Tannenbaum-Entsorgung für Anfänger
oder „Knüt“ auf ostwestfälisch.
Ausflug
Ein Samstag im Januar. Die
Familie sitzt (endlich) zufrieden im Auto für den (langersehnten)
Familienausflug zur Verwandtschaft.
Ein paar Wohnstraßen von unserem
Häuschen entfernt, kreuzen die Tannenbaum-Sammler unseren Weg: „Schau mal, da ist das
Trecker-Gespann, das jedes Jahr die Weihnachtsbäume abholt!“ rufe ich meinem Gatten aufgeregt zu. „Warum habe ich nur nicht daran gedacht? Oh nee, dann bleiben wir jetzt auf unserem
Nadelgerippe hängen.“ Ich ärgere mich leise. Man müsste eine Haushaltshilfe haben, die so was regeln kann wenn man nicht zu Hause ist.
Die
besten Nachbarn der Welt
„Aber wer braucht
Hausangestellte, wenn er die besten Nachbarn der Welt hat?“, denke ich
leichtfertig. Fix wähle ich die Mobil-Nr. meiner Nachbarin zur Linken:
„Tuuut – Tuuut – Tuuut – Tuuut“ Niemand erhört
mich.
So schnell gebe ich nicht auf und
wähle die Nummer von Nachbar Tom (total schräg gegenüber). Diesmal habe ich
Glück!
„Hey, Caro!
Weihnachtsbaum-Abholung? Ja klar, kann ich das machen. Ich geh mir den Baum mal
holen.“
„Super, danke!“ sage ich und
freue mich über mein Organisationstalent.
Die Familie legt derweil einen kurzen Zwischenstopp ein und
der Familienvater parkt die Familienkutsche direkt vor dem Blumengeschäft. Ich
sprinte in den Laden, schnappe mir eine traumhaft schöne Orchidee und bezahle.
Während meine Blume noch hübsch verpackt wird, klingelt es rhythmisch aus
meiner hinteren Hosentasche:
„Da dam da dam, Da dam da dam, Da dam da dam“.
Die Lieblings-Nachbarin von Links ist am Apparat. Ich erzähle kurz warum ich sie sprechen wollte und dass sich ja jetzt Tom um den Baum
kümmert ...bla, bla ... alles erledigt ist.
„Caro, Du bist im Irrtum!“ erklärt mir Ute vom anderen Ende
der Leitung:
„Die Weihnachtsbaum-Entsorger“ waren heute schon ganz früh
da. Mit einem Bulli, nicht mit einem Trecker!“.
Oh oh, schwant es mir, da habe ich dem hilfsbereiten Tom unser
Nadelgerippe wohl grundlos aufgezwängt.
Ich danke Ute für die Info und überlege noch, was ich jetzt
als nächstes machen werde.
Bei Tom anzurufen ist mir deutlich zu peinlich.
Also schreibe ich eine WhatsApp:
Hallo Tom! Ich hörte eben von Ute, dass die Tannenbaum Entsorger
schon
um 9.00 Uhr da waren!
Es hat sich also erledigt! DANKE x
OK, ich bringe Euch den Baum wieder zurück. x
Nein, Behalt ruhig.;-);-)
Den Wiggel mache ich wieder gut :-)
Organisationstalent
Ich entspanne mich und wir sausen
weiter über die Autobahn.
„Da dam da dam, Da dam da dam“.
klingt es diesmal aus meiner Handtasche, ich wühle bis ich das Mobilfon habe
und melde mich hektisch:
„Hallo Carolineee...“ erwidert eine
freundliche Vertreterstimme auf der anderen Seite. Hallo Wolli, begrüße ich den
Ehemann meiner Nachbarin Ute. „Sag mal Carolineee, wo habt ihr denn Eure Palme?“
Keine Ahnung? denke ich, woher soll ich das wissen. Ich bin doch hier im Auto. Und wer weiß ob Tom den Baum zurückgebracht hat? Ich zögere…und Wolli
spricht weiter:
„Du hör mal, ich kenn den Bullifahrer doch
vom Fußball, da kann ich ja noch mal anrufen, dann kommen die ein zweites Mal
und holen Eure Palme?! Wo liegt die denn?
„Eigentlich hinter dem
Schuppen,.. aber es kann sein, dass der Baum schon bei Tom ist. Der wollte sich
ja um unser Nadelgerippe kümmern…“ stottere ich mir zusammen und ich schäme
mich immer mehr dafür, die halbe Nachbarschaft mit unserem Weihnachtsbaum zu
belästigen. „Wenn er dort nicht mehr liegt, dann hat es sich erledigt.“ erkläre
ich Wolli nachdrücklich und hoffe, dass es auch so ist. Zur Sicherheit schicke ich noch eine WhatsApp an seine Frau Ute:
Macht Euch bitte nicht so viel Mühe mit unserem Tannenbaum!
Wir fahren dann die Tage mal zum Kompostwerk. LG Caro
Die
Macht des Feuers
Zwanzig Minuten später sind wir
bei der Verwandtschaft eingetroffen. Begrüßung; Küsschen, Küsschen, Lecker
Mittagessen, Gute Unterhaltung, Kinder spielen…..zwanghaft mal aufs Handy gucken....Ahhh da ist mir doch eine Nachricht entgangen.
WhatsApp von Tom
Ich arbeite an einer neuen Lösung. Mach ich
gern!
Au Backe! Was heißt das? Ich
dachte die Mission „Knüt“ wäre verschoben? Ich entscheide mich die Situation
auszusitzen. „Pling, Plong, Pling“ höre ich noch mal und schaue nach:
WhatsApp von Tom
Baumentsorgung erledigt. Alles zerkleinert.
Wird ein Feuerschalenopfer.
Ich schreibe zurück:
Danke xxxx
Das ist wohl eine akzeptable
Lösung denke ich bei mir. Das Nadelgerippe kann an Ort und Stelle entsorgt
werden. „Pling, Plong, Pling“ macht es schon wieder:
Wann seid Ihr wieder zurück? Lust auf
Feuerschale mit Grillen?
Unglaublich!!! Jetzt bekommen wir
auch noch eine Einladung zum Grillen!!! Das kann man in diesem Fall wohl nicht
ablehnen? Eine richtig tolle Idee, finde ich und stimme schnell zu.
Die Familie verbringt noch einen
schönen Nachmittag, bevor wir Richtung Heimat zu einem gelungenen Grillabend
aufbrechen: Das Tannenbaum Abgrill-Fest wird (trotz schlechter CO² Bilanz) ein
echter Erfolg und am Ende des Tages riechen beide Familien gleichmäßig nach verbrannter Nordmanntanne.
Nächsten Samstag hätte ich dann Lust auf Sperrmüll, auch ein Fest für die ganze Nachbarschaft! Alternativ dann mit Heißwürstchen und Kartoffelsalat. :)
Derweil hält Irgendwo in einem familienfreundlichen Wohngebiet ein
Treckerfahrer: „Entschuldigung, hier
soll noch ein Tannenbaum abgeholt werden??“ „Ich habe hinter dem
Schuppen schon nachgesehen, wo liegt der denn?“
hehehe....sehr lustig liebe Caro! Der Geruch war auch in unseren Nasen, aber so ist das wohl in einem familienfreundlichem Wohngebiet ;)
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