig einstuft. Unangepasste Beamtin trifft auf Prinzipienreiter - eine schwierige Konstellation für die Aufklärung des Mordes - Doch das ist ab sofort die Aufgabe der beiden Ermittler, denn ein Mann wurde auf sehr ungewöhnliche Weise ermordet.

Die Bluttat führt die Ermittler ins Darknet zu einem geheimnisvollen Forum namens Morituri, wo ein psychopathischer Cyperfreak seine Spielchen spielt. Bei jeder neuen Spielrunde kann die Netzgemeinde verschiedene Mordopfer nominieren, über welche die Forumsmitglieder dann abstimmen. Dem
Gewinner winkt der Tod. Ein Wettlauf gegen die Zeit und gegen eine unaufhaltsame Tötungsmaschinerie beginnt. Buchholz und Salomon kämpfen mit allen Mitteln, doch das Todesspiel rückt auch ihnen auf die Pelle.

Das erzählerische Wagnis der Autoren ist gelungen, jedes Kapitel aus einer anderen Feder und einer anderen Sicht! Einmal die einer weiblichen Beamtin oder dann wieder die eines männlichen Kriminalkommissares. Der Leser schlüpft in den jeweils anderen Character, verschmilzt mit ihm und partizipiert an der sich kontinuierlich wandelnden Perspektive. Der Informationsfluss zum Leser wird maximiert und die Story zieht immer tiefer in ihren Bann. Hamburg ist ein würdiger Hintergrund für diese Szenario. Ich will hier auf keinen Fall zu viel ausplaudern. Ein grandios spannendes Buch, ein starker wendungsreicher Thriller.
Wie immer bei derart spannenden Büchern konnte ich das Ende kaum erwarten und war dann doch ein bisschen traurig als ich es ausgelesen hatte. Mit den Charakteren hatte ich mich angefreundet, sie lieb gewonnen und wollte sie ungern loslassen. Ich hoffe, davon gibt es bald bitte gerne mehr!!!
Dieses Buch ist in der Kategorie Thriller ein tolles, solides und gleichzeitig überraschendes Werk, das ich vollständig empfehlen möchte. Bewertung: Viereinhalb Sternchen, denn nach oben muss noch etwas Luft bleiben!

Das Buch ist bei Wunderlich (Rowohlt) erschienen und kostet als Hardcover
19, 95 €. Es hat einen sehr schönen Schutzumschlag mit leichter Struktur und einem
silbrig metallischen Schimmer darin.

                                                                 -.-.-.-.-



Ich bin eigentlich ein Hörbuchmuffel, doch aus irgendeinem Grund, an den ich mich jetzt gar nicht erinnern kann, habe ich mir "Die Falle" von Melanie Rabe gleich zweimal gekauft. Einmal als Hörbuch und einmal zum selber lesen für meinen Tolino. 

Auf dem Weg zur Arbeit hörte ich dann die Story, die ja im vergangenen Jahr im Thrilleruniversum schon ein voller Erfolg war. Was soll ich sagen? Ich kann mich den allgemeinen Stimmen nur anschließen. Ein sehr raffiniert gesponnener und ausgestalteter Plot. Und es war ein Gewinn die packende Story als Hörbuch zu hören, so bekam ich schnell ein Gespür für den Ton, den die erzählte Geschichte in ihren Kapiteln jeweils haben sollte. 

Im Nachhinein muss ich sagen, dass war ein guter Deal für mein Zeitmanagement. Auf dem Weg zur Arbeit habe ich mein Hörbuch genossen und in meiner übrigen Freizeit habe ich etwas anderes gelesen. Weil die Hörbuchstory dann immer spannender wurde, musste ich mir Nachmittags noch jede Menge Gründe einfallen lassen, um mit dem Auto herumzufahren und weiter zu hören. (Lach und Zwinker) Das ein Hörbuch so packend sein kann, hatte ich bisher noch gar nicht auf dem Schirm. Auch diesen Thriller kann ich Euch auf jeden Fall sehr empfehlen.
Wer gerne Sternebewertungen mag, dem sei gesagt, dass ich vier Sterne vergebe.

 9,99 [D]* inkl. MwSt. 
€ 11,20 [A]* | CHF 14,90* (* empf. VK-Preis) Hörbuch MP3-CDISBN: 978-3-8445-2127-6

Erschienen: 11.04.2016 
bei Der Hörverlag

Beste Lesegrüße,

Eure Caroline

Freitag, 19. August 2016

Lesesommer 2016
[Rezension] Totengebet
von Elisabeth Herrmann

Auf die Liege geschaut..
Mein Mallorca-Urlaub ist eine schöne Erinnerung, doch der Sommer ist noch nicht vorbei und viele von Euch haben ihre Ferien gewiss noch vor sich. Vielleicht reist ihr ja auch mit einem Buch in der Hand, daheim auf dem Sofa um die Welt?
Ich selbst lese im Urlaub wirklich am liebsten, denn dann habe ich die innere Ruhe mich tief in die Geschichten zu versenken und vielfältige Schauplätze zu erleben.

"Lesen" ist das liebste Urlaubs-Hobby der Deutschen, gleich nach gutem Essen, da bin ich mir sicher. Mindestens jeder Zweite liest hier auf seiner Sonnenliege, am Strand ebenso wie am Pool.
Und schon bin ich neugierig..
Was lesen denn die anderen so? Auf einer imaginären Topliste rangieren die Thriller und Krimis auf jeden Fall ganz oben. Nebenan liest eine Frau "Bittere Wunden" von Karen Slaughter, ein Stück weiter sehe ich "Die Betrogene" von Charlotte Link oder "Mr. Mercedes" von Stephen King, 'Todesfrist' von Andreas Gruber ist auch dabei. Zur Spannungsliteratur gehören auch "Krähenmädchen" von Axel Erik Sund und "Die 52" von Mario Reading. Bei den gefühlvollen Romanen führt Jojo Moyes ( Ein ganzes halbes Jahr // Über uns der Himmel, unter uns das Meer) das Feld gleich mit mehreren ihrer Buchtitel an. Einmal sah ich auch ein Exemplar von "Das Café am Rande der Welt"
(Eine Erzählung über den Sinn des Lebens) von John Strelecky und einen Leser der die letzten Seiten von Michelle Houllebegues "Unterwerfung" bewältigte. Ich kann unmöglich alle aufzählen - Tatsächlich lasen fast alle nur Taschenbücher, kaum Hardcover und nur verschwindend wenige hatten einen E-Reader bei sich.

Meine eigene Entspannungslektüre sollte somit auch ein Krimi sein, und natürlich will ich im Urlaub einen richtig guten Krimi lesen!!! Da bin ich auf Nummer sicher und habe mir TOTENGEBET von meiner Lieblingsautorin Elisabeth Herrmann eingepackt!
Weil ihr es seid, erzähle ich auch wie es mir gefallen hat...


Inhalt
Der Berliner Anwalt Joachim Vernau wacht verletzt und mit partiellem Gedächtnisverlust in einem Berliner Krankenhaus auf. Soeben wollte er noch mit einer israelischen Mandantin 
einen jüdischen Bekannten besuchen, da gerät er in eine unerwartete Schlägerei mit Rechtsextremisten. Er kann sich an die Geschehnisse kaum mehr erinnern, so übel haben die Schläger ihm zugesetzt. Trotz medizinischer Bedenken entlässt er sich selbst aus dem Krankenhaus. Rachel, die Frau die er eigentlich begleitet und beschützt hat, ist nur noch eine vages Gedankenbild und plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Es fehlt jede Spur von ihr und die Neonazis behaupten auch noch frech, Vernau hätte zuerst zugeschlagen.

Um die Ereignisse zu rekonstruieren und um einen Entlastungszeugen zu gewinnen, sucht er ein weiteres mal den jüdischen Antiquar Rudolf Scholl auf. Scholl scheint jedoch etwas zu verbergen und lässt sich nur mühsam zur Zusammenarbeit bewegen. Die Ereignisse überschlagen sich und entwickeln sich zudem ungünstig für Joachim Vernau. Was verbindet Vernau und Scholl miteinander? Wer ist die junge Frau aus Tel Aviv und was wollte sie?
Es gibt nur eine Gemeinsamkeit zwischen den Männern: Beide waren Teil einer Gruppe, die in den 80er Jahren als Volunteers (freiwillige Helfer) in einem landwirtschaftlichen Kibbuz in Israel arbeitete. 
Anwalts-Kollegin Marie-Louise gibt Vernau Rückendeckung in Deutschland, so dass er kurzerhand nach Isarael fliegt, um in der Vergangenheit zu forschen und die Schlüssel zu den Fragen der Gegenwart zu finden. Doch auch in Deutschland tauchen neuen Zeugen aus dem politischen Umfeld auf. Kurzerhand sind brennende Fragen und Verdachtsmomente in der Luft. Alte Erinnerungen Vernaus mischen sich mit den aktuellen Erlebnissen während seiner Ermittlungen im modernen Tel Aviv, in Haifa der Hafenstadt, oder der heiligen Stadt Jerusalem. 

Meinung
Braungebrannte Gesichter, Menschen beim Heu abladen, heißes Israel. All das entsteht mühelos vor meinem inneren Auge, schon nach wenigen Seiten bin ich vollkommen im Buch angekommen und lasse mich nicht mehr ablenken. Der Kriminalroman entführt an entfernte Orte und in eine andere Zeit und ist dabei wirklich perfekt ausgedacht. Die Spannung steigt fortlaufend an und ich war bis zum Schluss vollkommen gefesselt von der Handlung. Es erübrigt sich eigentlich zu sagen, dass die Figuren in der Geschichte akribisch ausgestaltet, lebendig und so glaubwürdig sind, als wären sie vollkommen real und wohnten tatsächlich an den beschriebenen Schauplätzen. Geschickt und humorvoll nutzt die Autorin ihre Figuren auch, um politisch fehlgeleitetes Denken und gegenwärtige Gesellschafts-probleme aufs Korn zu nehmen. Elisabeth Herrmann verbindet ihre eigenen Erfahrungen, die sie als junge Frau in einem Kibbuz gesammelt hat, mit gründlicher Israel-Recherche und kombiniert ihre kulturelle Kompetenz gewinnbringend mit ihrer meisterhaften Erzählkraft. Das Ergebnis kann sich bestens sehen lassen. Ich habe das Buch sehr genossen und die Nacht durchgelesen. Meine Urlaubsempfehlung!

Totengebet ist der vierte Krimiband, in welchem der Berliner Anwalt Joachim Vernau im Zentrum des Geschehens steht. Die Figur ist inzwischen auch aus diversen ZDF Produktionen mit Jan-Josef Liefers in dieser Rolle bekannt. Ich kann hier keinen Vergleich ziehen, weil ich die TV-Adaptionen der Romane überhaupt nicht kenne. Ich behaupte einfach mal die Bücher sind in jedem Falle noch besser. Elisabeth Herrmann hat mich noch nie enttäuscht.

Bis bald,
Eure Caroline


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Montag, 9. November 2015

[Rezension] Der Radieschen-Mörder
Ein perfider Gartenkrimi von Bernd Flessner

"Erheben Sie das Glas auf den Obst- und Gartenbauverein Biberbach. Und natürlich auf Karin & Walter Dollinger! Zum Wohl!"


Wie gerät eine Leiche in ein Maischefass? Und dazu noch mit einem Radieschen im Mund? Ein Unfall ist da ausgeschlossen und so gerät das schöne Dorf Biberbach in Aufruhr als ihr Mitbürger Johann Kunrath in dieser ungesunden Lage aufgefunden wird.

Mit freundlicher Genehmigung von blv
Der Tote war ein Einzelgänger und Sonderling, hatte kaum Freunde, doch er lebte für seinen Garten und gehörte als aktives Mitglied dem örtlichen Obst- und Gartenbauverein Biberbach an.
Eine Vollversammlung zu Ehren des grausam getöteten Mitglieds wird eiligst einberufen. Alle Hobbygärtner, Saftliebhaber und Kleinbrenner folgen zahlreich dem Aufruf des Vereinsvorsitzenden Axel Baumeister. Im Vereinsvorstand ist auch Walter Dollinger, der mit 58 Jahren auf Grund einer tückischen Allergie bereits im Ruhestand ist. 
Die Satzung des Gartenbauvereins fordert, dass einige Mitglieder den Garten des Verstorbenen weiterpflegen, bis seine Erben eintreffen. Ein folgenreicher Beschluss wird gefasst, der Walter Dollinger in die Schusslinie der polizeilichen Ermittlungen katapultiert. Bei der Gartenpflege für den getöteten Vereinskollegen macht er zufällig Entdeckungen, die die bisherigen Erkenntnisse der Polizei auf den Kopf stellen. Doch der Chef-Ermittler Schwerdtfeger ist ein grober und selbstgefälliger Klotz, der von Dollingers Vermutungen nichts wissen will.
Statt dessen stellt er Dollinger und den ganzen Gartenbauverein unter Generalverdacht. Aus Empörung ernennen die Biberbacher Vereinsmitglieder Walter Dollinger zum Amateurdetektiv mit der Lizenz zum Mord aufklären. Gemeinsam mit seiner Frau Karin stürzt Dollinger sich in die Ermittlungen und gerät dabei selbst in Lebensgefahr.

Der Krimi ist in einer sommerlichen Welt voller Gartenfreude angesiedelt. Neben der spannenden Story sind auch immer wieder Erdbeeren, Tomaten, rote Beeten, Wachs- und Stangenbohnen Nebendarsteller und Metaphern in der Handlung. Es gibt akribische Hardliner unter den Gärtnern und diejenigen, die auch ein Herz für Raupen und Wildwuchs in Ihrem Garten haben. Zu Letzteren gehört auch Hobby Detektiv Walter Dollinger. Seine Allergie hat ihn viel zu früh berufsunfähig gemacht, doch das er immer noch Biss und Mut hat beweist er nicht zu knapp bei den aufreibenden Mordermittlungen. Unterstützt wird er dabei von seiner Ehefrau Karin, die trotz Lebensgefahr tapfer zu ihm hält. Auch die Dorf-Klatsch-Tante Monika Dietlein versorgt ihn gefragt und ungefragt mit jeder Menge Details zum Ermordeten und dem engeren Personenkreis.

Dieses Buch ist in jeder Hinsicht eine positive Überraschung. Bei einem Verlag, der primär Ratgeber- und Sachbücher zu Themen aus Natur- und Freizeit herausgibt, hatte ich keine Prosa erwartet. Und doch glich der Messestand des blv Verlages schon selbst einem Radieschen Beet, übersät mit Exemplaren des Radieschen-Mörders. Ein ungewöhnlicher Umstand, der mich Neugierig machte.

Lesen durfte ich dann, eine überaus frische Geschichte mit einem unverbrauchten und sympatischen Ermittler. Voller spannender Momente zum Luft anhalten und mitzittern. Der Leser wird verschont von unnötigen Längen und Zeit dehnenden Beschreibungen. Das bayrische, dörfliche Umfeld ist ein idyllischer Kontrast zur Härte des Verbrechens aber ohne den üblichen Bayern Klamauk. Liebevoll flicht der Autor eine gute Dosis Garten- und Dorf-Romantik mit in die Kriminalstory, so dass dieses Buch eine Extra-Empfehlung für alle Gartenfreunde verdient. Aber auch Menschen ohne grünen Daumen können sich von der gewitzten Geschichte mitreißen lassen. Bernd Flessner erzählt schnell und schnörkellos mit einer wohl dosierten Prise Humor und Selbstironie. Flessner lässt als Autor einen guten Beobachter und Menschenkenner durchblicken, der in die dörfliche Gemeinschaft und das Vereinsleben alle gängigen Typen der neuzeitlichen Latte-Macchiato-Gesellschaft eingebaut hat.

Der Radieschen-Mörder hat mich wunderbar unterhalten und mir viel Spaß gemacht. Ich habe den Krimi wirklich zügig durchgelesen und bestens dabei entspannt. Ein tolles leichtes Unterhaltungsbuch, dass ich Euch weiterempfehlen möchte, von einem Autor mit Background wie bei blv nachzulesen ist.

Eure Caroline Schultz

Der blv Verlag über den Autor:
Dr. Bernd Flessner studierte Germanistik, Theater- und Medienwissenschaft sowie Geschichte in Erlangen und promovierte 1991. Er arbeitet als Zukunftsforscher am Zentralinstitut für Angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg sowie als freier Autor. Er schreibt u. a. für die Neue Zürcher Zeitung, die Nürnberger Nachrichten, die Zeitschriften mare und Kultur & Technik sowie für Fernsehsender wie den Bayerischen Rundfunk. Als Autor wurde er 2007 mit dem Utopia-Preis (Aktion Mensch) und 2011 mit dem International Corporate Media Award ausgezeichnet. Von ihm erschienen zahlreiche Kriminalerzählungen in verschiedenen Verlagen und fünf Romane mit dem Hauptkommissar Gerd Greven (Leda-Verlag). Dr. Bernd Flessner ist außerdem Mitglied im »Syndikat«, einer Autorengruppe für deutschsprachige Kriminalliteratur.
Mehr Infos unter www.bernd-flessner.de.